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MÜNCHEN
DGB: Viele bleiben trotz Arbeit arm
Harte Arbeit, wenig Lohn: Eine Gebäudereinigerin wischt den Flur in einer Schule.
Foto: dpa | Harte Arbeit, wenig Lohn: Eine Gebäudereinigerin wischt den Flur in einer Schule.
Von unserem Korrespondenten ULI BACHMEIER
 |  aktualisiert: 27.02.2012 19:42 Uhr

Während Staatsregierung und Wirtschaft von Vollbeschäftigung in Bayern schwärmen, schlägt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Alarm wegen einer „massiven Zunahme unsicherer Beschäftigungsverhältnisse“ in Bayern. Matthias Jena, Chef des DGB in Bayern, sprach am Montag in München von einer „zunehmenden Unordnung am Arbeitsmarkt“ und sagte: „Immer mehr Menschen in Bayern arbeiten und bleiben arm, haben mehrere Jobs und kommen trotzdem nicht über die Runden.“

Scharfe Kritik übte Jena an Arbeitgebern, die über Werkverträge und Scheinselbstständigkeit neue Schlupflöcher suchen, um an billige Arbeitskräfte zu kommen: „Es gab einmal einen Konsens in diesem Land, wonach jeder, der die ganze Woche hart arbeitet, von seiner Arbeit auch leben können muss. Dieser Konsens wird von mehr und mehr Arbeitgebern durch Tarifflucht und weitere Deregulierung einseitig aufgekündigt.“

Prekäre Beschäftigung

Ein Jahr nach dem Report über Leiharbeit legte der DGB Bayern nun den Report „Prekäre Beschäftigung in Bayern“ vor, der in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Institut für empirische Sozialökonomie, INIFES (Augsburg) erstellt wurde. Die Studie trägt den Untertitel „Jung, Weiblich, Alt“, weil – so das wichtigste Ergebnis – junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, Frauen und ältere Arbeitnehmer von ungeschützten und unsicheren Arbeitsverhältnissen besonders betroffen sind.

Der DGB-Chef wies vor allem auf die Situation junger Menschen hin. Eine abgeschlossene Berufsausbildung, so Jena, sei längst kein Garant mehr für einen erfolgreichen Einstieg in den Beruf: „Junge Leute sind vermehrt prekär beschäftigt, arbeiten befristet, in Leiharbeit, oder werden geringfügig entlohnt.“ 42 Prozent der 15- bis 24-Jährigen, die eine Vollzeitstelle haben, arbeiteten im Niedriglohnbereich. Unter den Leiharbeitern und geringfügig Beschäftigten sei diese Altersgruppe stark überrepräsentiert.

Qualifikationen gehen verloren

Damit verbunden sei ein zusätzliches Problem. „Qualifikationen, die sich junge Leute angeeignet haben, gehen verloren, wenn sie nicht entsprechend eingesetzt werden. Wer also über fehlende Fachkräfte jammert, der muss gerade jungen Menschen eine Chance geben“, sagte Jena.

Als Konsequenz aus seiner Studie fordert der DGB eine Abkehr vom Kurs der Deregulierung des Arbeitsmarktes. „Das Experiment der fleißigen Abschaffung von Regeln und Schutzvorschriften ist gescheitert“, sagte Jena und plädierte für schärfere Regeln zu Werkverträgen, Leiharbeit und befristeter Beschäftigung sowie für einen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde.

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) warf dem Deutschen Gewerkschaftsbund unterdessen „Panikmache“ vor. „Der Bericht des DGB erweckt den Eindruck, die Lage in Bayern sei dramatisch. Das Gegenteil ist der Fall: Bayern hat den besten Arbeitsmarkt in ganz Deutschland“, erklärte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt und verwies darauf, „dass der Niedriglohnsektor vor allem Personen in Arbeit bringt, die ansonsten kaum in den Arbeitsmarkt integriert werden könnten“.

 
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