Das junge Würzburger Jungunternehmen Botfriends hat sich auf automatisierte Kommunikation spezialisiert - und arbeitet bereits mit großen Namen zusammen. Denn mit ihren auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Software-Programmen setzen die vier Gründer und 17 Angestellten Projekte für Konzerne wie Bosch und Telekom um. Auch ihr erstes eigenes Produkt ist mittlerweile auf dem Markt.
Seit zwei Jahren entwickelt Botfriends in der Eichhornstraße, im Herzen von Würzburg also, Sprachassistenten und Chatbots. Dabei handelt es sich um auf KI basierende Programme, die sich mit Menschen unterhalten können. Michelle Skodowski, Kevin Dees, Daniel Rösch und Tobias Gansler haben als Gründer des Unternehmens gut lachen, denn ihr Geschäftsmodell scheint zu funktionieren: Mehr als eine halbe Million Euro haben die Botfriends im vergangenen Jahr umgesetzt – und damit einen Gewinn vor Steuern von mehr als 300 000 Euro erzielt.
Botfriends-Gründer: Vom Werkstudenten bei Porsche zum Unternehmer
Dass ihr Jungunternehmen derart erfolgreich laufen würde, hätten die Gründer vor zwei Jahren nicht zu träumen gewagt. Kevin Dees, heute als Geschäftsführer für den Vertrieb verantwortlich, kann sich noch gut an die Zeit erinnern, als alles begann: „Daniel Rösch und ich haben 2016 ein Praktikum bei Porsche in Stuttgart gemacht. Chatbots steckten damals noch ziemlich in den Kinderschuhen, und wir haben uns nach Feierabend ein bisschen damit beschäftigt.“
Aus dem Feierabendspaß wurde schnell mehr: Dees und Rösch programmierten einen Prototypen, stellten diesen ihren Vorgesetzten vor und wurden für ihren Mut belohnt: „Porsche hat uns ins Digitallabor nach Berlin geschickt, um unseren Chatbot zur Marktreife zu bringen.“
Und plötzlich die Sache mit Facebook
Wenn Dees und Rösch heute daran zurückdenken, müssen sie schmunzeln: „Im März 2017 war der Bot dann fertig – und plötzlich stand er auf der Facebook-Karriere-Seite von Porsche mehr als 100 000 Usern zur Verfügung.“ Und die beiden Freunde, die damals noch zwei Semester Wirtschaftsinformatik zu studieren hatten, standen vor der Entscheidung: weiter als Werkstudent bei Porsche arbeiten oder das eigene Ding machen?
Dees und Rösch entschieden sich für ihr eigenes Ding: Sie holten Skodowski und Gansler, die damals ebenfalls an der Fachhochschule in Würzburg studierten, ins Team und gründeten im Juni 2017 die Botfriends GmbH.
Über Porsche in ein großes Netzwerk
Inzwischen haben die vier Gründer nicht nur ihr Studium erfolgreich beendet, sondern auch ihr Unternehmen auf 21 Mitarbeiter vergrößert. „Durch die anfängliche Zusammenarbeit mit Porsche haben wir schnell Zugang zu einem großen Netzwerk erhalten“, sagt Chief Operations Officer Michelle Skodowski.
Heute arbeiten die Botfriends mit mehr als 30 Kunden und Partnern zusammen, darunter Weltmarken wie Bosch, Google und Telekom. Auf ihren jüngsten „Meilenstein“ sind die vier Gründer besonders stolz: Anfang des Jahres haben sie mit dem Handover-Tool ihr erstes lizenziertes Produkt auf den Markt gebracht.
Botfriends-Produkt misst Stimmung des Gesprächspartners
„Das Handover-Tool ermöglicht es Unternehmen, ein Gespräch mit einem Chatbot automatisch an einen echten Mitarbeiter zu übergeben“, erklärt Technik-Chef Tobas Gansler. Dies sei vor allem dann wichtig, wenn der Bot keine passende Antwort auf die Frage eines Users wisse.
Auch messe das Tool die Stimmung der Gesprächsteilnehmer: „Wenn ein User den Chatbot beleidigt oder das Gespräch eskaliert, leuchtet auf dem Bildschirm eines Mitarbeiters eine rote Farbe auf.“ Diese signalisiere ihm: „Hey, du musst eingreifen.“ Durch dieses Zusammenspiel zwischen Maschine und Mensch, sagt Gansler, könnten Unternehmen die Nutzererfahrung mit Chatbots weiter verbessern.
Strategiewechsel: weg von Projekten, hin zu eigenen Produkten
Mit ihrem Handover-Tool, das mittlerweile auf der Facebook-Seite der Bosch-Tochter BSH zum Einsatz kommt, wollen die vier Gründer eine neue Strategie einläuten: weg von der Beschränkung auf Projekte mit Kunden und Partnern hin zu der Entwicklung eigener lizenzierter Produkte. „Wir wollen Botfriends skalierbarer machen, indem wir eigene Produkte auf unserem Zielmarkt verkaufen, der in erster Linie den deutschsprachigen Raum umfasst“, sagt Daniel Rösch, als Geschäftsführer zuständig für die Produkte des Unternehmens.
Um das zu erreichen, sind er und seine Mitarbeiter vor allem auf eines angewiesen: Daten. Zwar entwickle Botfriends keine eigene Künstliche Intelligenz, sondern baue auf bestehenden Services auf dem Markt auf, betont Rösch. Damit seine Entwickler die KI aber so trainieren können, dass aus ihr letztlich ein funktionierender Chatbot entsteht, brauche es viele Leute, die diesen nutzen würden: Je mehr Nutzer mit dem Bot kommunizieren, "desto mehr lernt er dazu“, erklärt der junge Unternehmer. Denn je mehr Daten es gebe, auf denen die Entscheidung für eine Antwort basiere, desto genauer sei letztlich auch die Antwort des Roboters.
Einsatzfelder für Sprachroboter gibt es zuhauf
Einsatzfelder für Chatbots und Sprachassistenten – da sind sich die Gründer von Botfriends einig – gebe es zuhauf: Im Kundenservice, aber auch im Marketing und in der internen Kommunikation würden derartige Sprachroboter zunehmend nachgefragt. „Unternehmen können mit Chatbots heute schon erhebliche Ressourcen einsparen“, sagt Kevin Dees.
Dabei werde sich ihr Nutzen künftig nicht nur auf den Austausch von Informationen beschränken: „In China ist es schon gang und gäbe, dass man Bestellungen über Sprachroboter abwickelt.“ Daher sei es nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Entwicklung auch in Deutschland durchsetze, ist Dees überzeugt.
Dies ist der letzte Teil unserer Serie "Künstliche Intelligenz", die in den vergangenen Wochenintensiv dieses topaktuelle Thema beleuchtete und vor allem zeigte, welches Potenzial es dazu in Mainfranken gibt. Die Serie ist in Zusammenarbeit mit der Universität und der Hochschule für angewandte Wissenschaften (beide Würzburg) entstanden. Hintergrund ist das vom Bundesbildungsministerium ausgerufene "Wissenschaftsjahr 2019" zum Thema KI. Alle Beiträge zur Serie finden Sie hier: www.mainpost.de/ki