
Wer heute eine Bionade aus Ostheim in der Rhön ordert, hat die Wahl zwischen zehn verschiedenen Geschmacksrichtungen. Doch nur die Sorte Litschi gibt es so lange wie Bionade selbst: genau seit 25 Jahren. Dieses Jubiläum rückt das Unternehmen jetzt wieder ins Scheinwerferlicht.
Am 24. Februar 1994 wurde das Verfahren zur Herstellung des neuartigen Getränks in München patentiert. Jahrelang hatte Dieter Leipold, Braumeister bei Peter Bräu in Ostheim, herumprobiert, bis er es schaffte, ein Getränk wie Bier zu brauen, das aber keinen Alkohol enthielt und deutlich weniger Zucker hatte als andere Softdrinks.
Lottogewinn kam rechtzeitig
Der große Renner war das Getränk zunächst nicht, auch nicht als zwei Jahre später die bekannteste Sorte Holunder dazu kam. In Reformhäusern und Fitness-Clubs lief es recht gut. Trotzdem stand Peter Bräu, wo Bionade produziert wurde, vor der Insolvenz.
Doch dann meinte es das Schicksal gut mit Siegrid Peter-Leipold, der Frau von Dieter Leipold. Sie gewann eine Million Mark im Lotto und investierte das Geld fast komplett in das Unternehmen. Damals trat Peter Kowalsky, einer ihrer Söhne aus erster Ehe, als technischer Leiter in die Firma ein. 1997 wurde er geschäftsführender Gesellschafter.
Und dann kam er doch noch, der Durchbruch. Nach einer Änderung der Aufmachung und dank eines Getränkegroßhändlers wurde Bionade zum angesagten Getränk in Hamburger Cafés und Clubs. Ab da war Bionade Kult. Über 2002 - in dem Jahr, als Bionade als erster Softdrink das Biosiegel bekam - steht in der Firmenhistorie: Eine Bionade-Welle schwappt über Deutschland. Das war die Zeit, in der viele Medien gerne über die Bionade-Erfolgsgeschichte berichteten.
Gründerfamilie steigt Stück für Stück aus
2002 war aber auch das Jahr, in dem die Gründerfamilie die Mehrheit am Unternehmen verlor. Rhön-Sprudel stieg mit 51 Prozent ein. Das war die Gegenleistung für einen Kredit, mit dem Rhön-Sprudel der Bionade-Mutter Peter Bräu ausgeholfen hatte.
Am Erfolg von Bionade änderte das zunächst nichts. Auf dem Ostheimer Betriebsgelände kamen die Staplerfahrer kaum noch mit der Beladung der Lastwagen nach, die die Kultbrause überall in der Republik verteilten. 2007 hatte das Unternehmen eine Markenbekanntheit von 98,4 Prozent und schaffte den ersten Platz beim Umweltpreis "Junge Unternehmen fördern Nachhaltigkeit". Peter Kowalsky erhielt 2008 den Horizont-Award "Mann des Jahres".
Als die Preise plötzlich um 30 Prozent stiegen
Eine Delle bekam die Erfolgsgeschichte, als im Sommer 2008 die Preise für Bionade um über 30 Prozent erhöht wurden. Im Jahr darauf übernimmt Radeberger, das zur Oetker-Gruppe gehört, den 51-Prozent-Anteil von Rhön-Sprudel und im Jahr darauf weitere 19 Prozent. Die Gründerfamilie mit ihren dann nur noch 30 Prozent Anteil harmonierte allerdings nicht mit Radeberger. Nach Umsatzeinbrüchen und Uneinigkeiten mit Radeberger verkaufte sie ihren restlichen Anteil auch noch an Radeberger und nahm damit Abschied von Bionade.
Am 31. August 2014 starb der Bionade-Erfinder Dieter Leipold. Am 1. Januar 2018 trennte sich Radeberger von Bionade. Das Unternehmen gehört seitdem der Hassia Mineralquellen GmbH & Co. KG. Die baut derzeit die Logistik in Ostheim um. Kernstück ist ein Hallenneubau sowie die Schaffung von Flächen für Leergut auf dem Betriebsgelände.