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KITZINGEN/WÜRZBURG
Bitcoin und Blockchain bewegen Mainfranken
Andreas Schütz (rechts) und Igor Eisenbraun sind im Raum Würzburg Experten für Kryptowährungen
Foto: Jürgen Haug-Peichl | Andreas Schütz (rechts) und Igor Eisenbraun sind im Raum Würzburg Experten für Kryptowährungen
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:54 Uhr

Andreas Schütz hat Bitcoins. Igor Eisenbraun auch. Aber Millionäre sind die beiden Mainfranken deswegen längst nicht. Reichtum ist auch nicht ihr Antrieb, warum sie sich intensiv mit digitalem Geld beschäftigen. Es ist vielmehr die Technologie, die dahinter steckt: Blockchain. Und die wirft mittlerweile auch in der Region Wellen – sanfte Wellen.

Zwei Mainfranken setzen auf Aufklärung

Während der Bitcoin-Wert einen Rekord nach dem anderen jagt und Anleger von Tag zu Tag nervöser macht,setzen Schütz und Eisenbraun auf Aufklärung. Bitcoin ist schon deshalb nicht ihr Hauptaugenmerk, weil sie auf eine andere Digitalwährung samt deren Technik setzen: Ether und Ethereum. Schütz hat dazu vor eineinhalb Jahren die Internetseite „Ether Basics“ aufgesetzt, die er mit Eisenbrauns Hilfe als „erste deutschsprachige Website“ rund um das Thema Ether versteht. Sie soll vor allem informieren. Ether gilt als Schwester von Bitcoin.

Website soll vor allem informieren

So findet man auf der Website von Schütz Basisinformationen zu Ether und Ethereum sowie Tipps zu Kauf und Verwaltung des digitalen Geldes. In einem Forum können sich Nutzer austauschen. Mittlerweile hat die Website laut Schütz und Eisenbraun pro Monat etwa 1000 Besucher – hundert Mal so viele wie noch in der Anfangszeit. Parallel zu der Ethereum-Internetseite zieht in Mainfranken das als Kryptowährung bezeichnete Digitalgeld in anderer Hinsicht Kreise. Aufklärung ist gefragt: So bietet die Würzburger Regionalgruppe in der Gesellschaft für Informatik (Bonn) im laufenden Wintersemester eine Vortragsreihe dazu an.

Dort ist auch Andreas Schütz schon aufgetreten: „Blockchain – die Faszination einer disruptiven Technologie“, war Anfang November sein Thema. Es sei in der Tat Faszination, die von Blockchain ausgehe, so Schütz. Denn die Technologie, die als eine dezentrale Datenbank mit Tausenden Rechnern weltweit zu verstehen ist, sei für viele Branchen interessant. Schütz nennt die Logistik als Beispiel: Sensoren an gekühlter Ware messen die Temperatur während der Fahrten.

Die Daten landen dann mit Hilfe der Blockchain-Technologie auf diversen Rechnern weltweit und gelten damit als fälschungssicher. So könne jederzeit geprüft werden, ob die Kühlkette eingehalten wurde, erklärt Schütz. Seminar in Würzburg geplant

Der Informatiker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) und Doktorand im Bereich Informationssicherheit. An der Hochschule hat er ein Blockchain-Barcamp eingerichtet, also eine themenoffene Konferenz rund um die derzeit so viel diskutierte Technologie. Die Resonanz darauf nehme ständig zu, sagt der 32-jährige Kitzinger. Für Ende Januar plant Schütz zudem ein Seminar in Würzburg zu Ether und Etherbasics. Dabei sollen die Teilnehmer Grundlagen vermittelt bekommen und live auf Plattformen handeln lernen. Mittlerweile ist Schütz als Referent gefragt. So sprach er im September auf der Messe mainIT in Eibelstadt bei Würzburg zur Frage, welche Branchen auf den Blockchain-Zug aufspringen sollten.

Firmen zeigen Interesse am Thema

Er und Eisenbraun haben beobachtet, dass sich immer mehr Firmen in der Region für alles rund um Bitcoin und Blockchain interessieren. „Die Banken forschen hier sehr viel“, sagt Eisenbraun. Im Leben außerhalb des digitalen Geldes ist der 31-Jährige in einer ganz anderen Welt unterwegs: Als gelernter Chemielaborant arbeitet der gebürtige Mainbernheimer (Lkr. Kitzingen) für den Gipskonzern Knauf im benachbarten Iphofen.

Da er aber „schon immer technikbegeistert“ sei, legte er sich 2015 die ersten Bitcoins zu und widmete sich der Blockchain. Schütz kennt er seit der Schulzeit. Dass die Banken in der Tat von Bitcoin und Co. umgetrieben werden, ist kein Wunder. Denn Fachleute sind sich einig, dass das Digitalgeld und vor allem Blockchain die Zwischeninstanz Bank überflüssig macht – eine Zahlung etwa mit Bitcoin läuft direkt zwischen A und B ab und braucht keine Bank.

Was die Banken zu sagen haben

Fragt man Geldhäuser in der Region zum Thema, bekommt man eher allgemeine Antworten. So verweist die Sparkasse Mainfranken in Würzburg auf das bundesweite Finanzportal der Sparkassen. Dort ist unter anderem über die Warnung der Deutschen Bundesbank vor den Risiken der Bitcoins zu lesen. In welcher Weise sich das Geldhaus in Würzburg speziell mit dem Thema befasst und wie die Kunden reagieren, wurde nicht mitgeteilt. Auch der Genossenschaftsverband Bayern (GVB), der unter anderem die Volks- und Raiffeisenbanken vertritt, gibt sich auf Anfrage zurückhaltend. Blockchain sei grundsätzlich interessant, wird GVB-Präsident Jürgen Gros in einer Mitteilung zitiert. Doch die Tauglichkeit in der Praxis sei noch am Anfang. „Die Volksbanken und Raiffeisenbanken behalten mögliche Potenziale im Blick, um gegebenenfalls sinnvolle Ideen für ihre Kunden und sich selbst nutzbar zu machen.“

Hinweis auf Warnungen der Deutschen Bank

Auch Gros verweist auf die Warnung der Deutschen Bundesbank vor Bitcoin. Nachfragen von Kunden nach dem Digitalgeld gebe es „in Einzelfällen“. Wer das Bitcoin-System nicht vollständig verstanden habe, „sollte sehr gut darüber nachdenken, ob er hier in Eigenregie investieren will“, warnt Gros.

Andreas Schütz und Igor Eisenbraun sind zwar tief im Thema Kryptowährung drin, doch Investment ist ihre Sache nicht. Beide haben vor zwei Jahren für jeweils 100 Euro Bitcoins gekauft. Groß gehandelt haben sie nie, das Guthaben ließen sie bewusst einfach liegen. Es sei heute etwa je 3800 Euro wert, rechnet Eisenbraun vor. Reich sei er also nicht geworden. „Ich muss immer noch arbeiten.“


Tipps zum Thema

  • Filmtipp: Die US-Krimiserie „StartUp“ beleuchtet auf spannende Weise das Thema Kryptowährungen. In den beiden Staffeln à zehn Episoden geht es um eine junge, hochtalentierte Programmiererin, die die digitale Währung GenCoin erfindet. Ein Ex-Banker und ein Szene-Krimineller unterstützen ihr Vorhaben, das durch sehr viele Tiefen geht. Zwar ist die Handlung fiktiv, doch sie gibt einen interessanten Einblick in die Welt des Geldes ohne Münzen und Scheine. Einer der Hauptdarsteller ist Martin Freeman, auch bekannt als Bilbo Beutlin in „Der Hobbit“. „StartUp“ ist derzeit exklusiv in der Onlinevideothek von Amazon (Prime) zu sehen.
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