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FRANKFURT
Anleger bekommen kalte Füße
Am Freitag: Aktienhändler verfolgen an der Börse in Frankfurt die Kursentwicklung an den Finanzmärkten.
Foto: Boris Roessler, dpa | Am Freitag: Aktienhändler verfolgen an der Börse in Frankfurt die Kursentwicklung an den Finanzmärkten.
dpa
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:19 Uhr

Monatelang kannten die Börsen nur eine Richtung: nach oben. Nun setzen die weltweit wichtigsten Aktienmärkte zum Ausverkauf an. Die Sorgen um die sich häufenden aktuellen politischen und wirtschaftlichen Krisen nehmen offensichtlich überhand. Immer mehr Anleger bekommen kalte Füße und wollen die Kursgewinne der Vergangenheit erst mal in trockene Tücher bringen.

Erst war es der ausufernde Ukraine-Konflikt, dann die eskalierende Gaza-Krise. Zum Schluss kamen noch die Staatspleite Argentiniens und teils enttäuschende Geschäftszahlen auch aus Deutschland hinzu. Über allem schwebt die Unsicherheit, wann die US-Notenbank zum ersten Mal seit Jahren wieder auf die Bremse treten wird und die Zinsen erhöht.

Der deutsche Leitindex Dax brach in dieser Woche um 4,5 Prozent ein. Das letzte Mal, dass er so deutlich in einer Woche absackte, ist schon rund zwei Jahre her. Insgesamt hat die Korrektur den Dax seit seinem Rekordhoch bei knapp unter 10 051 Punkten Mitte Juni bereits nahezu acht Prozent oder fast 800 Punkte gekostet.

Händlerin Sarah Brylewski vom Broker Gekko Markets erkennt zwar noch keine Angst, „besorgt ist man aber durchaus“. Sie verweist zur Illustration auf die massive Talfahrt der Adidas-Aktie. „Und auch der Sturz des Dax auf 9200 Punkte muss längst nicht das Ende der Fahnenstange sein.“

An der Wall Street zeigte die Kurstafel für den Leitindex Dow Jones Industrial zu Handelsschluss ein Minus von mehr als 300 Punkten an. Damit ist das bisherige Jahresplus am weltweit größten Aktienmarkt ausradiert. Müssen sich die Anleger nun auf eine anhaltende Schwächephase der Börsen einrichten oder handelt es sich doch nur um eine kurzzeitige Korrekturphase? In diesem Punkt sind sich die Börsenexperten nicht einig. Uwe Eilers, Vorstand der Geneon Vermögensmanagement, sieht eine Korrekturphase. Ric Spooner, Chefstratege bei CMC Markets, hält es dagegen nicht für ausgeschlossen, dass sich die Börse schon auf die näherrückende Zeit mit steigenden Zinsen einstimmt.

Neben den geopolitischen Krisen ist vor allem die US-Geldpolitik zuletzt an den Märkten wieder verstärkt in den Fokus gerückt. Die Sorge um die Zinswende in den USA treibt die Börsianer um: Wann ist die Zeit des „billigen Geldes“ vorbei? Sowohl Aussagen von US-Notenbänkern als auch Beobachtern deuten mittlerweile darauf hin, dass die Währungshüter früher als bisher angenommen die Zinsen anheben könnten.

Die erneute Pleite Argentiniens schlug ebenfalls auf die Stimmung der Marktteilnehmer, auch wenn sie zunächst keinen großen finanziellen Einfluss auf die Börse hatte. In der Nacht zu Donnerstag hatte Argentiniens Wirtschaftsminister Axel Kicillof die Verhandlungen mit US-Investoren über die Rückzahlung argentinischer Altschulden für gescheitert erklärt. Die Auswirkungen der Ukraine-Krise und die Sanktionen von EU und Amerikanern gegen Russland haben zudem ihre ersten Spuren in den Geschäftszahlen von Unternehmen hinterlassen.

Nach der Gewinnwarnung hat die Aktie des Sportartikelherstellers Adidas am Freitag ihren Kursrutsch fortgesetzt. Die Papiere notierten mittags mit 57,60 Euro drei Prozent schwächer. Die Aktie verlor in zwei Tagen rund ein Sechstel ihres Werts. Adidas hatte am Donnerstag angesichts wachsender Probleme in Russland und größerer Schwierigkeiten im Golf-Geschäft die Gewinnprognose nach unten korrigiert. Analysten führten den Kursrutsch auf hohe Werbeaufwendungen zurück. Viele Anleger fragten sich, ob der Millionenvertrag mit dem englischen Fußball-Erstligisten Manchester United gerechtfertigt sei.

 
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