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MÜNSTERSCHWARZACH
Anselm Grün: „Man muss auch mal verlieren können“
Nach Zeitungsberichten war Anselm Grün kürzlich in die Kritik geraten. Der Grund: Als wirtschaftlicher Leiter der Benediktinerabtei Münsterschwarzach (Kreis Kitzingen) hatte er Gelder seines Klosters in Zertifikaten und argentinischen und russischen Staatsanleihen investiert.
Das Gespräch führte Manfred Wagner
 |  aktualisiert: 08.09.2010 13:24 Uhr

Im Februar dieses Jahres betrug die durch seine Anlagen erwirtschaftete jährliche Rendite „etwa zehn Prozent“, erklärte er damals gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Im Zuge der jüngsten globalen Finanzkrise beklagte er die argentinischen Anleihen als größte Fehlspekulation.

Frage: Als wirtschaftlicher Leiter der Abtei Münsterschwarzach sind Sie in die Kritik geraten, weil sie in Zertifikate und Staatsanleihen investiert haben. Haben Sie sich verspekuliert?

Pater Anselm Grün: Verluste hat zurzeit jeder, der Geld international angelegt hat. Ich bin jedoch seit 31 Jahren für die Finanzen des Klosters verantwortlich, deshalb ist mir die langfristige Perspektive wichtig. Jetzt gilt es, nicht in Panik zu geraten und zu realisieren: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel!

Wissen Sie, womit bei diesen russischen und argentinischen Staatsanleihen konkret die Rendite erwirtschaftet wird?

Grün: Bei den Staatsanleihen ist erst mal der Staat derjenige, der das Geld aufnimmt und wieder schuldet. In Russland wird das Geld sicher auch im Ölgeschäft verdient, und Argentinien hatte lange Zeit eine gesunde Wirtschaft, die sich vor allem auf den landwirtschaftlichen Sektor und hier die Rinderproduktion stützte.

Kann man ausschließen, dass bei derartigen Anleihen das Geld dadurch verdient wird, dass Menschen zu Dumpinglöhnen und unsozialen Bedingungen beschäftigt werden?

Grün: Man kann es nicht völlig ausschließen, sondern kann nur auf einen verantwortlichen Umgang der maßgeblichen Leute mit den Krediten hoffen. Aber eine Garantie gibt es natürlich nicht.

Wäre es aus ethischer Sicht nicht besser, etwa in Umweltfonds zu investieren?

Grün: Doch, und ich habe das ja auch gemacht. Es ist ethisch sicher besser, in Fonds zu investieren, die auf nachhaltige Energien setzen. Es gibt auch kirchliche Fonds, deren Schwerpunkt auf Tätigkeiten im Umweltbereich liegt.

Was raten Sie den Bürgern in Bezug auf mögliche Geldanlagen?

Grün: Niemand sollte sich jetzt von Hektik und Panik anstecken lassen. Für wichtig halte ich auch, sich nicht von der Angst, sondern vom Vertrauen und der Hoffnung leiten zu lassen. Empfehlen kann man sicher aus ethischer Sicht Umweltfonds oder gezielte Kredite für Projekte in der Dritten Welt.

Hat die Abtei Münsterschwarzach durch die Finanzkrise einen dauerhaften wirtschaftlichen Schaden erlitten?

Grün: Nein, ganz sicher nicht.

Haben Sie persönlich aus der Finanzkrise etwas gelernt?

Grün: Natürlich, man lernt immer dazu. Man muss auch mal verlieren können.

 
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