Sex sells, das ist auch Abdelaziz Aouragh klar. Seit vier Jahren schon versucht der Niederländer, mit Sinnlichkeit Geld zu verdienen. Darum hat er El Asira gegründet, einen Internetshop für Erotikartikel. Doch mit dem einstigen Schmuddelimage der Branche, mit Penispumpen und Nippelklemmen, will Aouragh nichts zu tun haben. Er träumt von einer neuen Nische: Seine Produkte sind allesamt halal, entsprechen also dem islamischen Recht, der Scharia.
Ein Sexshop sei El Asira daher auf keinen Fall, sagt Aouragh. „Mit unseren Produkten haben wir ein anderes Ziel gesetzt: eine tiefere sinnliche, sexuelle oder spirituelle Verbindung zwischen Mann und Frau“, heißt es auf der Webseite. Für Dildos und Vibratoren bleibt da kein Platz. Nur ein knappes Dutzend Cremes und Öle erhielten von Aouragh bislang das Prädikat „halal lifestyle“.
Fettnäpfchen vermeiden
Den Erotik-Konzern Beate Uhse schreckt das nicht ab. Im Gegenteil: Seit Sommer kooperiert das Flensburger Unternehmen mit dem muslimischen Start-Up, beteiligt sich an der Produktentwicklung und stellt die Strukturen für Vertrieb und Logistik zur Verfügung. „Wir sehen großes Potenzial im Markt für Scharia-konforme Produkte. Alleine könnten wir den Markt nicht erschließen“, erklärt Vorstandschef Serge van der Hooft.
Noch stecke die Zusammenarbeit in den Kinderschuhen. Die Führung werde aber in jedem Fall bei El Asira liegen: „Wir wollen sicherstellen, dass wir nicht in Fettnäpfchen treten.“ Schließlich ist die islamische Sexualmoral immer wieder Gegenstand religiöser und gesellschaftlicher Debatten. 2006 etwa wurde in Ägypten über eine Fatwa – ein islamisches Rechtsgutachten – diskutiert, die besagte, „dass eine Ehe ungültig wird, wenn sich die Partner beim Akt ganz ausziehen“.
Im Internet wird in unzähligen Foren gestritten, ob Oralverkehr und Masturbation haram – also verboten – sind oder nicht. Das klassische Sexshop-Sortiment mit Penetrationsprodukten und vielem mehr hätte daher bei El Asira nichts verloren, heißt es von Beate Uhse.
Für El Asira ist die deutsch-niederländische Partnerschaft neben aller religiöser Absicht auch der wirtschaftliche Versuch, endlich schwarze Zahlen zu schreiben. Denn vier Jahre nach der Gründung wirft das Scharia-Konzept immer noch keinen Gewinn ab. „Ob das ein Erfolg ist, wissen wir erst in ein, zwei Jahren“, räumt Aouragh ein. „Aber mit Beate Uhse haben wir einen neuen Start geschafft.“ Seit November werden einige der Produkte auch bei Beate Uhse angeboten.
Mehrere Tausend Kunden hat El Asira nach Angaben des Gründers schon jetzt. Rund 80 Prozent von ihnen sind Frauen. Damit passt der Shop bestens in die Neuausrichtung von Beate Uhse. Unter Vorstandschef van der Hooft hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren ein neues Image verpasst – mit weniger Pornos und einem verspielten, pinkfarbenen Logo. Frauen rückten stärker in den Fokus.
Muslimisch ist nach Aouraghs Worten hingegen nur eine Minderheit der Kunden von El Asira. Die Produkte mit Namen wie „Charming Cherry“ oder „Arabesque“ werden demnach bislang vor allem nach Skandinavien und Indien verkauft. Das Ziel des Gründers bleibt dennoch der arabische Markt – und das nicht nur im Internet.
Erste Pläne, einen El-Asira-Laden in der Offline-Welt zu eröffnen, nehmen Form an. 100 bis 150 Produkte soll das Angebot bis dahin umfassen. Aouraghs Wunschstandort für die Premiere steht längst fest: Mekka – die zentrale Pilgerstätte des Islam.