Selbst die Krise des Jahres 2008 hat der Gesundheitswirtschaft nichts anhaben können. Während in den meisten Bereichen die Leistung zurückging, erwies sie sich als Job- und Wachstumsmotor. Und so wird es wohl auch künftig bleiben, selbst wenn eine Gesundheitsreform die andere jagt und für Verunsicherung sorgt. Erhebliche Zuwachsraten sind in den Bereichen Rehabilitation und Pflege zu erwarten – und das wird die schon heute angespannte Personalsituation noch verschärfen. Zwischen den einzelnen Regionen wird es zu einem heftigen Wettbewerb um die besten Köpfe kommen. Und Mainfranken ist dafür sehr gut aufgestellt.
Das konnte man als Fazit des zehnten Wirtschaftsforums Mainfranken mitnehmen, zu dem die Region Mainfranken GmbH und die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft nach Schweinfurt geladen hatten. Ausgangspunkt war eine Studie der GP Forschungsgruppe zu den Perspektiven der Gesundheitswirtschaft in Bayern, zu der 15 Experten befragt worden sind.
Starkes Wachstum erwartet
Sie erwarten einerseits ein starkes weiteres Wachstum, aber auch tief greifende Veränderungsprozesse, die in unterschiedlichem Tempo eintreten werden. Während die regionale Vernetzung der Anbieter bereits verstärkt zu beobachten ist, werden das betriebliche Gesundheitsmanagement oder die ambulante geriatrische Reha beispielsweise erst später an Bedeutung gewinnen. Mit der elektronischen Patientenakte und dem Durchbruch der Tele-Diagnose und -therapie rechnet GP-Geschäftsführer Dieter Korczak erst Mitte der 20-er Jahre.
Starke Zuwachsraten sieht Korczak bei den Ärzten, den Altenpflegern und bei den Physiotherapeuten. Die Betreuung im Alter sei ein großer Markt, müsse aber grundlegend umgestaltet werden. „Mit Leuten, die mit den Beatles groß geworden sind, kann man keine Kinderlieder singen.“ Das Präventionsbewusstsein werde zunehmen. Die Medizintechnik sei ein Boomfaktor für Deutschland mit einem hohen Exportanteil, sagte Korczak. Ausgaben im Gesundheitswesen seien klar unter der Rubrik Investitionen zu verbuchen. Dass die Vernetzung in der Region schon weit fortgeschritten ist, unterstrichen Anja Simon, Vorstandsmitglied des Universitätsklinikums Würzburg, und Adrian Schmuker vom Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt. Ziel sei es, das vorhandene Angebot an Spitzenmedizin zu den Patienten vor Ort zu bringen, sagte Schmuker.
Beispiele für Kooperation
Gute Beispiele für die Kooperation seien, so Simon, das Onkologische Zentrum und das Zentrum für Herzinsuffizienz in Würzburg. Dass sich die Universität und die Fachhochschule geöffnet haben, begrüßte Thomas Bold. Der Landrat anerkannte die starke staatliche Förderung für die Telemedizin in Bad Kissingen und entwarf das Zukunftsbild einer ganzheitlichen Medizin, die über die Behandlung, Reha bis zur Überwachung zu Hause reicht.
Dass auch ein relativ kleines Bad wie Bocklet sich mit seinen Reha-Angeboten am Markt behaupten kann, unterstrich Geschäftsführer Harald Barlage. Kontinuierlich steigende Übernachtungszahlen und 500 Arbeitsplätze zeigten die Bedeutung der Einrichtung auch für die lokale Wirtschaft.
Darauf wies auch Schmuker hin, 80 Prozent des 120 Millionen-Umsatzes seines Hauses blieben in der Region.
Dass „Made in Germany“ noch zählt, unterstrich Christoph Sahm, Werkleiter bei Fresenius Medical Care in Schweinfurt. 1100 Beschäftigte fertigen dort die Hälfte aller Dialysegeräte weltweit.