
Das ehrgeizigste jüngere Zeitungsprojekt in Deutschland ist Geschichte: Der Hamburger Verlag Gruner+Jahr (G+J) stellt die Wirtschaftszeitung „Financial Times Deutschland“ (FTD) nach zwölf verlustreichen Jahren ein. Die lachsrosa „FTD“ erscheine am 7. Dezember zum letzten Mal, bestätigte G+J am Freitag das Scheitern des deutschen Ablegers der renommierten britischen Zeitung. Voraussichtlich mehr als 360 Stellen fallen weg.
Seit der Gründung habe das Blatt kein einziges Mal Gewinne erzielt, sagte Julia Jäkel, Chefin von G+J Deutschland. „Vor diesem Hintergrund sehen wir keinen Weg, die FTD weiter zu betreiben.“ Zu den ersten, die sich zur Einstellung des Blattes äußerten, gehörte Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Das ist ja schlimm für Sie nach so vielen Jahren“, sagte sie einem „FTD“-Redakteur, der den Satz über Twitter verbreitete und trocken anmerkte: „In der Tat.“
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Überraschend kommt das Ende der Zeitung nicht. Anfang der Woche beschloss der G+J-Vorstand, die Finanzzeitung wegen der fehlenden wirtschaftlichen Perspektive einzustellen – allein dieses Jahr dürften Verluste von zehn Millionen Euro anfallen. Am Donnerstag besiegelte dann auch der G+J-Aufsichtsrat das Ende der Zeitung.
Damit fordert die Zeitungskrise in Deutschland in diesem Herbst bereits ihr zweites prominentes Opfer. Die linksliberale „Frankfurter Rundschau“ meldete in der Vorwoche Insolvenz an. Zudem hatte die Pleite der mit großen Plänen expandierenden Nachrichtenagentur dapd vor wenigen Wochen die deutsche Medienlandschaft erschüttert.