Das Versprechen steht. Am 15. Juni 2017 entfallen die Auslandszuschläge für Handy-Telefonate, Kurznachrichten (SMS) und mobiles Surfen beim Aufenthalt in anderen EU-Staaten. Dann kosten diese Dienste das Gleiche wie im heimischen Netz. Ohne die Einigung in der Nacht zum Mittwoch wäre die fast zehn Jahre alte Zusage der EU-Politiker nicht möglich geworden. Am frühen Morgen einigten sich nämlich die Unterhändler von Europäischem Parlament und der Mitgliedstaaten auf die noch offenen Großhandelspreise, also jene Kosten, die sich die Provider untereinander für die Durchleitung in Rechnung stellen.
Wichtige Einigung
„Das war das letzte Puzzle-Teil“, erklärte der für den digitalen Markt zuständige Vizepräsident der Brüsseler Kommission, Andrus Ansip, nach dem Durchbruch und bekräftigte: „Ab dem 15. Juni können die Europäer in der EU ohne Roaminggebühren reisen.“
Die Einigung war deshalb so wichtig, weil vor allem kleine und billige Provider in Schwierigkeiten geraten wären, wenn sie auf der einen Seite die lukrativen Auslandsgebühren hätten bezahlen müssen, gleichzeitig aber auf der anderen Seite saftige Zuschläge an die Konzerne, die die Netze betreiben, aufgelaufen wären. Tatsächlich purzeln auch diese Kosten zwischen den Unternehmen in der Summe um fast 90 Prozent. So dürfen sich die Konzerne untereinander für einen Anruf nur noch 3,2 Cent berechnen, eine SMS schlägt mit gerade mal einem Cent zu Buche. Drastisch fallen die Abgaben für ein Gigabyte an Daten – von derzeit 50 Euro auf 7,70 Euro ab 15. Juni. In den weiteren Jahren bis 2022 sinken sie dann auf 2,50 Euro.
Erleichterung für Kunden
„Die vereinbarten Obergrenzen sorgen dafür, dass die Anbieter überall in Europa ihre Kosten abdecken können. Sie sind aber niedrig genug, um den Wettbewerb auf den europäischen Telekom-Märkten zu sichern“, erklärte die finnische Europa-Abgeordnete Miapetra Kumpouka-Natri, die das Thema in der Abgeordnetenkammer als Berichterstatterin betreut. Zwar muss der Kunde sich um diese Verrechnungskosten der Provider untereinander eigentlich nicht kümmern.
In diesem Fall bedeutet die Einigung aber auch für ihn eine Erleichterung. Experten hatten nämlich mehrfach davor gewarnt, dass sich die Unternehmen ihre Kosten über erhöhte Inlandstarife wieder zurückholen würden. Diese Gefahr scheint nun gebannt. „Die Bürger können vom Strand in Spanien ohne zusätzliche Kosten zu Hause anrufen, Messenger-Dienste wie WhatsApp und Twitter nutzen, ohne zusätzliche Auslandsgebühren befürchten zu müssen“, kommentierte die SPD-Europa-Politikerin Kerstin Westphal die Einigung.
Gebührenfallen außerhalb der EU
Ihre Fraktionskollegin Constanze Krehl sagte: „Ein echter digitaler Binnenmarkt braucht nun auch europäische Telekommunikationsnetze und –Unternehmen. Nur so werden wir die Chancen der Digitalisierung voll nutzen können.“ Verbraucherschützer raten den Bürgern dennoch, sich vor ihrer Reise durch Europa genau zu informieren, da es nach wie vor Lücken gebe. So ist noch unklar, ob die Nicht-EU-Mitglieder Schweiz, Norwegen oder Liechtenstein sich an der europäischen Lösung beteiligen – und wenn ja, in welchem Ausmaß. In solchen Ländern drohten weiter Gebührenfallen, sodass die Reisenden gut beraten seien, dort nicht nur die Roamingdienste im Handy abzuschalten, sondern auch auf kostenfreie WLAN-Zugänge zu achten.