Die Sache mit dem britischen Taxi-Fahrer hat Stefan Götzl doch sehr zu denken gegeben. Als er jüngst in Großbritannien zu tun hatte, stieg der Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern in ein Taxi. Es muss ein recht klappriges Auto gewesen sein. Als Götzl den Fahrer erstaunt fragte, warum sein Auto in einem so schlechten Zustand sei, sagte der Mann frustriert, dass ihm seit zwei Jahren keine Bank mehr Geld für fällige Reparaturen geben würde. Das zeige, so Götzl, was einer Wirtschaft drohte, die, wie Großbritannien, nur auf Großbanken setze.
Bei einem Hintergrundgespräch mit nordbayerischen Journalisten sprach Götzl vor wenigen Tagen Themen an, „die es in sich haben“. Aus seiner Sicht sind das etwa die Pläne der Europäischen Union (EU) für eine gemeinsame Bankenaufsicht sowie die verschärften Eigenkapitalregeln für Finanzinstitute nach Basel III. Die Zeit dränge: Bereits in den kommenden Tagen und Wochen könnten hierfür die Weichen gestellt werden.
Stichwort Bankenaufsicht. Die Pläne der EU für eine zentrale europäische Aufsicht aller 6000 Banken seien „ganz erheblich von macht- und interessenpolitischem Kalkül motiviert“, so Götzl. Die Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) würden nur ihre Kompetenzfülle vergrößern wollen. Bewährte Geschäftsmodelle wie die deutschen Genossenschaftsbanken drohen so vom System der international agierenden Großbanken verdrängt zu werden. „Das ginge auf Kosten der Deutschen.“
Stichwort Basel III. Es gehe hier nicht zuletzt darum, die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen sicherzustellen. Gerade Bayern mit seinem starken Mittelstand sei hierauf angewiesen. Würden die Richtlinien für Großbanken eins zu eins auf regional tätige Institute wie die Volksbanken und Raiffeisenbanken angewandt werden, könnte dies Kredite deutlich verteuern. „Dann bekämen wir doch eine Kreditklemme.“ Immerhin, es sehe es hier gut aus, dass man vonseiten der EU einlenke.
Und dann noch das Stichwort Einlagensicherung. „2009 waren im britischen Fonds dafür gerade einmal neun Millionen Euro vorhanden“, wetterte Götzl – alleine die deutschen Sparkassen und VR-Banken hätten jeweils Milliardenbeträge für mögliche Ausfälle zurückgelegt.
Götzl machte klar: Wenn sich die spanischen und britischen Großbanken durchsetzen, dann könnte es für die kleineren, regional tätigen Banken und ihre Kunden künftig schwer werden. Für ihn hat sich sein Job längst gewandelt: Als er 2005 sein Amt antrat, machte die Lobbyarbeit in Sachen Regionalbanken nur einen kleinen Teil aus. „Heute“, sagte Götzl, „sind es 50 Prozent.“