Das Internet der Dinge, die zunehmende digitale Vernetzung von immer mehr Bereichen – das sind viel diskutierte Themen. In der Wirtschaft spricht man von der „Industrie 4.0“ – der nahezu grenzenlosen Durchdigitalisierung der Prozesse in den Betrieben: Roboter und Maschinen in den Fabriken arbeiten autonom und überall entstehen Daten, die gesammelt und ausgewertet werden wollen.
Digitalisierung: Chance, Grenzen, Gefahren
Darüber hinaus zeigt sich die Digitalisierung auch bei kleineren Betrieben, insbesondere im Handwerk. So zeigt eine Studie des Zentralverbands des Deutschen Handwerks und des Digitalbranchenverbandes Bitkom, dass sich der digitale Wandel auch im weiteren Sinne niederschlägt: 95 Prozent der Handwerksbetriebe haben immerhin eine eigene Homepage; ein Drittel ist in Internet-Netzwerken aktiv.
Viele Betriebe verstehen den digitalen Wandel als Chance, andere stoßen dabei an ihre Grenzen und wieder andere sehen in der Digitalisierung eine Gefahr: Deutschlandweit werden laut einer Studie des Sachverständigenrats aus dem Jahr 2016 etwa 420 000 Arbeitsplätze wegfallen, jedoch auch 360 000 neu geschaffen.
Klar ist: Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt grundlegend verändern. Aber wie werden sich die Berufsfelder und Unternehmen zukünftig ganz konkret wandeln? Wo haben sie sich bereits verändert? Und welchen Einfluss nimmt der digitale Wandel auf die Bildung von morgen? Um das herauszufinden, sind Studierende der Universität Würzburg und der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) in die Rolle des Journalisten geschlüpft und präsentieren ab Juli ihre Ergebnisse in der Serie „Arbeitswelten der Zukunft“.
Mindestens einmal pro Woche erscheint dann ein Porträt über einen typischen Beruf oder ein Unternehmen aus der Region, das zeigt, wie sich der digitale Wandel bereits niederschlägt.
Den Leser erwartet ein breites Spektrum an verschiedenen Unternehmen: Vom Handwerksbetrieb, wo noch mit Holz gearbeitet wird, bis zum internationalen Unternehmen mit automatisierten Maschinen sind etliche Betriebe dabei. „Wir wollen uns an ganz konkreten Beispielen anschauen, wie die Digitalisierung den Arbeitsalltag im Betrieb prägt und was die Betriebe selber an Produkten und Lösungen herstellen, die wiederum die Digitalisierung prägen“, erklärt Projektbetreuer Claudio Höll, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Wirtschaftsjournalismus der Universität Würzburg.
Die porträtierten Berufe erstrecken sich vom klassischen Handwerker- und Pflegeberuf über den Apotheker, Fahrlehrer und Taxifahrer bis hin zum Informatiker. Dabei werden verschiedene Perspektiven auf den Wandel der Arbeit und die Zukunftsfähigkeit des eigenen Berufs offenbart – optimistische wie pessimistische.
Nicht das erste gemeinsame Projekt
Die Reihe ist eine Kooperation zwischen der Main-Post GmbH, der Professur für Wirtschaftsjournalismus an der Universität Würzburg und dem Masterstudiengang Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation an der FHWS. Insgesamt 150 Studierende, für die das Projekt Teil ihrer Studienleistung ist, recherchieren und verfassen die Beiträge und bereiten die Geschichten für eine Multimedia-Reportage auf. Schon vor drei Jahren haben Main-Post GmbH und FHWS beim Projekt „Übungsredaktion“ zusammengearbeitet. Damals beschäftigten sich die Autoren mit regionalen Wirtschafts- und Technikthemen.
Hintergrund des neuen Projekts ist eine Initiative des Bundesbildungsministeriums unter dem Motto „Arbeitswelten der Zukunft“ im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2018, für das sich die Professur für Wirtschaftsjournalismus beworben und dafür Fördermittel in Höhe von 100 000 Euro erhalten hat. Das Gesamtprojekt soll in einer Podiumsdiskussion bei den Würzburger Mediengesprächen am 14. November gipfeln, zu der auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek eingeladen wird.
Frühbrodt: Debatte „nicht den Tech-Konzernen überlassen“
„Der digitale Wandel ist das zentrale ökonomische Thema der kommenden Jahre für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagt Kim Otto, Professor für Wirtschaftsjournalismus an der Uni Würzburg. Es gehe dabei um politische Metathemen wie Elektromobilität, Energiewende und die Frage, wie sich Wettbewerbspolitik zukünftig verändern wird. Er sei froh, dass die Studierenden mit ihrem ökonomischen Hintergrund und ihrer journalistischen Arbeit dieses zentrale Wirtschaftsthema nun praxisbezogen bearbeiten würden.
Es sei wichtig, das Thema „Arbeitswelten der Zukunft“, das in erster Linie in der Wissenschaft diskutiert und in Studien beraten wird, zu versachlichen und an realen Beispielen zu erklären, betont Lutz Frühbrodt, Professor für Fach- und Wirtschaftsjournalismus an der FHWS: „Ich glaube, dass wir generell das Thema Digitalisierung nicht nur in der Arbeits-, sondern auch in der Lebenswelt stärker zu einer öffentlichen Debatte machen sollten.“
Obwohl alle von der Digitalisierung betroffen seien, werde das Thema bislang einfach so hingenommen. Frühbrodt plädiert dafür, sich schon jetzt frühzeitig zukunftsweisende Gedanken zu machen, anstatt es „anderen Playern“ wie „den Tech-Konzernen in den USA und China“ zu überlassen.