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LUDWIGSHAFEN/MOSKAU
BASF und Gazprom: Milliarden-Deal geplatzt
Doch kein Deal: Wegen der politischen Eiszeit zwischen Deutschland und Moskau kommt ein geplantes Geschäft zwischen BASF (links im Bild Vorstandschef Jürgen Hambrecht neben dem Gazprom-Vorstandsvorsitzenden Alexei Miller) und Gazprom nicht zustande.
Foto: Archiv-Sergey Chirikov, dpa | Doch kein Deal: Wegen der politischen Eiszeit zwischen Deutschland und Moskau kommt ein geplantes Geschäft zwischen BASF (links im Bild Vorstandschef Jürgen Hambrecht neben dem Gazprom-Vorstandsvorsitzenden Alexei ...
reda
 |  aktualisiert: 19.12.2014 18:52 Uhr

Es sollte die neue Stufe einer milliardenschweren Zusammenarbeit des weltgrößten Chemiekonzerns BASF mit dem russischen Energieriesen Gazprom werden. Doch die Pläne, den Deutschen mehr Zugang zum russischen Markt und den Russen mehr Gewicht auf dem deutschen Markt zu geben, passen nicht mehr. Es herrscht Eiszeit in den deutsch-russischen Beziehungen wegen des Ukraine-Konflikts. Wegen der miesen Stimmung – befeuert von Sanktionen gegen Russland – verzichten deutsche Unternehmen schon seit Monaten lieber auf den Abschluss neuer Projekte. Selbst das Halten der laufenden Zusammenarbeit gilt als Herausforderung.

BASF hätte aus Sicht von Kommentatoren kaum erklären können, wie es dem russischen Staatskonzern Gazprom ausgerechnet in der schlimmsten Krise seit Ende des Kalten Kriegs mehr Macht auf dem westlichen Energiemarkt gewährt. Zwar betonen beide Seiten, der Entschluss sei einvernehmlich. Gazprom äußerte sich aber wortkarg mit dem Hinweis, es gebe nichts hinzuzufügen zur Mitteilung aus Ludwigshafen.

Viele führende deutsche Wirtschaftsfunktionäre und Konzernbosse haben immer wieder eine harte Linie der Bundesregierung gegen Russland unterstützt. Druck von der Bundesregierung auf BASF habe es hier aber nicht gegeben, wie eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums beteuert. Wichtig sei, dass die Gasversorgung nicht gefährdet ist.

Hinter den Kulissen erklären westliche Konzernchefs bei Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin gleichwohl, dass ihnen die Hände gebunden seien. Viele wollen weiter ihre Geschäfte auf dem riesigen russischen Markt machen und fürchten, dass er ihnen entgleitet. Doch die politische Vertrauenskrise zwischen Berlin und Moskau gilt als Hindernis.

Orientierung nach Asien

Als Rückschlag für die russisch-europäisch-deutsche Beziehung wertet der Gasmarkt-Experte Heiko Lohmann das geplatzte Geschäft. Es wirke so, als ob die Russen alles, was an Investitionen und Vertrauen in Richtung Europa aufgebaut worden sei, kappten und das Signal aussendeten: „Wir glauben im Moment nicht, dass die Energiebeziehungen entwicklungsfähig sind – holt Euch das Gas künftig an der russischen Grenze ab!“

Ein bisschen sei das auch von der EU und ihren kritischen Stellungnahmen zu dem Deal provoziert worden, meinte der Autor des Monatsberichts „energate Gasmarkt“.

Zuletzt hatten die Russen der EU eine Blockadehaltung vorgeworfen und das größte europäische Gaspipeline-Projekt South Stream platzen lassen. Marktexperten warnen Europa inzwischen fast täglich davor, dass Russland sich immer mehr Asien und dort vor allem China zuwende.

Andererseits bedeutet das Platzen des Geschäfts zwischen Gazprom und BASF keinen Abbruch der Beziehungen. „Die russische Seite verletzt keine Verträge“, sagte Lohmann. Und umgekehrt hätte sich die Situation für Deutschland nicht verbessert, wenn Gazprom das Gasspeichergeschäft zu hundert Prozent übernommen hätte.

Schwer vorhersehbares Umfeld

Die BASF-Tochter Wintershall mit Sitz in Kassel zeigt sich zwar besorgt mit Blick auf die Politik, betont aber, dass bestehende Gemeinschaftsunternehmen bei der Öl- und Gasförderung reibungslos liefen. Keine Abstriche bei den Investitionen für laufende Projekte also. „In einem politisch nur schwer vorhersehbaren Umfeld setzen wir die bisherigen Joint Ventures in Europa und Russland gemeinsam fort“, sagte Wintershall-Sprecher Michael Sasse. „Wir setzen auf Kontinuität!“

Aus den Äußerungen von BASF-Vorstandschef Kurt Bock ist sein Bedauern klar zu entnehmen. BASF verfolgt seit Jahren die Strategie, die Erkundung von Öl- und Gas-Lagerstätten und die Förderung auszubauen. Russland gilt als Kernregion. Dieser Geschäftszweig, der den Chemieriesen weniger anfällig gegen Konjunkturschwankungen machen sollte, hat oft den Umsatz und Gewinn der Ludwigshafener getrieben.

Dabei soll es bleiben – auch ohne den Tausch mit Gazprom. „Wir konzentrieren uns auf profitables Wachstum an der Quelle in ausgewählten öl- und gasreichen Regionen“, sagt Bock. Mit Gazprom bleiben die Ludwigshafener ohnehin im Geschäft – Wintershall und die Russen betreiben mehrere Gemeinschaftsunternehmen. „Wir führen diese Joint Ventures einfach fort“, sagt BASF-Sprecherin Moore-Braun.

 
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