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BERLIN
Der unheimliche Boom der Schattenbanken
Boom-Branche: Über sogenannte Schattenbanken läuft ein Großteil der weltweiten Transaktionen.
Foto: dpa | Boom-Branche: Über sogenannte Schattenbanken läuft ein Großteil der weltweiten Transaktionen.
Von dpa-Korrespondent André Stahl
 |  aktualisiert: 19.11.2012 19:42 Uhr

Es war die Kampfansage der Politik unmittelbar nach Ausbruch der Bankenkrise: Kein Finanzprodukt, kein Finanzmarkt und kein Finanzmarkt-Akteur sollen künftig unkontrolliert bleiben. Doch drei Jahre nach dem Schwur der G20-Wirtschaftsmächte gibt es immer noch Lücken. Am meisten Sorgen bereitet die Abwanderung von Finanzjongleuren ins undurchsichtige System der sogenannten Schattenbanken.

Wie groß ist denn die Gefahr, die von Schattenbanken ausgehen?

Bankenaufseher weltweit warnen seit langem vor dem nächsten Crash. Grobe Schätzungen gehen davon aus, dass Schattenbanken etwa 25 bis 30 Prozent des globalen Finanzsystems ausmachen. Zwischen 2002 und 2007 ist das Volumen der Schattenbanken laut Finanzstabilitätsrat der G20-Staaten (FSB) von geschätzten 26 Billionen US-Dollar auf 62 Billionen US-Dollar gestiegen – und bis Ende 2011 bezifferte auf nun 67 Billionen US-Dollar. Es könnte sogar mehr sein, denn die Dunkelziffer ist hoch. Allein in den USA wird mit 16 000 Milliarden ein größeres Kreditvolumen bewegt, als von herkömmlichen Banken (rund 13 000 Milliarden Dollar).

Warum ist dieser Markt so explosionsartig gewachsen?

Immer mehr Finanzinvestoren wandern in den völlig unkontrollierten Schattenbanksektor ab. Der Markt wächst rasant, auch weil Banken und Versicherer inzwischen strenger beaufsichtigt werden. Damit steigt die Gefahr von Ausweichmanövern „seriöser“ Institute in den Schattensektor. Diese Nicht-Banken jonglieren mit zum Teil schwer durchschaubaren Konstrukten sowie unvorstellbaren Summen und wickeln jene Deals ab, die kontrollierte Banken immer mehr auslagern.

Wer profitiert von dem Boom im Schattenbank-Sektor?

Profiteure des neuen globalen Finanzcasinos sind besagte Hedgefonds, Geldmarktfonds und sogenannte Private-Equity-Gesellschaften – vor allem aber deren Manager, die sich mit den Boni in traditionellen Banken nicht mehr zufrieden geben. Sie werden von regulierten großen Pensionsfonds, Versicherern und Banken derzeit mit frischem Geld geradezu zugeschüttet. Geldhäuser nutzen Schattenbanken weltweit als Handelspartner, um Risiken aus ihren Bilanzen loszuwerden. Hedgefonds leihen sich also nicht nur Geld bei Kreditinstituten, sondern sie kaufen diesen auch riskante Posten ab. Das ist für Banken oft der einfachste Weg, um die strengeren Eigenkapitalvorgaben zu erfüllen.

Worin liegt das Risiko für die globale Wirtschaft?

Schattenbanken können mit viel geliehenem Kapital äußerst riskante Wetten auf alles Mögliche eingehen – mit der Gefahr einer gigantischen Pleite samt erheblichen Dominoeffekten an den Märkten insgesamt. Und das alles ohne Kontrolle.

Schattenbanken

Er ist sehr vielschichtig: der internationale Schattenbanken-Sektor. Der Billionen schweren Branche gehören Finanzjongleure an, die nicht Teil des traditionellen Bankensektors sind, kaum einer Kontrolle unterliegen und die über keinerlei Einlagensicherung verfügen. Das betrifft etwa Hedge-Fonds oder Private-Equity-Investoren. Für Bauchschmerzen sorgten zuletzt vor allem Geldmarktfonds, die aus Sicht von Experten besonders verwundbar – und daher auch besonders bedrohlich sind. Text: dpa

 
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