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Augsburg
Stoppt die Politik den Verkauf der Gasturbinensparte?
Die kleinen Gasturbinen passen nicht mehr in die grüne Strategie von MAN Energy Solutions. Doch die Bundesregierung hat Bedenken gegen die chinesischen Käufer. Jetzt stehen Jobs auf der Kippe.
Michael Kerler
 |  aktualisiert: 03.06.2024 03:33 Uhr

Zuletzt ging es um Kreuzfahrtschiffe, die mit klimafreundlichem Methanol fahren. Das Unternehmen baut in Dänemark eine Großwärmepumpe, die ihre Energie aus dem Meer bezieht und eine Stadt mit umweltfreundlicher Heizenergie versorgt. Und in einem norwegischen Zementwerk hilft Technik von MAN Energy Solutions, CO2 abzuscheiden, sodass es nicht das Klima belastet. Das Unternehmen mit Sitz in Augsburg hat sich neu aufgestellt, es setzt auf grüne Technologien und hatte 2023 damit so viele Aufträge wie nie zuvor eingeworben. Der Umbau war aber mit Einschnitten verbunden, auch bei Arbeitsplätzen. Der kleine Geschäftsbereich für den Bau von Gasturbinen passt zum Beispiel zudem nicht mehr recht in das neue Portfolio und sollte verkauft werden. Doch nun hat die Bundesregierung Zweifel am chinesischen Käufer. Der Verkauf könnte untersagt werden. "Grund für die Untersagung sind massive Sicherheitsbedenken der ausschlaggebenden Ressorts", berichtet das Handelsblatt

Die Gasturbinen von MAN Energy Solutions dienen als mechanische Antriebe oder für die Energiegewinnung. MAN Energy Solutions produziert und wartet die Turbinen in einer Größe bis acht Megawatt im nordrhein-westfälischen Oberhausen und in Zürich. In Oberhausen seien rund 80 Beschäftigte in dem Bereich tätig, in Zürich 20. "Der Produktbereich steht inzwischen nicht mehr im Zentrum der Wachstumsstrategie des Unternehmens", hieß es im vergangenen Jahr. Sollte es zum Verkauf kommen, habe der neue Eigentümer aber zugesichert, die Standorte für fünf Jahre zu garantieren, auch die Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. 

Käufer aus China: Wirtschaftsministerium prüft Übernahme

Als Käufer hatte MAN Energy Solutions ein chinesisches Unternehmen mit dem Namen CSIC Longjiang Guanghan Gas Turbine (GHGT) gefunden. Übernahmen dieser Art werden vom Bundeswirtschaftsministerium geprüft. Der Bund kann Käufe untersagen, welche für die Sicherheit des Landes schädlich wären. Unter anderem hat der Bund so schon Verkäufe einer deutschen Chipfabrik unterbunden. 

Das Problem besteht nach wie vor anscheinend unter anderem darin, dass der Hauptanteilseigner von CSIC Longjiang das staatliche chinesische Schiffbau-Unternehmen China State Shipbuilding Corporation (CSSC) ist. Dieses produziert unter anderem Kriegsschiffe für die chinesische Marine. Diese Schiffe können mit Gasturbinen betrieben werden. 

Pläne von MAN Energy Solutions kreuzen die internationale Politik

Die Pläne von MAN Energy Solutions kreuzen hier die internationale Politik. China baut sein Militär gerade stark aus, auch die Marine. Diese Entwicklung ruft im Westen Sorgen hervor, verstärkt China doch auch seine militärische Präsenz im Pazifik und erhöht den Druck auf Taiwan. China sieht den unabhängigen Inselstaat als Teil seines Territoriums. Eben erst hat China eine große Militärübung um die ostasiatische Inselrepublik begonnen. Kurz zuvor hatte in Taiwan der neue Präsident sein Amt angetreten. 

Die Prüfung des Verkaufs der Gasturbinensparte an das chinesische Unternehmen läuft bereits seit mehreren Monaten. Es handelt sich um ein zweistufiges Verfahren. Derzeit läuft die zweite Phase, die mit einer Entscheidung endet. Einen Zwischenstand hat das Unternehmen nicht bekommen. "Das Verfahren läuft, wir kennen zum Sachstand nur die Medienberichte", sagt ein Sprecher unserer Redaktion. "Uns ist wichtig, dass es ein geregelter Prozess ist." 

MAN Energy Solutions hatte anfangs keine zu großen Hürden gesehen. Bei den Turbinen handele es sich um eine lange etablierte und verbreitete Technologie. Zudem habe das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bestätigt, dass die Turbinen nicht als Dual-Use-Güter gelistet sind oder Exportkontrollen unterliegen. Dual-Use-Güter können zivilen wie auch militärischen Zwecken dienen. 

Es droht die Schließung der Sparte

Die Bundesregierung sieht dies offenbar anders und macht sich mehr Sorgen. "Dem Vernehmen nach wird auch das Bundeskanzleramt dem Verbot der Übernahme zustimmen", berichtet das Handelsblatt. Nicht nur die Turbinen an sich werden verkauft, es geht auch um die Technologie. 

Auch wenn es wirtschaftlich für MAN Energy Solutions wieder gut läuft, könnten die Aussichten für die betroffene Sparte schwierig werden. "Es handelt sich um gute Turbinen und gute Produkte, diese stehen aber nicht mehr im Fokus unseres Unternehmens", sagt der MAN-Energy-Solutions-Sprecher. Die Sparte müsste zudem fit für die Zukunft gemacht werden. Um eine neue Turbine zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, ist ein langer Atem und viel Geld nötig. "Wir haben eine klare Agenda, in welchen Bereichen wir wachsen wollen, das Gasturbinengeschäft gehört nicht dazu", erklärt der Sprecher. Im Fall eines Verbots des Verkaufs könnte die Stilllegung des Betriebs und der Verlust von Arbeitsplätzen die Folge sein, hatte das Unternehmen bereits einmal gewarnt. 

 
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