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FRANKFURT
Das Ende der Börsenrallye?
Geht es jetzt steil abwärts? Händler auf dem Parkett der Börse in Frankfurt.
Foto: Boris Roessler, dpa | Geht es jetzt steil abwärts? Händler auf dem Parkett der Börse in Frankfurt.
reda
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:19 Uhr

Katerstimmung statt Champagnerlaune. Erstmals seit knapp fünf Monaten ist der Dax im Handelsverlauf wieder unter die Marke von 9000 Punkten gerutscht. Anfang Juni hatte das wichtigste deutsche Börsenbarometer noch die Hürde von 10 000 Punkten genommen. Der Leitindex beendete den Handel mit einem Abschlag von 0,33 Prozent auf 9009,32 Punkte.

Was verhagelt den Anlegern die Stimmung?

Internationale Krisen verunsichern Investoren. Insbesondere der ungewisse Ausgang des Konfliktes mit Moskau um die Ukraine sorgt nach Einschätzung von Beobachtern für Nervosität an den Aktienmärkten. „Solche Zeitperioden sind normalerweise davon geprägt, dass Anleger jeglichem Risiko und somit auch Neuinvestments in Aktien abgeneigt sind“, sagt Aktienhändler Markus Huber vom Londoner Handelshaus Peregrine & Black. US-Präsident Barack Obama habe noch zur Unsicherheit beigetragen, indem er Luftangriffe auf radikale Milizen im Nordirak genehmigt habe, ergänzt Marktexperte Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel.

Wie groß ist das Risiko für die deutsche Konjunktur?

Die Maschinenbauer senkten ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr bereits deutlich. Nach Einschätzung von Volkswirten steuert die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal auf ihren ersten Einbruch seit rund zwei Jahren zu. „Der Wirtschaftsaufschwung, der in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres begann und sich bis in den Winter fortsetzte, scheint nun eine längere Pause einzulegen“, schrieb Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn in der „Wirtschaftswoche“.

Welche Rolle spielen die Notenbanken?

Das wichtigste Schmieröl für die Börsen ist seit Jahren das extrem billige Geld der Notenbanken. Doch inzwischen treibt die Anleger die Sorge um die Zinswende in den USA um: Wann ist die Zeit des billigen Geldes vorbei? Sowohl Aussagen von US-Notenbankern als auch Beobachtern deuten mittlerweile darauf hin, dass die Währungshüter früher als bisher angenommen die Zinsen anheben könnten. Bereits seit Anfang des Jahres fährt die Fed ihre Konjunkturhilfen zurück und kauft weniger langfristige Staatsanleihen und Immobilienpapiere. Die bevorstehende Zinswende in den USA sei das beherrschende Thema, analysiert Aktienmarktexperte Michael Beck vom Bankhaus Ellwanger & Geiger.

Was beeinflusst die Stimmung an den Börsen noch?

Derzeit läuft die Berichtssaison für das zweite Quartal auf Hochtouren. Doch nicht alle deutschen Unternehmen bereiten ihren Aktionären Freude. Die Zahlen seien insgesamt etwas schwächer ausgefallen als erwartet.

Wie geht es am Aktienmarkt

weiter?

„Politische Börsen haben kurze Beine“, heißt eine Börsenweisheit. „In Anbetracht der Vielzahl an Krisenherden besteht das Risiko, dass dieses Mal die Beine etwas länger ausfallen können“, heißt es in einer Analyse der Postbank. Langfristig sollten sich die Kurse wieder erholen – vorausgesetzt, die internationalen Konflikte spitzen sich nicht weiter zu. Auch die DZ Bank ist zuversichtlich, dass sich die Aktienmärkte im weiteren Jahresverlauf leicht positiv entwickeln werden. Daniel Saurenz von Feingold Research ist dagegen skeptischer. Sollte es auch am US-Aktienmarkt deutlich nach unten gehen, könnte der Dax auf 8000 bis 8500 Zähler absacken.

Wie wird der Dax berechnet?

Der Dax ist der wichtigste deutsche Aktienindex. Er spiegelt die Entwicklung der 30 größten und umsatzstärksten börsennotierten deutschen Unternehmen wider. Zu Berechnung dient eine komplizierte Formel. Dabei werden die Aktien innerhalb des Index kapitalgewichtet: Je höher der Wert aller frei gehandelten Anteile eines Dax-Unternehmens, desto höher ist auch das Gewicht dieses Konzerns bei der Berechnung des Dax.

Berg- und Talfahrt

Der Deutsche Aktienindex Dax hat in den vergangenen vier Jahren eine Berg- und Talfahrt erlebt. Von 6000 Punkten auf 10 000 Punkte und wieder abwärts.

8. August 2014: Der Dax sackt unter die Marke von 9000 Punkten.

5. Juni 2014: Die Europäische Zentralbank macht Geld im Euroraum billig wie nie zuvor. Der Dax knackt zum ersten Mal in seiner rund 25-jährigen Geschichte die Marke von 10 000 Punkten.

25. Oktober 2013: Das Börsenbarometer klettert über 9000 Punkte. Die Hoffnung, dass die US-Notenbank Fed ihre ultralockere Geldpolitik beibehalten wird, beflügelt die Anleger.

8. März 2013: Der deutsche Leitindex steigt erstmals seit Anfang 2008 wieder über 8000 Punkte. Ein Grund: die Aussicht auf weiter billiges Geld der Notenbanken.

16. August 2012: Der Dax klettert über 7000 Punkte. Der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hatte betont, dass die EZB alles tun werde, um den Euro zu erhalten.

4. Juni 2012: Das Börsenbarometer rutscht wegen anhaltender Sorgen über die Entwicklung in der Euro-Schuldenkrise unter 6000 Punkte.

12. Oktober 2011: Die Hoffnung auf eine Lösung der Schuldenkrise wächst: Der Dax überspringt die Marke von 6000 Punkten.

8. August 2011: Die Anleger flüchten aus Aktien, nachdem die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft wurde. Der deutsche Leitindex fällt unter 6000 Punkte.

7. Dezember 2010: Der Dax klettert erstmals seit Juni 2008 über die Marke von 7000 Punkten. FOTO: dpa

 
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