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WÜRZBURG
Alte in der Kreditklemme
Es gibt viele Gründe, warum Menschen auch noch im fortgeschrittenen Alter einen Kredit brauchen. Eine neue Regelung macht es ihnen aber nun schwerer.
Foto: Thinkstock | Es gibt viele Gründe, warum Menschen auch noch im fortgeschrittenen Alter einen Kredit brauchen. Eine neue Regelung macht es ihnen aber nun schwerer.
Von unserem Mitarbeiter Sebastian Richly
 |  aktualisiert: 30.09.2016 03:49 Uhr

Der Traum vom Eigenheim könnte für immer mehr ältere Menschen in weite Ferne rücken. Seit Ende März gibt es in Deutschland höhere Hürden, einen Immobilienkredit bewilligt zu bekommen. Hinter den strengeren Auflagen steckt eine EU-Richtlinie. Mit der neuen Regelung sollten die Kreditnehmer durch genauere Prüfungen davor geschützt werden, sich finanziell zu übernehmen, sagt Steffen Steuder, Pressereferent vom Bundesverband der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

Die Institute sind verpflichtet, die Kreditwürdigkeit nun genauer zu prüfen. Der Kreditnehmer müsse in der Lage sein, in seiner statistischen Lebenserwartung seinen Kredit abzubezahlen, sagt Steuder. Menschen, die gar nicht mehr oder nicht mehr lange arbeiten, haben es so schwerer, einen Immobilienkredit bewilligt zu bekommen. Prinzipiell sei der Vorsatz „vernünftig“, findet Steuder. Denn auch die Banken werden zu einer verantwortungsvollen Kreditvergabe angehalten. Jedoch zeichnen sich nach seiner Ansicht „bereits jetzt gravierende Probleme ab“.

Allen voran dieses: In Deutschland konnte der Wert der Immobilie bislang auf den Leihbetrag angerechnet werden, wodurch in vielen Fällen das Restdarlehen abgedeckt war. Das ist nun nicht mehr möglich. „Der Gesetzgeber hat es verpasst, entsprechende Ausnahmen in das Gesetz einzuarbeiten“, sagt Steuder. In Österreich beispielsweise ist die Renovierung einer Immobilie von der neuen Regelung ausgenommen. In Deutschland würden viele ältere Antragsteller den Kredit genau für einen derartigen altersgerechten Umbau des Eigenheims benötigen. Solche Finanzierungen waren in den vergangenen Jahren eine tragende Säule des Immobilienkreditgeschäftes. Bei vielen Sparkassen gehen die bewilligten Immobilienkredite seit März zurück. Kein Einbruch bei den Zahlen, meinen Experten, aber einzelne Finanzierungsanträge würden abgelehnt, die in der Vergangenheit noch bewilligt worden wären. Neben den älteren Kunden seien vor allem auch Familien mit Kindern und Arbeitnehmer mit Zeitverträgen betroffen. Der Verbraucher, der eigentlich geschützt werden sollte, hat nun deutlich größere Hürden bei der Antragstellung. Der bayrische Sparkassenverband berichtet von einem Minus bei den bewilligten Krediten von etwa zehn Prozent auf 3,5 Milliarden Euro bei unveränderter Nachfrage.

Der baden-württembergische Sparkassenverbandschef Peter Schneider hält die neuen Regelungen für die Kreditvergabe bei Immobilien für „völlig überzogen“. Hohe Kreditausfälle habe es auch vorher kaum gegeben.

Bei den privaten Instituten sind die Folgen der neuen Richtlinie dagegen noch nicht spürbar. Die ING Diba beispielsweise vermeldet bislang keine Rückgänge bei den Immobilienkrediten. Derzeit sei es aber noch zu früh, die Auswirkungen zuverlässig beurteilen zu können, sagt Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken, der die privaten Institute vertritt.

Klar sei aber auch: „Die neuen Regelungen haben gewisse Veränderungen gegenüber der bisherigen Praxis gebracht.“ Der Bundesverband der Volksbanken und Raiffeisenbanken drängt ohnehin auf eine Änderung der umstrittenen Auflagen. Pressereferent Steffen Steuder ist optimistisch: „Wir sind guter Dinge, dass eine Anpassung des Gesetzes kommt und Berlin die EU-Richtlinie neu auslegt.“

 
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