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FRANKFURT
Beste Stimmung an den Börsen
Bullenmarkt: An der Börse geht es seit Jahresbeginn steil aufwärts.
Foto: dpa | Bullenmarkt: An der Börse geht es seit Jahresbeginn steil aufwärts.
Von dpa-Korrespondent Jörn Bender
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:26 Uhr

Die Stimmung ist bestens – zumindest an den Börsen. In Deutschland kennt der DAX seit Jahresbeginn im Grunde nur eine Richtung: aufwärts. In Amerika kletterte der Leitindex Dow Jones Industrial (DJIA) in der vergangenen Woche auf den höchsten Stand seit Mitte Mai 2008 und stieg zwischenzeitlich über 12 900 Punkte. In Japan knackte der Nikkei am Mittwoch erstmals seit rund drei Monaten die Marke von 9000 Punkten. Die griechische Tragödie schockt viele Anleger kaum noch. Zudem lief die Konjunktur besser als erwartet, die Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) entspannt die Märkte zusätzlich, die Aussichten vieler Unternehmen sind nicht so trüb wie befürchtet.

„Die Euphorie ist groß derzeit. Trotz der gravierenden Probleme in Griechenland ist unser Aktienmarkt nicht kleinzukriegen“, sagt Fidel Helmer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser. „Insgesamt scheinen wir den Tiefpunkt dieser Krise überwunden zu haben.“ Der starke Start des Deutschen Aktienindex übertraf alle Erwartungen. Seit Jahresbeginn legte das Börsenbarometer knapp 15 Prozent zu. Das ist der beste Start seit 1988, der Geburtsstunde des DAX. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 schaffte der Index der 30 gewichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland im vergleichbaren Zeitraum gerade einmal ein Plus von knapp sechs Prozent. In den drei Jahren davor sackten die Kurse zu Jahresbeginn teils kräftig ab. 1997 gab es in den ersten Wochen des Jahres ein Plus von 8,63 Prozent – allerdings auf viel niedrigerem Niveau. „Ich wäre nicht überrascht, wenn der Dax demnächst die Marke von 7000 Punkten in Angriff nehmen würde“, sagt Thomas Neiße, Präsident des Fondsverbands BVI. Schon den bereits erreichten Wert um die 6800 Punkte trauten viele Experten dem Index frühestens zum Jahresende zu. Eine Ende Dezember veröffentlichte „Handelsblatt“-Umfrage ergab: 36 Banken und Investmenthäuser sehen den Dax Ende 2012 im Schnitt bei 6573 Zählern.

„Viele sitzen auf Cash, die wollen investieren und es gibt wenig lukrative Alternativen“, erklärt die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud, den rasanten Start 2012. Staatsanleihen gelten nicht mehr als mündelsicher, nachdem private Gläubiger wie im Falle Griechenlands auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten sollen. Die Zinsen für Sparprodukte kommen nur allmählich wieder aus dem Tal. Kapitalmarktexperte Helmer, der auf mehr als 40 Jahre Erfahrung an der Frankfurter Börse zurückblickt, meint: „Die Zinsmärkte sind nach wie vor völlig uninteressant vor allem für Privatanleger. Das führt zu dieser Renaissance der Aktie.“ Rückblende: 2011 hatten Anleger an den Börsen viel Geld verloren. Sowohl der DAX als auch der japanische Nikkei schlossen aufs Jahr gesehen am letzten Handelstag tief im Minus. Der DAX büßte im Gesamtjahr rund 15 Prozent ein, der Nikkei 19 Prozent. Im September 2011 sackte der DAX zeitweise auf sein Jahrestief von 4966 Punkten. Am letzten Handelstag des Jahres stand er knapp unter 5900 Zählern.

Die Kehrseite: Aktien vieler Unternehmen waren so günstig wie nie, unter anderem Finanzwerte. So tasteten sich die eher börsenscheuen Deutschen allmählich wieder an Aktien und Fonds als Geldanlage heran. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) registrierte im zweiten Halbjahr 2011 durchschnittlich knapp 8,7 Millionen Anleger in Deutschland, die direkt und/oder indirekt Geld in Aktien gesteckt hatten. Das waren 356 000 mehr als im ersten Halbjahr 2011 – aber noch weit weniger als zu Zeiten des Börsenbooms: Im Jahr 2001 waren es fast 13 Millionen.

Das Aktieninstitut selbst, das die am deutschen Kapitalmarkt tätigen Unternehmen und Institutionen vertritt, tritt denn auch auf die Euphoriebremse: Von einer Trendwende bei Privatanlegern könne noch keine Rede sein. Vor allem Finanzprofis wie Banken, Versicherer und Vermögensverwalter sowie Interessenten aus dem Ausland dürften aktuell die Nachfrage nach deutschen Aktien treiben.

 
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