
Die Zeit um Weihnachten ist für den Handel die umsatzstärkste im Jahr. Seit Wochen werden die Verbraucher aufs Kaufen eingestimmt – ob es um Luxusuhren, Smartphones, Fernseher, Möbel oder Designerschmuck geht. Zum Fest der Liebe sollen die Deutschen möglichst viel Geld für Geschenke ausgeben – und am besten auch für sich selbst. Spielt der Kontostand nicht mit, lockt das schnelle Geld auf Pump. Auch für die Banken brummt das Geschäft. Die Händler preisen „Wohlfühlkredite“ gleich mit an. Oder verlockende Finanzierungen mit null Prozent Zinslast. Doch Eva Raabe, Schuldnerberaterin der Verbraucherzentrale Hessen, warnt: Wer sich zum Ratenkauf entschließt, hat bisweilen eine teure Restschuldversicherung am Hals. Die Police bläht die Kreditkosten oft auf das Doppelte bis Dreifache auf – und wird so zur Schuldenfalle.
Wer das Geld für größere Anschaffungen nicht auf der hohen Kante hat, ist mit einem Ratenkredit in dieser Niedrigzinsphase eigentlich gar nicht schlecht beraten, sagt Max Herbst von der unabhängigen FMH-Finanzberatung. Darlehen über 5000 Euro sind momentan für drei bis etwa sieben Prozent Zinsen pro Jahr zu haben. „Besser als das Konto überziehen“, betont Herbst. Dafür verlangen die Banken nach wie vor bis zu 13 Prozent Dispozins jährlich. Abstottern ist salonfähig geworden. Das liegt nach Ansicht von Verbraucherschützern nicht allein an den günstigen Zinsen. Sondern auch daran, dass die Finanzierung auf Raten häufig angeboten wird. Zum Beispiel im Möbelhaus: Dort legt der Küchenplaner den fertig ausgefüllten Finanzierungsvertrag gern mit auf den Tisch.
Auf der Hut sein, warnt Andrea Heyer, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Sachsen. Eine schnelle Unterschrift kann teuer werden. Denn: Nebenbei mitverkauft wird oft eine sogenannte Restschuld- oder Restkreditversicherung. Das passiert auch online, beim Autohändler oder am Bankschalter. Die Police soll die Rückzahlung absichern, falls der Kunde nicht mehr zahlen kann. Viele Kunden merken gar nicht, dass sie die Extra-Versicherung mitabschließen.
Die Kosten dafür werden in den Effektivzins nicht eingerechnet. „Der hohe Zinssatz würde sofort abschrecken“, betont Herbst. So kann ein Ratenkreditzins von 4,99 Prozent durch die Koppelung mit der Versicherung plötzlich auf zwölf Prozent explodieren. Das Kombigeschäft sei schwer durchschaubar, warnt Raabe. Weil die Versicherungssumme an die meist kurzen Laufzeiten beim Konsumentenkredit angepasst wird, ist die Restschuldversicherung teuer erkauft. Die Prämien liegen, je nach Kreditsumme und Leistung, zwischen 250 und 15 000 Euro und werden als Einmalbetrag draufgeschlagen. So kann das 10 000-Euro-Darlehen für die Küche schnell um 700 Euro teurer werden. Darauf müssen dann noch happige Zinsen gezahlt werden. „Ein Ärgernis“, kritisiert Heyer. Nicht das Darlehen selbst, sondern die Versicherungsprämien treiben Verbraucher letztlich in die Schuldenfalle. Unzählige Bundesbürger stecken in den derzeit rund 1,5 Millionen Policen mit einer Gesamtversicherungssumme von über zehn Milliarden Euro fest – und jährlich kommen rund 300 000 Neuverträge dazu. Wer seinen teuren Vertrag loswerden will, kann sich bei den Verbraucherzentralen beraten lassen.
Obendrein taugt die Restschuldversicherung im Ernstfall nicht viel. „Dem Geldgeber nutzt sie deutlich mehr als dem Kreditnehmer“, mahnt Herbst.
Wer sich Geld für größere Anschaffungen leihen will, sollte wissen: Niemand muss die Versicherung mitkaufen – auch dann nicht, wenn Bankberater oder Verkäufer Druck machen. Ratenkredite können jederzeit auch losgelöst vom Händler abgeschlossen werden. Es lohnt sich, in aller Ruhe die verschiedenen Zinskonditionen am Markt zu vergleichen. Online ist das am besten möglich mit Hilfe von kostenfreien Internet-Rechnern, unter anderem von fmh.de, check24.de oder verivox.de. Auch sogenannte Null-Prozent-Finanzierungen sind für die Banken zum Milliardengeschäft geworden. Was früher nur Autokäufern offeriert wurde, wird jetzt auch Kunden in Möbelhäusern, Bau- und Elektronikmärkten aufgedrängt. Eine teure Küche oder das Sofa auf Pump bestellen und dann drei, vier oder gar acht Jahre lang keine Zinsen zahlen: Das klingt so verlockend, dass immer mehr Verbraucher einschlagen. Bei einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung GfK gab über die Hälfte der Kunden an, sie hätten ohne Null-Prozent-Finanzierung gar nicht zugegriffen.
Aber auch bei dieser Form des Ratenkredits gibt es versteckte Kosten. Mal werden Kontoführungs- oder Bearbeitungsgebühren verlangt, mal die teure Restschuldversicherung. Mal ist der Preis von vornherein etwas höher angesetzt. Damit wird dann unterm Strich doch noch Geschäft gemacht und der Kreditnehmer merkt es nicht einmal. Wer auf Pump, aber ohne Zinslast kauft, steht obendrein ohne Widerrufsrecht da.