zurück
MÜNCHEN
BMW leitet Generationswechsel ein
reda
 |  aktualisiert: 22.12.2015 14:40 Uhr

Zetsche, Winterkorn, Reithofer: Acht Jahre lang gab es an der Spitze der größten deutschen Autobauer nur drei prägende Gesichter. Sie steuerten Daimler, Volkswagen und BMW durch Marktkrisen hindurch und in die Weltspitze hinein. Mit Norbert Reithofer macht nun der erste von ihnen – und der jüngste – den Weg für einen Nachfolger frei. BMW genießt in der Branche den Ruf, Personalien geräuschlos über die Bühne zu bringen. Nicht nur, weil ein ungeschriebenes Gesetz gilt, dass Manager nach ihrem 60. Geburtstag üblicherweise den Vorstand verlassen.

Anders als Dieter Zetsche (61) und Martin Winterkorn (67) wird der scheidende BMW-Chef diese Marke auch zur Stabübergabe auf der Hauptversammlung im Mai nicht erreichen. Mit dem Wechsel weit vor dem eigentlichen Vertragsende 2016 gelingt es BMW, frühzeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen. Auch dass Reithofer wohl an die Spitze des BMW-Aufsichtsrates wechseln wird, werten Beobachter als Zeichen von Kontinuität. Nachfolger Harald Krüger, bis Mai noch auf dem Kronprinzen-Posten des Produktionschefs, wird mit 49 Jahren der jüngste Chef unter den großen Autobauern sein. Ihm hinterlässt Reithofer ein aufgeräumtes Haus.

Ohne öffentlichen Trommelwirbel führte der Ingenieur den weiß-blauen Autokonzernen seit Jahren von einer Bestmarke zur nächsten. Doch in der Münchner Fußgängerzone würde ihn auch nach acht Jahren an der BMW-Spitze kaum jemand erkennen – die große Show ist nicht sein Ding. Seine Pendants Zetsche und Winterkorn sind in der Öffentlichkeit präsenter – damit scheinen auch Wohl und Wehe von Daimler und VW enger mit ihren Personen verknüpft. Entsprechend wild schießen die Spekulationen ins Kraut, wenn es um die Nachfolge der wohl bekanntesten aktiven Automanager geht. Beide haben noch bis Ende 2016 Verträge, Winterkorn wäre dann 69. Einen möglichen Kronprinzen hat VW mit BMW-Entwicklungschef Herbert Diess (56) ganz frisch nach Wolfsburg gelockt.

Während in München der jüngere Krüger den Vorzug als Reithofer-Erbe bekam, soll Diess vom nächsten Oktober an die zentrale VW-Marke um Golf und Passat auf Vordermann bringen. Gelingt das, würde der Manager wohl automatisch als möglicher Winterkorn-Nachfolger gehandelt. Doch das Rennen ist offen: Konzernbetriebsratsboss Bernd Osterloh sieht zum Beispiel auch viele Talente in der zweiten Reihe des VW-Managements. Ein anderes Schwergewicht, das VW von der Konkurrenz loseiste, steigt schon im Februar ein: Der frühere Daimler-Vorstand Andreas Renschler soll die zweite große Baustelle im VW-Konzern schließen und die Lastwagen-Allianz mit MAN und Scania am Weltmarktführer aus Stuttgart vorbeiführen. Auch er sah mit Mitte 50 beim alten Arbeitgeber keine Chance mehr auf den letzten Karrieresprung. Denn Daimler-Chef Zetsche sitzt nach den jüngsten Erfolgen der neuen Mercedes-Modelle wieder fest im Sattel.

Der neue BMW-Chef muss mit seiner freundlichen und sachlichen Art die Fußstapfen des gebürtigen Oberbayers Reithofer ausfüllen. An ihm schätzten Aktionäre die klaren Ansagen ohne Manager-Phrasen. „Größe ist nicht alles“, sagte Reithofer einmal über Zusammenschlüsse in der Autoindustrie und stellte klar: „Wir wollen weiterhin unseren eigenen Weg gehen.“ Eine Studie der Uni Stuttgart-Hohenheim kürte ihn für derartige Sätze zum verständlichsten Redner unter Deutschlands Vorstandschefs.

Norbert Reithofer
Foto: dpa | Norbert Reithofer
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Autofirmen
Daimler AG
Dieter Zetsche
Kronprinzen
MAN AG
Martin Winterkorn
Norbert Reithofer
Scania
VW
Volkswagen AG
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen