Schon als Schülerin der staatlichen Berufsoberschule Marktheidenfeld jobbte Johanna Klüg in einem Supermarkt. „Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich nach dem Schulabschluss im Handel arbeiten wollte“, sagt die 28-Jährige heute. Klüg machte eine Karriere, die zeigt: Es muss nicht zwingend ein Studium sein, um beruflich gut voranzukommen.
Als Abiturientin bewarb sich Johanna Klüg mit Erfolg bei einem großen Lebensmittel-Filiallisten und begann im Herbst 2014 eine auf eineinhalb Jahre verkürzte Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel. „Direkt nach dem kaufmännischen Abschluss ging es mit der nebenberuflichen Weiterbildung zum Handelsfachwirt weiter“, erzählt Klüg.
Wie viel die Weiterbildung gekostet hat
Für die von ihrem Arbeitgeber finanzierte Weiterbildung im Wert von knapp 3000 Euro fuhr die Triefensteinerin (Lkr. Main-Spessart) damals nach Nürnberg zu einer privaten Akademie. Gemeinsam mit ihren Arbeitskollegen, die in unterschiedlichen Filialen des Einzelhandelskonzerns ihre Ausbildung absolviert hatten, lernte sie in Blockunterricht-Wochen vieles über Vertriebssteuerung, Handelslogistik, Einkauf oder Außenhandel.
Nach weiteren eineinhalb Jahren wurde im Herbst 2017 aus der Einzelhandelskauffrau eine IHK-Handelsfachwirtin. „Mit dem erfolgreichen Abschluss konnte ich verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen und in unterschiedlichen Filialen die jeweiligen Leiter unterstützen“, berichtet die Unterfränkin.
Für was Klüg jetzt zuständig ist
So sei sie beispielsweise zuständig für Dienstpläne und im Tagegeschäft erste Ansprechpartnerin für die Mitarbeiter. Obwohl ihr Gehalt bereits mit dem Fachwirtabschluss um etwa 20 Prozent gestiegen war und sich weitere Karrieremöglichkeiten bei ihrem Arbeitgeber boten, beschloss die ehrgeizige junge Frau, sich zusätzlich und nebenberuflich zur IHK-Betriebswirtin weiterzubilden. „Ich war noch so im Lernen drin und fand es daher nur logisch, den Betriebswirt noch dranzuhängen.“
Klüg zahlte die rund 3800 Euro Kursgebühren aus eigener Tasche und besuchte vergangenes Jahr an 30 Sonntagen die Akademie carriere & more in einem Würzburger Gewerbegebiet, bevor sie schließlich Anfang 2019 vor der IHK die Abschlussprüfung zur Betriebswirtin bestand, für die nochmals 600 Euro Gebühr anfallen.
Auf der Karriereleiter geht es weiter nach oben
„Sicher ist es nicht immer leicht, neben einer 40-Stunden-Woche noch den Unterricht zu besuchen und zu lernen. Doch ich würde mich immer wieder dafür entscheiden“, fasst die frisch gebackene Betriebswirtin rückblickend zusammen.
Johanna Klüg ist nun im Führungsnachwuchsprogramm ihres Arbeitgebers. Der nächste Karriereschritt ist ein Vertrag als stellvertretende Filialleiterin.
„Wer nicht studieren will oder kann, für den ist der zweite Bildungsweg eine gute Option“, sagt Simone Stargardt, Geschäftsführerin der Weiterbildungsakademie carriere & more mit Standorten in Würzburg, Mannheim und der Region Stuttgart. Ihrer Erfahrung nach haben Bewerber, die nebenberuflich einen IHK-Fach- oder -Betriebswirt-Abschluss erworben haben, nicht selten bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, als Kandidaten, die direkt nach dem Studium in eine verantwortungsvolle Position einsteigen wollen.
„Wer eine Aus- und Weiterbildung absolviert hat, bringt neben den für Führungspositionen erforderlichen BWL- und Managementkenntnissen auch die notwendige Praxiserfahrung mit“, betont die Trainerin. Zudem wüssten viele Arbeitgeber den Einsatz zu schätzen, den es für eine nebenberufliche Weiterbildung braucht. „Wenn sich jemand neben dem Beruf noch erfolgreich auf eine IHK-Prüfung vorbereitet hat, beweist er damit, dass er diszipliniert ist und sich gut organisieren kann.“
Dass nur Akademiker an gut bezahlte Jobs mit Verantwortung kämen, sei ein Klischee, findet die Expertin für modernes Personalmanagement: „Nicht nur im Handel stehen die Chancen für IHK-Fach oder -Betriebswirte gut. Auch in der Automotive- oder Metallbaubranche gibt es beispielsweise für Industriemeister Metall gute Karrierechancen.“