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Berlin
Wie Deutschland und die USA im All enger zusammenarbeiten
Wieder Astronauten auf den Mond zu bringen, ist das Flaggschiffprojekt der westlichen Raumfahrt. Washington und Berlin intensivieren ihre Kooperation.
Nasa-Mission «Psyche».jpeg       -  Deutschland und die USA wollen auch im Weltraum enger zusammenarbeiten. Die Nasa-Rakete auf diesem Bild ist auf dem Weg zu einem Asteroiden, im europäisch-amerikanischen Programm 'Artemis' geht es zum Mond.
Foto: John Raoux, AP/dpa (Symbolbild) | Deutschland und die USA wollen auch im Weltraum enger zusammenarbeiten. Die Nasa-Rakete auf diesem Bild ist auf dem Weg zu einem Asteroiden, im europäisch-amerikanischen Programm "Artemis" geht es zum Mond.
Christian Grimm
 |  aktualisiert: 10.06.2024 02:37 Uhr

Vor wenigen Tagen hat der deutsche Astronaut Alexander Gerst an seinen Flug zur internationalen Raumstation ISS zehn Jahre zuvor erinnert. Mit ihm ins All startete seinerzeit ein russischer Kosmonaut und ein Kollege aus den USA. „Wir flogen als Freunde von drei verschiedenen Kontinenten ins All“, sagte „Astro Alex“ und es klang wehmütig. 

Wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine sortiert sich die Welt neu. Der Westen rückt wieder zusammen, während Russland die Nähe zu China sucht. Was für Wirtschaft und Militär gilt, gilt auch für die Raumfahrt. Deutschland und die USA intensivieren ihre Zusammenarbeit auf dem Gebiet. 

Wirtschaftsminister Habeck: „Wir dürfen nicht naiv sein“

Beide Länder starten einen strategischen Dialog, wie es im Diplomatendeutsch heißt. Übersetzt heißt das, Ministerien, Universitäten und Unternehmen arbeiten an gemeinsamen Projekten, nutzen gewonnene Daten und Erkenntnisse und stehen ständig im Austausch. „Wir müssen verstehen, dass der echte Wettbewerb nicht zwischen Europa und den USA stattfindet. Wir müssen auch im Weltraum Verbündete sein“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag zur Auftaktrunde mit der US-Delegation in seinem Ministerium. Die nächste Konfliktzone der Machtblöcke könnte das All werden, mahnte er. „Wir dürfen nicht naiv sein.“ 

Im März hatte er Gerst und den zweiten deutschen Astronauten Matthias Maurer bei seinem Besuch in Washington mitgenommen. Es ging darum, die beiden für das Flaggschiffprojekt der westlichen Raumfahrt zu empfehlen. Nach über 50 Jahren sollen wieder Menschen ihren Fußabdruck im Mondstaub hinterlassen. Im Dezember 1972 war eine Rakete aus dem legendären Apollo-Programm vom Kennedy Space Center in Florida in den Himmel gestiegen. 

Das Artemis-Programm, wieder benannt nach einer griechischen Gottheit, soll bis 2030 eine Renaissance der bemannten Mondfahrt einleiten. Dieses Mal soll auch die erste Frau dabei sein, die zum Erdtrabanten fliegt. Artemis ist ein gemeinsames Unternehmen der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa und ihres europäischen Gegenparts Esa. Die Ziele: Ein festes Basislager auf dem Mond und eine in der Umlaufbahn kreisende Raumstation. In ihr sollen die Astronauten forschen, gleichzeitig soll sie die Umsteigestation für die Raumfahrer werden, um die Mondbasis zu erreichen. Dort soll auf lange Sicht das nächste große Ziel ins Auge gefasst werden: Astronauten zum Mars zu schicken. 

Aus dem All den Grundwasserspiegel messen

Unterhalb der hohen Sphären dieses schillernden Menschheitstraumes wollen die Vereinigten Staaten und Deutschland durch die engere Zusammenarbeit den Klimaschutz stärken. Schon seit über 20 Jahren umkreisen Forschungssatelliten in einem gemeinsamen Programm den Orbit und zeichnen Daten zum Wasserhaushalt der Erde auf. Forscher können daraus ablesen, wie stark das ewige Eis von Arktis und Antarktis schmilzt, sich Gletscher zurückziehen und sich Grundwasserspiegel verändern. 

Für Phase drei der sogenannten Grace-Mission werden im Auftrag der Nasa bei Airbus in Friedrichhafen neue Stelliten gebaut. Wichtige Teile liefert SpaceTech aus Immenstaad zu, ebenfalls am Bodensee gelegen. Das Geoforschungszentrum in Potsdam ist für den Aufbau der wissenschaftlichen Datenauswertung auf deutscher Seite zuständig. In vier Jahren soll eine Falcon Rakete von US-Unternehmer Elon Musk (Tesla, Space X) die beiden Apparate in den Kosmos bringen. Deutschland wird dafür laut Wirtschaftsministerium 130 Millionen Euro ausgeben und damit ein Drittel der Kosten finanzieren. Wie bisher werden die neuen Satelliten durch das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum in Oberpfaffenhofen gesteuert. 

Habeck schlug in seiner Rede den Bogen zu den heftigen Überschwemmungen, die in diesen Tagen Süddeutschland verheeren, um die Bedeutung der Forschung aus dem All herauszustellen. „Leute verlieren ihre Häuser. Wir haben zwei Feuerwehrleute verloren. Klimaschutz wird jeden Tag wichtiger“, sagte der Vize-Kanzler. „Uns wird bewusst, dass wir einen besseren Schutz brauchen.“ Der Sekretär des Nationalen Weltraumrates der USA, Chirag Parikh, sprach davon, genau auf Herzschlag und Atem der Erde zu schauen. „Deutschland ist auf dem ganzen Weg unser Partner“, sagte Parikh. Ausdrücklich benannte er China und Russland als Konkurrenten im Kosmos. 

Die beiden Programme Mondmission und Klimasatelliten sind nicht direkt miteinander verknüpft, es gibt aber Überschneidungen bei den beteiligten Unternehmen, Wissenschaftlern und Politikern. Parikh zum Beispiel zeigt ein Foto von der Hochzeit von Alexander Gerst. Der Astronaut hat den großen Traum, für Deutschland bei dem Artemis-Mondflug dabei zu sein. „Der Mond ist die erste Insel in diesem schwarzen Kosmos, der uns umgibt“, sagte er im Interview mit unserer Redaktion auf dem Weg nach Washington.

 
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