Hinter den Kulissen tobt ein Kampf um die Sanierung des Buchhandelsgeschäfts der insolventen Augsburger Verlagsgruppe Weltbild. Dabei steht die komplizierte Struktur des Geschäftsbereichs einer Lösung im Weg.
Weltbild und das Münchner Unternehmen Hugendubel arbeiten seit Mitte der 90er Jahre zusammen. 2007 wurde dieses Geschäft in der „DBH Buch Handels GmbH“ zusammengefasst. Weltbild und Hugendubel sind zu je 50 Prozent beteiligt. Unter dem DBH-Dach befinden sich in Deutschland 237 zu Weltbild zählende Buchhandlungen und 77 Hugendubel-Filialen. Insgesamt geht es um das Schicksal von rund 3100 Mitarbeitern.
Dass einige Weltbild-Filialen keine Gewinne abwerfen und aus Sicht von Buchhandelsexperten veraltet wirken, wurde immer wieder diskutiert. Doch es steht nicht fest, wie viele der Geschäfte rote Zahlen schreiben. Ein Insider sagt: „Es ist bei Weitem nicht so, dass alle Weltbild-Filialen kränkeln und alle Hugendubel-Geschäfte vor Kraft strotzen.“
Eine Sache ist aber klar: Der Druck auf die Verantwortlichen bei Weltbild und Hugendubel steigt immer mehr an, bald ein Sanierungskonzept für die DBH vorzulegen, das auch die Schließung von Filialen beinhaltet. Der Druck ist deshalb so groß, weil Weltbild-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz möglichen Investoren rasch ein interessantes Angebot vorlegen will. Die Attraktivität einer derartigen Offerte fällt höher aus, wenn erste Sanierungsschritte eingeleitet wurden. Aber noch zieht sich die Einigung auf eine Neuausrichtung der Buchhandelsholding in die Länge. Woran liegt das? In diesem Augsburger Wirtschaftsdrama lohnt es, die Interessenslage der wesentlichen Akteure – und das sind viele – zu verstehen.
Geiwitz handelt nach der Insolvenzordnung. Er muss aus dem Blickwinkel von Gläubigern darauf bedacht sein, Werte zu erhalten oder sogar zu steigern. Deshalb versucht der Experte, das Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen zu führen, um es für einen Investor attraktiver zu machen. Dazu ist aber eine Sanierung des Buchhandelsgeschäfts eine wichtige Voraussetzung.
Die Buchhandelsfamilie aus München leidet ebenfalls unter der Branchenkrise und der Verlagerung zum Onlinegeschäft. Die Verantwortlichen des Unternehmens würden sich am liebsten ganz aus der gemeinsamen Holding mit Weltbild zurückziehen. Das ist aus mehreren Quellen zu erfahren. Eine solche Ausstiegs-Strategie gestaltet sich schwierig, hängt die Familie doch finanziell zum Teil am Tropf der katholischen Kirche, die indirekt Anteilseigner von Weltbild ist. Seitens des Erzbistums München und Freising sind zehn Millionen Euro an DBH geflossen, um es zu erschweren, dass Hugendubel in den Strudel der Weltbild-Pleite gerät.
Kirchen-Vertreter wollen mit aller Macht verhindern, als Schuldige für den massenhaften Abbau von Arbeitsplätzen zu erscheinen. Deshalb stellen die Kirchen-Repräsentanten in München die Auszahlung von weiteren zehn Millionen Euro an die Holding DBH unter die Bedingung einer „wohlwollenden Prüfung“ in Aussicht. In dieses sozial orientierte Kirchen-Konzept würde es aber nicht passen, wenn die Manager von Hugendubel und Weltbild gemeinsam beherzt notleidende Filialen dichtmachen und dadurch viele Jobs streichen.
Die Fürsprecher der Beschäftigten aus dem Weltbild-Konzern kämpfen im Hintergrund kräftig dafür, dass Hugendubel die Verbindungen zu dem Augsburger Unternehmen beibehält. Denn bisher beliefern sich beide Anbieter mit Büchern und betreiben Internet-Plattformen. Peter Fitz, Betriebsratsvorsitzender der Verlagsgruppe Weltbild, warnt die Hugendubel-Manager davor, die Verbindungen zu Weltbild abzutrennen: „Das kostet Arbeitsplätze.“
Am Donnerstag tagt der Konzernbetriebsrat in Augsburg. Das Thema „Hugendubel“ wird sicher diskutiert. Auch die Beschäftigtenvertreter verschließen sich nicht der Sanierung der Buchhandelssparte. Erfolge dabei können nur eintreten, wenn die Manager von Weltbild und Hugendubel zusammenarbeiten.