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THULBA
Abgasskandal brachte SK in die Krise
14 Meter lang ist die Waschanlage, die gerade bei SK Hydroautomation in Thulba entsteht. Geschäftsführer Roland Gebauer bespricht mit seinem Mitarbeiter ein Detail der Konstruktion.
Foto: Wolfgang Dünnebier | 14 Meter lang ist die Waschanlage, die gerade bei SK Hydroautomation in Thulba entsteht. Geschäftsführer Roland Gebauer bespricht mit seinem Mitarbeiter ein Detail der Konstruktion.
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:25 Uhr

Autohersteller und Zulieferer aus aller Welt schauen ins kleine Thulba (Lkr. Bad Kissingen), wenn es um Maschinenausstattung für ihre Werkhallen geht. Bei der SK Hydroautomation GmbH entwickeln und fertigen 58 Mitarbeiter ausgefallene Montageanlagen. „Jede Maschine ist ein Einzelstück“, sagt Geschäftsführer Roland Gebauer.

Inzwischen hat sich der Maschinenbauer vom VW-Abgasskandal erholt. Davor kamen 30 Prozent der Aufträge aus Wolfsburg. „Wir sind in ein kleines Loch gefallen“, erinnert sich Gebauer an den dramatischen Herbst 2015 samt Investitionsbremse des größten deutschen Autoherstellers.

Doch die zehnköpfige Entwicklungsabteilung trotzte der Ungewissheit mit Einfallsreichtum. In diesem Jahr rechnet SK Hydroautomation mit einem Jahresumsatz von zehn Millionen Euro. Die Auftragsbücher sind für 2017 bereits zu 70 Prozent gefüllt. Prüfstände und Waschanlagen bilden das Rückgrat des Erfolges von SK Hydroautomation. „Jeder Getriebehersteller auf der Welt hat einen Prüfstand von uns“, erklärt Gebauer. In den Maschinen werden beispielsweise durch simulierte Schaltvorgänge Synchronringe getestet. Inzwischen setzen laut Gebauer auch 95 Prozent der Ölhersteller auf Technik aus der Ideenschmiede in der Vorrhön. Aktuell steht die Auslieferung eines Prüfstandes nach China bevor.

Reger Nachfrage erfreuen sich auch Waschanlagen für Auto- und Motorenteile. Eine kleinere für Kolbenstangen geht in Kürze in die Vereinigten Staaten. Eine zweite Waschanlage für Stoßdämpferstangen füllt einen größeren Teil der Halle. Seit fast einem Jahr schrauben Mitarbeiter an dem zwölf Meter langen und zehn Tonnen schweren Boliden. Im Januar geht er an Bilstein.

Auch Waschanlagen für die Reinigung von Getriebeteilen erfreuen sich großer Nachfrage. „Damit können wir noch ein paar Jahre leben“, schätzt Gebauer den Markt ein. Mit Erhöhung des Reinigungsdruckes von 1300 auf 1400 bar hat das Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal. Die Reinheit der Produktionsprozesse hat zunehmend an Bedeutung gewonnen, weiß der Firmenchef. „Darauf ist auch die längere Haltbarkeit der Motoren zurückzuführen“, erklärt er. Die müssen heute nicht einmal mehr eingefahren werden. Die größte Maschine, die das Unternehmen in seiner 33-jährigen Geschichte verlassen hat, war gut 40 Meter lang und diente Mercedes zur automatischen Montage von Lenkstangen.

Ein Schlag für die Firma bedeutete im Frühjahr der Tod des anerkannten Firmengründers Klaus Schaule. Er hat das Unternehmen gewissermaßen aus seinem Keller heraus aufgebaut. Mitgesellschafter Gebauer war schon früh dabei. Als gelernter Industriemechaniker, später staatlich geprüfter Techniker und technischer Betriebswirt, wurde er bereits 1998 Prokurist und gleichzeitig Teilhaber. Auch wegen dieser früh gestellten Weichen meisterte SK Hydroautomation die Herausforderungen aus der VW-Krise.

Jetzt hat das Unternehmen die Eigentümerstruktur angepasst. Gebauer hat 51 Prozent der Geschäftsanteile übernommen. Die restlichen Anteile gingen in eine neu ins Leben gerufene Klaus Schaule-Stiftung. Über sie sind ab sofort jene 36 Mitarbeiter am Gewinn des Unternehmens beteiligt, die über zehn Jahre dabei sind. Mitarbeiter-Motivation habe schon immer eine große Rolle gespielt, sagt Gebauer. „Da haben schließlich alle was davon“, ist der Firmenchef überzeugt. Dass der Wandel zur Elektromobilität den Firmenerfolg infrage stellt, glaubt der Experte nicht. Er geht vielmehr von einer längeren Koexistenz zwischen fossilen Treibstoffen, Strom und als dritte im Bunde möglicherweise der Brennstoffzellen aus.

„Schon deshalb, weil es nicht gelingen wird, auf die Schnelle genügend Strom bereitzustellen.“ Ansonsten wolle man weiter flexibel auf neue Herausforderungen reagieren.

 
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