Anziehende Exporte, stabiler Arbeitsmarkt, robuste Geschäftsaussichten am Bau: Die Wirtschaftslokomotive Deutschland kommt aus Expertensicht nach der Schwächephase wegen der Eurokrise bald wieder auf Touren. „Die Konjunkturaussichten hellen sich schnell wieder auf“, erklärte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch. In diesem Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,9 Prozent steigen. Im kommenden Jahr sei dann sogar ein Wachstum von mehr als zwei Prozent möglich. Auch Beschäftigte dürften mit kräftigen Lohnsteigerungen davon profitieren. Im abgelaufenen Jahr dürfte die Konjunktur in Europas größter Volkswirtschaft wegen der Turbulenzen um den Euro allerdings deutlich abgeflaut sein.
Auch wenn die Krise bei hoch verschuldeten Euro-Partnern wie Spanien oder Griechenland der größte Hemmschuh bleibt, kann die deutsche Wirtschaft weiter zulegen, wie das DIW erwartet. „Die Binnennachfrage wird in diesem und auch im kommenden Jahr die wesentliche Stütze des Wachstums sein“, sagte Deutschlandexperte Simon Junker. Entscheidend sei trotz einer vorübergehenden Flaute der robuste Arbeitsmarkt. So dürften Firmen Entlassungen durch kürzere Arbeitszeiten und den Abbau von Überstunden vermeiden, damit sie im absehbaren Aufschwung ihr volles Personal einsetzen können.
In mehreren Branchen könnten spürbare Lohnsteigerungen den privaten Konsum stützen, prognostiziert das DIW. Denn in diesem und im nächsten Jahr dürfte die Inflationsrate mit knapp zwei Prozent nicht besonders hoch sein. Der Wirtschaftsweise Lars Feld forderte die Tarifparteien zu Erhöhungen knapp über der Inflationsrate auf.
Für das abgelaufene Jahr 2012 geht das DIW wegen einer schwachen zweiten Jahreshälfte nur von 0,8 Prozent Wachstum aus. Dies ist ein klarer Dämpfer, nachdem die Wirtschaft 2011 noch stark um 3,0 Prozent zugelegt hatte. Offizielle BIP-Zahlen für das Vorjahr veröffentlicht das Statistische Bundesamt am 15. Januar. Am 16. Januar will die Bundesregierung ihre neue Prognose vorstellen. Zuletzt war für 2013 von einem Korridor zwischen 0,5 und 0,7 Prozent die Rede.