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Gewerkschaften fordern 2024 mehr Geld und kürzere Arbeitszeiten
Im kommenden Jahr stehen die Zeichen nicht nur bei den Lokführern auf Streik. In den Tarifverhandlungen wird es um Geld, aber auch um Arbeitszeiten gehen.
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Foto: Paul Glaser, dpa-Zentralbild, dpa | Die Gewerkschaften ringen um kürzere Arbeitszeiten und deutlich mehr Geld.
Redaktion
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:34 Uhr

Den Menschen in Deutschland steht auch 2024 ein konfliktreiches Tarifjahr bevor. Die zwischenzeitlich hohe Inflation hat tiefe Spuren bei den Reallöhnen abhängig Beschäftigter hinterlassen und gleichzeitig wird in mehreren Branchen der Ruf nach kürzeren Arbeitszeiten laut.

Die Gewerkschaften stehen bereit, die Arbeitsbedingungen für knapp 12 Millionen Beschäftigte neu auszuhandeln, wie das WSI-Tarifarchiv der Hans-Boeckler-Stiftung zusammengetragen hat. Schwergewichte sind im kommenden Jahr das Bauhauptgewerbe, Leiharbeit, Chemie sowie zum Herbst die Metall- und Elektroindustrie, die alleine für 3,6 Millionen Beschäftigte steht.

Tarifkonflikte im Einzel- und Großhandel wurden auf 2024 vertagt

Dazu kommen eine ganze Reihe von Tarifkonflikten, die aus 2023 ins neue Jahr vertagt worden sind. Dazu gehören die Verhandlungen zu Einzelhandel und Großhandel, die vor Weihnachten wiederholt zu Warnstreiks geführt hatten.

Auch die Lokführer-Gewerkschaft GDL ist bei der Bahn trotz mehrerer Warnstreiks nicht am Ziel, hat aber über eine Urabstimmung bereits die Weichen für weitere Arbeitskämpfe gestellt, die ab dem 8. Januar starten könnten. In seinem voraussichtlich letzten Tarifkonflikt geht es dem scheidenden GDL-Chef Claus Weselsky vor allem um die Wochenarbeitszeit im Schichtdienst, die von 38 auf 35 Stunden runter soll, was die Bahn angesichts des Fachkräftemangels bislang strikt ablehnt. Beim DB-Konkurrenten Netinera (u.a. Metronom, ODEG, Vlexx) ist die GDL weiter: Dort beginnt die schrittweise Einführung der 35-Stunden-Woche bereits zu Jahresbeginn 2025.

Energiewende treibt Tarifverhandlungen in Schwerindustrie voran

In der Eisen- und Stahlindustrie haben die Tarifpartner Möglichkeiten geschaffen für kurzfristig kürzere Wochenarbeitszeiten. Hintergrund ist der bevorstehende ökologische Umbau der energieintensiven Branche, der nach Einschätzung der Gewerkschaft in der Mitte des Jahrzehnts zu deutlich weniger Arbeitsaufkommen führen wird. Die Arbeitszeitverkürzung soll beim Stahl dazu dienen, die Fachkräfte in den Betrieben zu halten. Den zuvor geforderten vollen Lohnausgleich wird es nicht geben.

Für weitere zentrale Industriezweige wie Auto oder Maschinenbau ist die Forderung nach einer 32-Stunden-Woche noch Zukunftsmusik. Aber die "kurze Vollzeit" gilt der neuen IG-Metall-Vorsitzenden Christiane Benner als anzustrebendes Ideal, das dann auch von vielen Frauen leichter zu bewältigen sei. Bereits Bestandteil einiger Tarifverträge ist die Formel "Geld oder Freizeit", die unter anderem Verdi beim Bodenpersonal der Lufthansa für das Jahr 2024 auf die Agenda gesetzt hat.

Mehr Geld soll Reallohnverluste ausgleichen

Neben der Arbeitszeit werden vor allem deutlich höhere Entgelte gefordert, um die Reallohnverluste der Vorjahre langsam wieder aufzuholen. Die Bundesbank hat bereits 2023 deutlich höhere Tarifabschlüsse als üblich registriert, die aber stark von den abgabenfrei gestellten Inflationsausgleichszahlungen geprägt waren. Aber auch ohne dieses Instrument seien höhere dauerhafte Lohnsteigerungen vereinbart worden als vor der Hochinflation, heißt es im Monatsbericht November. Allerdings betrug diese Steigerung im Sommer-Quartal mit 3,0 Prozent nur einen halben Prozentpunkt mehr als im Frühjahr.

Trotz der vergleichsweise hohen Lohnabschlüsse mit einer durchschnittlichen nominalen Steigerung um 5,6 Prozent blieben viele Beschäftigte auch im Jahr 2023 unter der allgemeinen Preissteigerung. Erst unter Berücksichtigung der jeweils individuellen Steuer- und Abgabenvorteile der hohen Einmalzahlungen sei in den meisten Fällen die Inflation doch noch übertroffen worden, erläutert der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. Der Nachholbedarf sei immens: Nach drei Jahren mit Reallohnverlusten stehe die Kaufkraft derzeit auf dem Stand des Jahres 2016. (Von Christian Ebner, dpa)

 
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