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Würzburg
Baufirma Uhl: Auftrag für Luxusvilla in Israel wird Abenteuer
Was passieren kann, wenn eine kleine Firma einen Auftrag im fernen Ausland annimmt, zeigt das Beispiel des Stahlbauers Uhl in Würzburg. Über einen Einsatz der besonderen Art.
Direkt an einer Klippe in Israel waren Uhl-Monteure beim Bau einer Luxusvilla beteiligt. Die Lage und der ständige Wind bei den Kranarbeiten gehörten zu den vielen Herausforderungen.
Foto: Uhl GmbH | Direkt an einer Klippe in Israel waren Uhl-Monteure beim Bau einer Luxusvilla beteiligt. Die Lage und der ständige Wind bei den Kranarbeiten gehörten zu den vielen Herausforderungen.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:11 Uhr

"Geht nicht, gibt's nicht", lautete vor Jahren ein bekannter Werbespruch. An ihn werden sich die Verantwortlichen der Stahlbaufirma Uhl in Würzburg womöglich erinnert haben, als sie vor Monaten ein Auftrag der besonderen Art erreichte. Er sollte in mehrfacher Hinsicht ein Abenteuer werden.

2019 hatte als Uhl-Geschäftsführer Thomas Schneider auf einer Fachmesse in München einen ihm bekannten Bauträger aus Israel getroffen. Der sprach ihn auf ein Vorhaben eines wohlhabenden Unternehmers in Herzliya an. Eine Luxusvilla auf einer Meeresklippe wollte der reiche Mann in der 100.000-Einwohner-Stadt nördlich von Tel Aviv bauen lassen, erinnert sich Schneider an das erste Gespräch. Und da der Bauherr offenbar deutsche Wertarbeit schätzt, ließ er über den Bauträger Kontakt zu Uhl aufnehmen.

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"Wir gehen eigentlich nicht aus Deutschland raus", sagt Geschäftsführer Schneider über den Auftrag. Das Vorhaben in Israel sei "absolutes Neuland" gewesen. Kein Wunder, denn Uhl mit seinen 100 Beschäftigten ist ein überschaubares mittelständisches Unternehmen im klassischen Haus- und Hallenbau.

In Herzliya kamen neben der großen Entfernung zwischen Würzburg und Israel logistische Hürden und vor allem Corona zusammen. Schneider und sein Projektleiter Christopher David hatten im März 2020 gerade mal an wenigen Tagen die Gelegenheit gehabt, sich die Baustelle genau anzuschauen. Von da an musste bei Uhl über Monate hinweg alles aus der Ferne organisiert werden.

Mit drei Arbeitern war die Würzburger Firma Uhl in Israel verantwortlich für die Montage der meterhohen Glasfassaden und Türen. Heiko Krause (von links), Matthias Schenk und Peter Schneider mussten dabei auch mit den israelischen Corona-Regeln kämpfen.
Foto: Uhl GmbH | Mit drei Arbeitern war die Würzburger Firma Uhl in Israel verantwortlich für die Montage der meterhohen Glasfassaden und Türen.

Und es ging in Herzliya nicht um irgendein Einfamilienhaus. Die Pläne für die Luxusvilla kamen aus dem Büro des US-amerikanischen Star-Architekten Daniel Libeskind, der zum Beispiel beim Wiederaufbau des World Trade Centers in New York und beim Bau des Jüdischen Museums in Berlin beteiligt war.

Ein Name, dem Uhl gerecht werden musste. Die Würzburger waren immerhin verantwortlich für die Vorfertigung der Gebäudeteile samt Fenster und Türen, sowie für deren Lieferung und Montage vor Ort: "Die Wünsche des Bauherren waren sehr ungewöhnlich", sagt Uhl, und die Fassaden "extrem groß".

"Wir gehen eigentlich nicht aus Deutschland raus."
Uhl-Geschäftsführer Thomas Schneider

So musste sein Team zunächst die bis dato für sie unbekannten Formalitäten für Zoll, Visa und Einreise klären - meistens auf Englisch. Dabei habe geholfen, dass ein Mitarbeiter halb aus den USA komme und eine Kollegin mal mit einem US-Amerikaner liiert gewesen sei, erinnert sich Schneider. All die englischen Fachbegriffe in den Unterlagen seien so kein Problem gewesen. Zudem "hat uns der israelische Bauträger dabei extrem unterstützt".

Später galt es für Uhl, die fertigen und bis zu 7,40 Meter hohen Teile der Luxusvilla in großen Holzkisten per Seefracht von Italien aus nach Israel zu schicken. Alles sei heil angekommen - auch das Fensterglas, erzählt Schneider erleichtert.

Beinahe hätten die Monteure in Quarantäne gemusst

Als dann die auf fünf Wochen angelegte Montage anstand, kam ein Subunternehmen aus Klingenthal in Sachsen ins Spiel, mit dem Uhl seit Jahren zusammenarbeitet. Die drei Monteure wurden der verlängerte Arm von Uhl in Herzliya.

Doch bis dahin war es ein Kampf gegen die Uhr. Laut Schneider landete das Flugzeug des Trios an einem Samstag um 23 Uhr in Israel. Hätte die Maschine erst nach Mitternacht landen können, hätten die Monteure wegen der dann geltenden Corona-Vorschriften für zwei Wochen in Quarantäne gemusst. Die Arbeiten wären für Uhl eine halbe Ewigkeit lang liegengeblieben.

Auf der Baustelle dann die nächste Herausforderung: Die bis zu 800 Kilo schweren Gebäudeteile mussten per Kran aufs Fundament gehoben werden - bei ständigem Wind und auf einer geschätzt 30 Meter hohen Klippe direkt am Meer. "Hierbei mussten einige Scheiben, die sich hinter einem Dachvorsprung befanden, mit einer speziellen Pendelkonstruktion montiert werden. Kontergewichte sorgten dafür, dass die Glasscheibe in einer waagerechten Position am Kran gehalten wurden", schildert Monteur Heiko Krause.

Was das Vorhaben der Firma Uhl eingebracht hat

Für Geschäftsführer Schneider waren die Bauarbeiten "ein Wechselbad der Gefühle". Auch, weil es beim Rohbau "einige Umstimmigkeiten" gegeben habe, er aber nicht vor Ort nach dem Rechten sehen konnte. Außerdem habe es die israelische Gerüstbaufirma mit der Qualität nicht so genau genommen. "Das hätte die Berufsgenossenschaft in Deutschland wahrscheinlich nicht abgenommen."

Jetzt ist für Uhl der Auftrag erledigt, nach dem Innenausbau und Restarbeiten soll die Villa Ende des Jahres bezugsfertig sein. 200 000 Euro hat das Projekt den Würzburgern eingebracht.

"Klar, es war stressig", sagt der Geschäftsführer. Schon deshalb, weil ihn der Auftraggeber ständig per Whatsapp kontaktierte. Würde das hierzulande jeder Auftraggeber so mache, "wäre das ein totales Chaos". Dazu die weltweite Corona-Pandemie: "Die hatte zu Auftragsbeginn keiner auf dem Schirm", sagt Projektleiter David.

Viel Glas, viel Vorsicht: Die bis zu 800 Kilogramm schweren Uhl-Teile der Luxusvilla waren per Seefracht von Italien aus nach Herzliya in Israel geschickt worden.
Foto: Uhl GmbH | Viel Glas, viel Vorsicht: Die bis zu 800 Kilogramm schweren Uhl-Teile der Luxusvilla waren per Seefracht von Italien aus nach Herzliya in Israel geschickt worden.

Würden sie solch einen Auftrag aus dem Ausland noch mal angehen? Klare Antwort des Uhl-Chefs:  "Ja, auf jeden Fall." Denn für alle Beteiligten in seiner Firma sei es eine ganz besondere Erfahrung gewesen.

 
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