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NEW YORK
Börse im Alibaba-Fieber
Geldsegen: Alibaba-Chef Jack Ma (Mitte) am Freitag beim Börsengang in New York.
Foto: jewel Samad, afp | Geldsegen: Alibaba-Chef Jack Ma (Mitte) am Freitag beim Börsengang in New York.
reda
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:17 Uhr

Es ist der erwartete Rekord-Börsengang geworden: Der chinesische Onlineriese Alibaba hat an der Wall Street Begeisterung ausgelöst. Bei der Erstnotierung sprang die Aktie am Freitag zum Handelsstart überraschend deutlich auf 92,70 Dollar. Der Ausgabepreis hatte bei 68 Dollar gelegen. Alibabas Aktienpremiere ist ein Projekt der Superlative: 320 Millionen Anteilsscheine zum Ausgabepreis von 68 Dollar. Emissionserlös 21,8 Milliarden Dollar. Wenn Investmentbanken ihre Zeichungsrechte ausüben, steigt das Volumen bis auf 25 Milliarden Dollar. Es ist einer der größten Börsengänge aller Zeiten.

Mit Sondersendungen im Fernsehen und Sonderausgaben von Zeitungen sind Millionen Chinesen auf den Börsengang eingestimmt worden. Die Chinesen sind Vorreiter einer großen Kräfteverschiebung im weltweiten Online-Handel. In Schwellen- und Entwicklungsländern entdecken Milliarden neuer Nutzer – und damit auch Käufer – das Internet. Alibaba, der indische Online-Händler Flipcart oder die Berliner Startup-Schmiede Rocket Internet, die bald auch an die Börse geht, machen in diesen Regionen verstärkt US-Schwergewichten wie Amazon und Ebay Konkurrenz. Bei Alibaba ist es schon die schiere Größe des chinesischen Marktes, die den Börsenneuling zu einem Riesen macht – und die Fantasie der Investoren entfesselt. Rund 279 Millionen Käufer in seinen Online-Handelsplätzen führte Alibaba zuletzt in dem Börsenprospekt auf. Das ist an sich schon gewaltig. Das noch unerschlossene Potenzial lässt diese Zahl aber klein aussehen.

Von den 1,35 Milliarden Chinesen ist erst weniger als die Hälfte im Internet und erst gut 300 Millionen kaufen online ein. Alibaba hat in dem für westliche Internet-Firmen traditionell abgeschotteten Markt mit Plattformen wie Taobao, Tmall oder Juhuasuan Angebote für alle: Unternehmen, die untereinander Geschäfte machen, Verbraucher und Marken.

Die Nachfrage nach den zunächst 320 Millionen Alibaba-Aktien war so hoch, dass Unternehmen und Banken zwischendurch die Preisspanne anheben konnten. Nach Einschätzung einiger Marktexperten hätte die Firma beim Ausgabepreis auch über die 68 Dollar gehen können. Mit der „konservativen“ Preissetzung – das hat sich jetzt gezeigt – haben die Alibaba-Banker aber Raum für eine positive Kursentwicklung am ersten Handelstag gelassen. Schließlich will keiner den Fehler von Facebook wiederholen. Mit dem Börsengang von Alibaba ist nun auch unübersehbar geworden, dass Alibaba kein Unternehmen wie seine Rivalen aus dem Westen ist. Mit dem Wertpapierprospekt wurde zwar offengelegt, wie die Strukturen im Hintergrund gestrickt sind – das ungewöhnliche Machtgefüge blieb aber unangetastet. So hat bei Alibaba nach wie vor ein Gremium aus 30 „Partnern“ das Sagen, das von Verbündeten des Gründers Jack Ma beherrscht wird. Die Geschäfte laufen über ein schwer überschaubares Netz aus einzelnen Firmen. Der Börse in Hongkong war die Machtverteilung ein Dorn im Auge, Alibaba ging darum nach New York.

Jack Ma selbst wird beim Börsengang mit dem Verkauf eines Anteils von 0,5 Prozent an Alibaba um 867 Millionen Dollar reicher. Er bleibt danach größter Einzelaktionär mit 7,8 Prozent der Anteils in einem Gesamtwert von rund 13 Milliarden Dollar – allein schon zum Ausgabepreis. Noch nie hat ein Unternehmen bei seinem Aktiendebüt mehr Geld bei Investoren einsammeln können. Die bislang größten Börsengänge in den USA gelangen der Kreditkartenfirma Visa 2008, dem Autobauer General Motors bei seinem Neustart 2010 und Facebook im Jahr 2012. Weltweit liegt die Agricultural Bank of China bislang an der Spitze.

IPO - Gang an die Börse

Der Börsengang von Alibaba elektrisiert die Finanzwelt. Der Gang aufs Parkett, auch „IPO“ („Initial Public Offering“) genannt, verläuft nach einem strengen Fahrplan. Schon Monate vor der Ankündigung bereitet sich ein Unternehmen darauf vor. Sind die Strategie ausgearbeitet und die Banken ausgewählt, geht es an die

Öffentlichkeit. Zentral dabei ist ein Verkaufsprospekt, der alle wichtigen Informationen enthalten soll und den Anforderungen der vorgesehenen Börse entsprechen muss. Die Vermarktung („Roadshow“) und die Beurteilung durch Analysten beginnt. Am Ende legt das Unternehmen mit Banken den Ausgabepreis fest. Einen Tag später beginnt der Handel. Text: dpa

 
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