
Für die einen, die Wohlmeinenden, ist sie "Die Schaefflerin", die Frau, die nach dem frühen Tod ihres Mannes Georg Schaeffler 1996 nicht dem Rat gefolgt ist, das Unternehmen zu verkaufen. Die vielmehr entschlossen das Ruder übernommen hat und zusammen mit Managern INA, heute Schaeffler, vorangebracht hat und die mit der Übernahme von FAG Kugelfischer einen Riesencoup landen konnten. Für andere ist sie "Die listige Witwe", die immer glaubte beweisen zu müssen, dass sie das ganz große Rad drehen kann und die mit dem Versuch, das dreimal größere Unternehmen Conti zu übernehmen, beinahe völligen Schiffbruch erlitt.
Wie für Schaeffler-Thumann alles anfing
An diesem Dienstag feiert Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann, die seit 2014 in zweiter Ehe mit dem früheren Chef des Verbandes der deutschen Industrie, Jürgen Thumann, verbunden ist, 80. Geburtstag. Geboren wurde sie in Prag. Das Medizinstudium gab sie auf, als sie 1963 den wesentlich älteren Unternehmer Georg Schaeffler kennenlernte und heiratete.
Sie wollte in der Firma, die damals noch INA (Industrie-Nadellager) hieß, mitarbeiten. Zum Betriebswirtschaftsstudium kam es jedoch nicht, weil Schaeffler sie selbst ausbilden und wohl auch formen wollte.

Als ihr Mann 1996 starb, übernahm sie die Führung zusammen mit Sohn Georg, dessen Bruder bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Georg Schaeffler hatte zunächst wenig Interesse am Unternehmen und wirtschaftlichen Fragen. Er studierte in den USA Jura, ließ sich dort als Anwalt nieder. Heute hält er 80 Prozent der Stammaktien, 20 Prozent sind bei der Mutter.
Die weitgestreuten Vorzugsaktien sind ohne Stimmrecht, was den Einfluss der Familie sichert, deren Vermögen auf eine mittlere einstellige Milliardensumme geschätzt wird. Das Wirtschaftsmagazin "Fortune" gab es 2018 noch mit 25 Milliarden US-Dollar an, 2021 sollen es noch 8,5 Milliarden sein.
Wie Schaeffler-Thumann wirkt
Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann ist eine elegante Erscheinung, geschmacksicher und modebewusst, teuer und perfekt gestylt. In Festspielstädten wie Salzburg oder Bayreuth ist sie Stammgast.
Beides mag dazu geführt haben, dass sie oft unterschätzt wurde. Der Beliebtheit in der Belegschaft hat es nicht geschadet. Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumanns Auftritte mögen zuweilen inszeniert gewirkt haben. Im persönlichen Gespräch wirkt sie sehr zugewandt.
Als INA Kugelfischer übernahm und ihre Manager allzu forsch vorgingen, suchte sie den Ausgleich. Die damalige Schweinfurter Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser: "Frau Schaeffler beeindruckte mich – durch ihre hohe, elegante Gestalt, die Spuren wienerischer Verbindlichkeit in ihrer Sprache, aber vor allem dadurch, wie sie in wenigen Jahren zu einer überzeugenden "Business Woman" geworden war, die mutig das industrielle Erbe ihres Mannes erhalten und mehren konnte. Die Entschlossenheit, mit der Schaeffler 2001 nach FAG griff, erwies sich für Schweinfurt als gut und zukunftsweisend. Es wurde wieder kräftig investiert, und Frau Schaeffler war schnell eine verlässliche Größe für die Schweinfurter Belegschaft sowie eine hochgeschätzte Partnerin für das Rathaus."
Conti-Übernahme durch Schaeffler: Milliardenschulden
Manche legen es als Übermut, andere als den Versuch aus, die eigene mechanisch orientierte Ausrichtung mit der fortgeschrittenen elektronischen Technologie von Conti zusammenzubringen, als Schaeffler 2008 den Aktionären von Conti ein Übernahmeangebot machte und bei fallenden Kursen zum hohen Angebotspreis mehr Aktien bekam als beabsichtigt.
Plötzlich waren Schulden in Höhe von elf Milliarden Euro aufgehäuft. Maria-Elisabeth Schaeffler rief nach staatlicher Hilfe, wandte sich an Berlin und München und bekam eine Abfuhr, "weil man nicht im Nerzmantel um Staatshilfe bittet". Der Satz wird dem damaligen Bundesarbeitsminister Olaf Scholz zugeschrieben.
Und dann war da noch der rote Schal
In der breiten Öffentlichkeit als peinlich empfunden wurde, dass sie sich einen roten Schal umband und sich in die Reihen der IG Metall stellte, als es um die Arbeitsplätze ging.
Weil die Banken an einer Pleite nicht interessiert sein konnten, wurde sie abgewendet. Dem Banker Klaus Rosenfeld gelang es, die Finanzen in Ordnung zu bringen. Heute ist er Vorstandschef und pflegt einen guten Kontakt zu Georg Schaeffler, der zunehmend aus dem Schatten der Mutter tritt.
Um sie ist es ruhiger geworden. In der Öffentlichkeit tritt sie nicht mehr auf.