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FRANKFURT
Billigöl schmiert die Maschinenbauer
Volle Auftragsbücher: Ein Arbeiter baut in einem Werk von ZF ein Getriebe für einen Omnibus zusammen. Für deutsche Maschinenbauer ist ein schwieriges Jahr versöhnlich zu Ende gegangen. F. Kästle, dpa
Foto: Foto: | Volle Auftragsbücher: Ein Arbeiter baut in einem Werk von ZF ein Getriebe für einen Omnibus zusammen. Für deutsche Maschinenbauer ist ein schwieriges Jahr versöhnlich zu Ende gegangen. F. Kästle, dpa
reda
 |  aktualisiert: 03.02.2015 17:48 Uhr

Deutschlands Maschinenbauer schleppen sich von Rekord zu Rekord. 2015 wird die Schlüsselindustrie zwar so viel Geschäft machen wie nie zuvor und damit die Bestmarken von 2014 wohl nochmals übertreffen. Begeisterung kommt in der mittelständisch geprägten Branche trotzdem nicht auf. Denn die Krise in Russland und die nach der Griechenland-Wahl wieder aufgekeimte Sorge um die Zukunft des Euroraums schlagen auf die Stimmung von Investoren. Das ist Gift für die Maschinenbauer: Wie keine andere Branche sind sie darauf angewiesen, dass Unternehmen an eine solide Zukunft glauben und Geld in neue Maschinen und Anlagen stecken.

Und danach sieht es derzeit nicht aus. Das Wachstum werde daher mit zwei Prozent nur moderat ausfallen, schätzt der Branchenverband VDMA. Immerhin dürften viele Investoren wegen des Ölpreisverfalls mehr Geld in der Kasse haben. Zugleich werden exportierte Maschinen und Anlagen „made in Germany“ durch den schwächelnden Euro in Asien oder Amerika günstiger. „Der Wechselkurs gibt uns Rückenwind. Aber die Risiken, die sich hinter dieser Entwicklung verbergen, sind nicht wegzureden“, schränkt VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers ein.

Zumal das billige Öl einerseits mehr Geld für Investitionen und Konsum lässt. „Andererseits sind aber die Ölförderländer negativ betroffen – insbesondere die, die nicht über andere Einnahmequellen verfügen“, betont Wiechers. In diesen Ländern dürfte weniger investiert werden, was sich auch auf den Maschinenbau niederschlage.

Und: Der niedrige Ölpreis ist nicht für alle positiv, wie Ökonom Eric Heymann von der Deutschen Bank erklärt: „So dürften Unternehmen, die Maschinen und Anlagen für die Exploration neuer Ölfelder herstellen, in den kommenden Monaten weniger Aufträge registrieren.“ Ölriesen wie BP, Shell, ExxonMobil, Chevron und ConocoPhillips, aber auch spezialisierte Öldienstleister wollen ihre Ausgaben stark kürzen.

Immerhin haben sich die Bestellbücher der deutschen Maschinenbauer zum Jahresende wieder gefüllt. Der Auftragseingang lag im Dezember laut VDMA um 13 Prozent über dem Vorjahresniveau. Wiechers spricht vom versöhnlichen Abschluss eines schwierigen Jahres. Große Freudensprünge löst das Ergebnis jedoch nicht aus: „Der November war schlecht, wir hatten einen Rückpralleffekt.“

Unterm Strich stehe für das Gesamtjahr im In- und Ausland nun ein Plus von zwei Prozent – „ein Ergebnis, das hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückbleibt“, sagt Wiechers. Denn die Hoffnungen auf eine Trendwende wurden immer wieder zunichtegemacht.

Ein Grund war die Russland-Ukraine-Krise, die nicht nur die Ausfuhren belastete. Zudem lief das Geschäft in den Schwellenländern eher zäh, und die Investitionsnachfrage im Inland kam nicht richtig in Gang.

Dennoch verbuchten die Maschinenbauer 2014 Rekorde bei Umsatz, Produktion, Exporten und Beschäftigung – und übertrafen damit die bisherigen Höchstwerte von 2008. „Das war aber auch keine große Kunst, denn wir hatten diese Rekorde 2013 nur knapp verfehlt“, räumt Wiechers ein.

Die reale Produktion stieg leicht um ein Prozent auf 199 Milliarden Euro. 2015 könnte die Branche –mit zuletzt mehr als einer Million Beschäftigten Deutschlands größter industrieller Arbeitgeber – die Schwelle von 200 Milliarden Euro überschreiten. Ökonomen der Deutschen Bank erwarten, dass die lange schwächelnden Ausrüstungsinvestitionen 2015 im Schnitt um drei Prozent anziehen.

Das ist laut DIHK-Chef Martin Wansleben auch bitter nötig: „Deutschland hat eine Investitionslücke von jährlich 80 Milliarden Euro.“ Wiechers schätzt, dass zunächst der Bedarf an Erneuerung veralteter Maschinen befriedigt wird: „Ich wüsste nicht, warum in Kapazitätsausweitungen investiert werden müsste. Die Stimmung ist nicht so berauschend, dass die Investitionen wahnsinnig anziehen müssten.“ Das bescheidene Wachstum soll aus dem Ausland kommen, etwa aus China und den USA. Mit einer Exportquote von 76 Prozent ist der deutsche Maschinenbau auf starke Ausfuhren angewiesen.

Die Aussichten sind gut: Nach Prognosen des Außenhandelsverbands BGA steigen die Exporte in diesem Jahr um 4 Prozent auf den Höchstwert von 1,172 Billionen Euro. Davon dürften die Maschinenbauer profitieren: Nach Autos sind Maschinen und Anlagen Deutschlands zweitwichtigster Exportschlager.

„Deutschland hat eine Investitionslücke von jährlich 80 Milliarden Euro“.
Martin Wansleben, DIHK-Chef
 
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