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Porträt
Bahn-Unterhändler Martin Seiler – der Anti-Weselsky
Der Personalvorstand der Deutschen Bahn, Martin Seiler, hat derzeit das "Vergnügen", einen Tarifkonflikt mit dem Chef der Lokführergewerkschaft Claus Weselsky auszufechten.
Deutsche Bahn zur aktuellen Tarifrunde.jpeg       -  Martin Seiler, Personalvorstand der Deutschen Bahn, hat derzeit alle Hände voll zu tun, zu erklären, warum eine Einigung mit der Gewerkschaft der Lokführer nicht in Sicht ist.
Foto: Annette Riedl, dpa | Martin Seiler, Personalvorstand der Deutschen Bahn, hat derzeit alle Hände voll zu tun, zu erklären, warum eine Einigung mit der Gewerkschaft der Lokführer nicht in Sicht ist.
Simon Kaminski
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:21 Uhr

Das Adjektiv „undankbar“ dürfte die Aufgabe, mit der sich Martin Seiler in diesen Tagen mal wieder konfrontiert sieht, unsachgemäß verniedlichen. Schwer zu sagen, wie das Mischungsverhältnis zwischen Verzweiflung und Ohnmacht ist, die aus Sätzen wie diesem an die Adresse des rustikalen Chefs der Lokführergewerkschaft (GDL), Claus Weselsky, spricht: „Wer bei einem neuen Angebot noch nicht einmal an den Verhandlungstisch kommt, der handelt absolut unverantwortlich“, sagt der Personalvorstand der Bahn am Montag.

Die Bahn hat Seiler mit Bedacht ausgewählt, als sie ihn im November 2017 zum 1. Januar 2018 in den Vorstand des angeschlagenen Unternehmens berief. Der Gedanke dahinter: Seiler versteht selbst als gestandener Gewerkschafter am besten, wie seine Verhandlungspartner ticken.

Elf Jahre arbeitet Martin Seiler für die Deutsche Postgewerkschaft

Der gebürtige Baden-Badener, Jahrgang 1964, arbeitet elf Jahre für die Deutsche Postgewerkschaft, danach noch für kurze Zeit für die Dienstleistungsgewerkschaft verdi, bevor er 2002 die Seiten wechselt und bei der Post ins Management befördert wird. Seine joviale Art hilft ihm, dort schnell aufzusteigen. 2010 wird er Geschäftsführer Personal bei der Deutschen Telekom. Seiler setzt darauf, Konflikte ohne großes Getöse im Hintergrund zu lösen.

Vielleicht ist es nun genau diese Jovialität, die es ihm jetzt schwer macht, sich auf den lauten und knallharten Weselsky einzustellen, für den der Begriff „Kompromiss“ eher ein Schimpfwort ist. Auch das jüngste Entgegenkommen der Bahn in puncto Arbeitszeit hat daran nichts geändert.

Seiler ist anzumerken, wie sehr er unter Weselsky leidet

Seiler ist anzusehen, dass er fast körperlich unter Weselskys Wurstigkeit leidet. Viel lieber sinniert er über die Zukunft der Arbeit in einer modernen Welt. Und dass die Lokführer nun von Mittwoch bis Montag erneut streiken wollen, kann er nicht als Erfolg verkaufen, ganz egal, wie hartleibig der Sachse Weselsky ist. Zumal kaum ein Bericht über Seiler ohne die Bemerkung auskommt, dass Seiler, der immerhin für weltweit mehr als 320.000 Frauen und Männer bei der Bahn zuständig ist, 2023 fast 1,4 Millionen Euro für seine Tätigkeit erhalten hat. Eine Dimension, die es ihm – dem Ex-Gewerkschafter – noch schwerer macht, die Forderungen der Lokführer als überzogen darzustellen. Ein Trost gibt es für Seiler: Der laufende Arbeitskampf ist der letzte Tarifkonflikt für Weselsky vor seiner Pension.

Andererseits gibt es keine Garantie dafür, dass Martin Seiler beim nächsten Mal noch dabei ist. 

 
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