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WOLFSBURG
Autonarr Ferdinand Piëch wird 75
Am Steuer eines Bugatti: Ferdinand Piëch.
Foto: dpa | Am Steuer eines Bugatti: Ferdinand Piëch.
Von dpa-Korrespondent Jan-Henrik Petermann
 |  aktualisiert: 16.04.2012 18:56 Uhr

Er ist ein Besessener. Schon als Vorstandschef von Audi und später von Volkswagen machte Ferdinand Piëch keinen Hehl aus seinen hochfliegenden Zielen. Der mächtige Autoboss wollte eines Tages einen Konzern lenken, der vom Minimobil über die Luxuskarosse bis zum Schwerlaster beinahe alles baut, was Räder hat.

Zum 75. Geburtstag an diesem Dienstag kann der heutige Aufsichtsratsvorsitzende Skeptiker Lügen strafen, die ihm allzu ambitionierte Visionen attestiert hatten. Doch Piëch wäre nicht Piëch, wenn er nicht weiter beharrlich an seinem vielleicht letzten großen Projekt arbeitete: Der schillernde Spross des Porsche-Clans will die Sportwagenschmiede ungeachtet juristischer Streitigkeiten vollständig unter das Dach des größten europäischen Autobauers holen.

Über den gelernten Maschinenbau-Ingenieur und Enkel des legendären Käfer-Konstrukteurs Ferdinand Porsche hört man oft, er habe „Benzin im Blut“. Piëch bewies immer wieder Stehvermögen, konnte seine Ideen trotz Gegenwinds durchboxen. Bei der jahrelang geplanten und dann im Herbst 2011 genehmigten Mehrheitsübernahme des Münchner Lastwagenbauers MAN sahen Beobachter das taktisch gewiefte Schlitzohr Piëch ebenso als Strippenzieher am Werk wie in der Übernahmeschlacht mit Porsche 2008/2009. Einen späten Dämpfer musste er hinnehmen, als das Oberlandesgericht Stuttgart im Februar entschied, er habe damals seine Pflichten als Aufsichtsrat der Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE verletzt.

Der in der Öffentlichkeit meist eher wortkarge Firmenpatriarch startete 1963 als Ingenieur bei Porsche. 1972 wechselte er zu Audi und arbeitete sich zum Technikvorstand hoch, 1988 wurde er Chef der Ingolstädter Tochter. Deren Aufstieg zum Oberklasse-Anbieter und Innovationstreiber im VW-Konzern ist ohne Piëchs Beteiligung kaum vorstellbar. Er schob den Fünf-Zylinder-Ottomotor und neue Leichtbauverfahren an. Entwicklungen wie das Ein-Liter-Auto und der Super-Sportwagen Bugatti Veyron werden häufig in einem Atemzug mit seinem Namen genannt.

Wenn es darum ging, Rivalen aus dem Sattel zu heben, zeigte sich der gebürtige Wiener wenig zimperlich. Den unliebsamen Konzernchef und Ex-BMW-Mann Bernd Pischetsrieder drängte Piëch Ende 2006 aus dem Amt, um den Vertrauten Martin Winterkorn an dessen Stelle zu setzen. Ihre Bande sind so stark, dass Winterkorn auch als heißer Kandidat für Piëchs Nachfolge an der Aufsichtsratsspitze gilt.

Piëch war nach seiner Zeit an der Vorstandsspitze bei Volkswagen 2002 Chefaufseher geworden. 1993 hatte er VW inmitten einer schweren Krise als Vorstandschef übernommen, Massenentlassungen drohten. Dies wendete der von Piëch eingestellte Personalvorstand Peter Hartz zusammen mit Betriebsrat und Gewerkschaft ab, unter anderem durch die Einführung der Vier-Tage-Woche. Zudem gelang es Piëch mit Hilfe des umstrittenen „Kostenkillers“ Jose Ignacio Lopez, VW wieder auf Kurs zu bringen.

Heute ist Piëch weiterhin die entscheidende Figur bei VW, gegen den Porsche-Enkel läuft nichts im Konzern. Es gab und gibt jedoch auch Kritik an seinem Machtanspruch. Weil Piëch auch Miteigentümer von Porsche ist, monierte Niedersachsens früherer Ministerpräsident Christian Wulff mögliche Interessenkonflikte. Auch seine Luxusauto-Strategie mit milliardenteuren Zukäufen wie Bentley, Bugatti und der Planung der Limousine Phaeton stieß nicht nur auf Zustimmung.

 
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