Die Erleichterung war Euklid Tsakalatos anzusehen. „Wir haben uns geeinigt“, verkündete der griechische Finanzminister am frühen Dienstagmorgen eine seiner wenigen Erfolgsmeldungen. Diese ist zusammengerechnet rund zwölf Milliarden Euro wert. Mehre Tage lang hatten die Geldgeber, zu denen die EU-Kommission, die Europäische Zentralbank (EZB), der ESM-Rettungsfonds der Eurozone und der Internationale Währungsfonds (IWF) gehören, mit den Griechen gerungen.
Wichtigster Punkt: Wie soll Athen mit den faulen Krediten umgehen, die sich auf geschätzte 100 Milliarden Euro summieren? Mindestens 25 Prozent der ärmeren Bürger können ihre Wohnungsdarlehen nicht mehr bedienen. Damit fehlt den Banken dringend benötigtes Kapital, weil sie selbst regelrecht auf dem Trockenen sitzen. Andererseits hatte sich die hellenische Regierung wochenlang gewehrt, den Betroffenen einfach ihre Bleibe zu nehmen. „Das geht gar nicht“, wehrte Tsakalatos entsprechende Forderungen noch vor wenigen Tagen im Kreis der Euro-Finanzminister ab.
Nun haben die Geldgeber einem Plan der Regierung zugestimmt, die die Ärmsten der Armen schonen dürfte. Ersten Informationen zufolge soll niemand seine Wohnung verlieren, wenn deren Wert unter 170 000 Euro und das Jahreseinkommen unter 8180 Euro liegt – dieser Betrag gilt nach dem griechischen Gesetz als Armutsgrenze. Für ein Ehepaar steigt diese Summe auf 13 917 Euro, eine Familie mit zwei Kindern darf höchstens 20 639 Euro in der Kasse haben, um in den Genuss der staatlichen Schonung zu gelangen.
Mit der Zustimmung der Geberseite werden zunächst zehn Milliarden Euro verfügbar, die bereits für die Rekapitalisierung der Banken auf einem Sperrkonto bereitgelegt worden waren. Eine nächste Rate aus dem 86 Milliarden Euro umfassenden dritten Hilfspaket über zwei Milliarden kann überwiesen werden, sobald das Athener Parlament auf seiner Sitzung am Donnerstag dieser Woche die Einigung gebilligt hat.
Bereits an diesem Freitag wollen die Finanzminister der Währungsunion dann grünes Licht für die Überweisung geben. Damit wäre Griechenland vorerst ein weiteres Mal in letzter Minute gerettet und könnte an seinem ehrgeizigen Plan festhalten, schon 2016 wieder Geld auf dem freien Markt aufzunehmen.
An den Finanzmärkten wurde die Einigung mit Kursgewinnen belohnt. Besonders positiv: Die Renditen gingen unmittelbar nach dem Durchbruch zurück. Sie sanken – erstmals seit einem Jahr – wieder unter die kritische Sieben-Prozent-Hürde. Diese Grenze gilt deshalb als wichtig, weil ein Staat bei über siebenprozentigen Zuschlägen die Zinslast praktisch nicht mehr alleine tragen kann. Noch im Frühjahr lagen die Renditen bei 13 Prozent. Gestern waren es 6,98 Prozent. Griechenlands Premierminister Alexis Tsipras würdigte die Einigung mit den Worten: „Wir haben mehr getan, als wir hätten tun sollen. Aber wir haben alles getan, um möglichst viele Menschen vor dem Verlust ihrer Bleibe zu schützen.“