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Schrobenhausen
Taurus-Debatte: Söder macht sich für Lieferung an Ukraine stark
Markus Söder besucht den Taurus-Standort bei Schrobenhausen, in dem die Marschflugkörper hergestellt werden. Von dort sendet er Kritik an den "bockbeinigen" Kanzler Olaf Scholz.
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Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Bayerns Ministerpräsident Markus Söder neben dem Ausstellungsstück des Marschflugkörpers Taurus. Er hat den MBDA-Standort bei Schrobenhausen besucht.
Stefan Stahl
 |  aktualisiert: 11.03.2024 08:58 Uhr

Wird Markus Söder den Stier bei den Hörnern packen? Oder sich zumindest in dessen Nähe am Dienstag im Hagenauer Forst bei Schrobenhausen ablichten lassen? Vor dem Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten beim Rüstungsunternehmen MBDA in der Spargel-Region wurde spekuliert, wie nah der CSU-Chef einem Modell des bekanntesten deutschen Marschflugkörpers Taurus rückt, dessen Namen sich aus dem lateinischen Wort für „Stier“ ableitet.

Auf alle Fälle sollten die in dem oberbayerischen Werk produzierten Waffen das nähere Interesse Söders wecken, ist der Taurus doch weit über Deutschland hinaus zum Thema geworden. Der Marschflugkörper mit einer Reichweite von über 500 Kilometern hat Kanzler Olaf Scholz veranlasst, in einem Basta-Satz klarzustellen, dass Deutschland keine Taurus-Waffen an die Ukraine liefern wird: „Ich bin der Kanzler, und deshalb gilt das.“ Scholz gibt den Schröder.

Taurus-Marschflugkörper spätestens seit Abhör-Affäre bei der Bundeswehr bekannt

Endgültige Berühmtheit erlangte der Marschflugkörper, nachdem offenbar wurde, dass Moskau ein Gespräch hochrangiger Bundeswehr-Offiziere über den Taurus abgehört hat. So kommt es, wie es kommen musste: Söder geht auf Tuchfühlung mit dem Marschflugkörper, fasst ihn kurz an. Er schaut – der Materie angemessen – ernst und sagt: "In solchen Zeiten macht dieser Besuch keinen Spaß, aber er ist notwendig, zeigt er doch, dass wir uns wehren können." Dann macht der Ministerpräsident deutlich: "Diese Waffe muss zum Einsatz kommen. Wir haben ein moralisches und eigenes Interesse, der Ukraine zu helfen." Nun greift der CSU-Chef Scholz an, schließlich sei es unverständlich, "warum die Hilfe für die Ukraine in Deutschland an einem einzigen Mann scheitert". Söder fordert eine nochmalige Abstimmung im Bundestag über die Frage, ob Deutschland Taurus-Waffen an die Ukraine liefern soll. Dem Kanzler wirft er jedenfalls "Bockbeinigkeit" vor. 

Was macht den Taurus derart besonders? Warum dürsten russische Militärs nach in die Tiefe gehenden Informationen? Zunächst einmal ist die Bundeswehr mit 600 dieser Waffen gut ausgestattet. Sie können vom Kampfflugzeug Tornado abgeschossen werden. Auch der Eurofighter soll dazu einmal in der Lage sein. Die Waffen sind für „Hochwert-Ziele“ gedacht, wie das im Militärjargon heißt. Sie könnten zur Zerstörung von Bunkern, Munitionsdepots und Brücken eingesetzt werden. Das erklärt, warum die Verantwortlichen in der Ukraine derart heiß auf die Taurus-Technologie sind und weshalb die Mächtigen in Russland allergisch auf das Thema reagieren. 

Taurus-Marschflugkörper ist eine Waffe aus Bayern

Neben der Bundeswehr setzen auch Südkorea und Spanien auf die Waffe aus Bayern. Bei MBDA ruht die Herstellung der Marschflugkörper. Die Produktionslinie könnte jedoch wieder hochgefahren werden. Nach Informationen unserer Redaktion liegen dem Unternehmen derzeit keine neuen Aufträge vor. Zur politischen Diskussion, ob die Ukraine Taurus-Waffen bekommen soll, äußern sich Vertreter der Firma nicht und verweisen auf die Politik. MBDA ist ein multinationaler europäischer Konzern mit mehr als 14.000 Beschäftigten. An dem Gemeinschaftsunternehmen sind Airbus und das britische Unternehmen BAE Systems mit je 37,5 Prozent beteiligt. Der Rest liegt beim italienischen Anbieter Leonardo. Der Konzern baut Waffen für Land-, See- und Luftstreitkräfte. 

Im Werk bei Schrobenhausen arbeiten derzeit knapp 1000 der insgesamt rund 1200 Beschäftigten in Deutschland. MBDA will bis 2025 hierzulande rund 300 Beschäftigte einstellen und plant Investitionen in die heimischen Standorte von über 200 Millionen Euro. Neben dem Werk in Schrobenhausen ist das Unternehmen auch in Freinhausen, einem Ort zwischen Schrobenhausen und Ingolstadt, vertreten. Dort werden amerikanische Patriot-Raketenabwehr-Systeme getestet und für die Bundeswehr angepasst. Patriot wird von acht europäischen Staaten sowie der Ukraine zur Abwehr von Marschflugkörpern, Raketen sowie feindlichen Drohnen und Flugzeugen eingesetzt. Dabei haben Nato-Länder kräftig nachbestellt und einem Gemeinschaftsunternehmen von MBDA und dem US-Rüstungsriesen Raytheon einen Auftrag über 5,1 Milliarden Euro erteilt. Während MBDA bisher rund 5000 Patriot-Lenkflugkörper gewartet hat, wird im Zuge des Großauftrags in Schrobenhausen die erste Fertigungslinie für die Raketen des Systems außerhalb der USA aufgebaut. Söder stellt sich für Fotos auch neben eine Patriot-Rakete und macht sich für die Abwehrwaffe aus Bayern stark. 

 
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