Lahme Übertragung, Funklöcher: Gerade auf dem Land ist die Verbindung ins Internet mitunter ein Ärgernis – oder besser: ein Ärgernis gewesen. Denn eine am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) zeigt, dass es in Unterfranken beim Breitband kaum noch etwas zu meckern gibt. Was die sprichwörtlichen Rennwagen bei der Datenübertragung angeht, ist allerdings noch viel Luft nach oben.
"Massiver Handlungsbedarf" bei Glasfaserausbau
Wie Unterfrankens vbw-Vorsitzender Wolfgang Fieber in Würzburg sagte, stünden 95 Prozent der Haushalte im Regierungsbezirk eine Übertragungsrate von 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zur Verfügung. Das sei mehr als der Durchschnitt in Bayern, der bei 94 Prozent liege.
Die von vbw in Auftrag gegebene Untersuchung zeigt freilich auch, dass ländliche Regionen den Städten hinterherhinken. So haben in Unterfranken zwischen Ende 2018 und Ende 2019 die Ballungsräume bei superschneller Anbindung mit 1 Gigabit pro Sekunde um 35 Prozent zugelegt. Auf dem Land hingegen sind es gerade mal 2 Prozent.
Überhaupt sei die Versorgung gerade mit modernem Glasfaser in der Region schlecht. Laut vbw sind gerade mal 7 Prozent der Gemeinden daran angeschlossen – im Rest Bayerns ist die Quote doppelt so hoch. In Unterfranken herrsche somit "massiver Handlungsbedarf", sagte Fieber. Denn nur mit Gigabit-fähiger Anbindung könnten Gemeinden ihren Unternehmen einen attraktiven Standort bieten. Das sei in Zeiten der Digitalisierung überlebenswichtig.
Eine wichtige Rolle nimmt nach Fiebers Ansicht der Freistaat mit all seinen Förderprogrammen rund um die Breitbandversorgung ein. Was das im Alltag bringt, schilderte am Donnerstag Sebastian Hauck, Bürgermeister von Werneck (Lkr. Schweinfurt). Seine Marktgemeinde sei bereits 2008 auf den Zug aufgesprungen.
Privatkunden bremsen Glasfaserausbau
Seither habe Werneck sechs von der öffentlichen Hand unterstützte Vorhaben durchgezogen und dabei zum Beispiel in einem Fall fast eine Million Euro Förderung erhalten. Alles in allem habe die Gemeinde schätzungsweise eine halbe Million Euro aus eigenen Mitteln für die Breitbandversorgung aufbringen müssen.
Dass es mit Glasfaser in Unterfranken so zögerlich vorangeht, liegt nach Ansicht von Jochen Starke unter anderem an den Kunden. Denn das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Überlandzentrale Mainfranken (ÜZ) in Lülsfeld (Lkr. Schweinfurt) hat festgestellt, dass gerade Privathaushalte mit der vorhandenen Internetanbindung zufrieden und beim Glasfaser "teilweise noch zurückhaltend" seien.
Die ÜZ ist eher als Stromversorger bekannt, macht aber auch mit der Verlegung von Glasfaser Geschäfte. Laut Starke hat die Genossenschaft seit 2011 in der Region eine Strecke von 700 Kilometern mit diesen Kabeln verlegt.
Wie es beim Mobilfunk in Unterfranken aussieht
Was den Mobilfunk angeht, ist die Versorgung in Unterfranken "insgesamt gesehen gut", sagte Bezirksvorsitzender Fieber unter Berufung auf die vbw-Untersuchung. Allerdings gebe es zum Beispiel im Raum Arnstein (Lkr. Main-Spessart) und Werneck, bei Bad Kissingen und in Saal an der Saale (Lkr. Rhön-Grabfeld) entlang der Autobahnen oder Bundesstraßen immer noch Funklöcher.
Generell seien die Kommunen gefordert, sich an der Mobilfunkförderung der Staatsregierung zu beteiligen. Nur so könnten alle weißen Flecken auf der Landkarte beseitigt werden.