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Augsburg
Probleme im Anlagenbau: Kuka vor Stellenabbau in Augsburg
Das Robotergeschäft des Unternehmens läuft nach wie vor gut. Doch in einer Sparte mit rund 500 Beschäftigten werden seit sieben Jahren Verluste aufgehäuft. Jetzt greift der Vorstand durch.
DSC_0602.jpg       -  Der Anlagenbau des Augsburger Automatisierungs-Spezialisten Kuka steckt in der Krise.
Foto: Ulrich Wagner (Archiv) | Der Anlagenbau des Augsburger Automatisierungs-Spezialisten Kuka steckt in der Krise.
Stefan Stahl
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:04 Uhr

Der Bau großer Fertigungsanlagen vor allem für die Autoindustrie ist schon lange das Sorgenkind des Maschinenbau-Unternehmens Kuka. Bereits 2017 kündigte der Automatisierungsspezialist den Abbau von rund 250 der damals etwa 750 Arbeitsplätze in dem Bereich an. Für die "Systems" genannte Sparte arbeiten noch circa 500 Frauen und Männer am Konzern-Stammsitz in Augsburg. Insgesamt sind dort 3750 Menschen beschäftigt. Weil Kuka nach wie vor gute Geschäfte mit Robotern, dem Hauptprodukt, macht, steht der Konzern insgesamt nach wie vor im historischen Vergleich exzellent da. Roboter werden separat für fünfstellige Beträge verkauft und gehören damit nicht zum Anlagenbau. Projekte mit Autoherstellern sind schnell im zweistelligen Millionenbereich angesiedelt. 

Doch besonders die Autoproduzenten und deren Zulieferer drücken die Preise immer weiter nach unten, weil sie selbst unter Druck stehen. Asiatische Anlagenbauer heizen den Wettbewerb zusätzlich an und unterbieten Unternehmen wie Kuka zum Teil um 20 Prozent. Der Prozess dauert lange an. So schreibt Kuka nach Recherchen unserer Redaktion seit sieben Jahren rote Zahlen in dem Augsburger Teilbereich, wobei sich die missliche Lage in den vergangenen Monaten zugespitzt hat. Den Informationen zufolge droht den Beschäftigten des Kuka-Anlagenbaus in Augsburg neben anderen kostensenkenden Maßnahmen ein spürbarer Personalabbau. Wie viel der 500 Systems-Stellen wegfallen, ist nicht klar, stehen doch noch Gespräche der Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall aus. 

Stellenabbau im Anlagenbau bei Kuka: Betriebsversammlung in Augsburg

Am Dienstag wurden die Betroffenen in einer außerordentlichen Betriebsversammlung in Augsburg über die dramatische Lage des Anlagenbaus informiert. Schon am Morgen des Tages wandte sich Kuka-Chef Peter Mohnen in einer Video-Botschaft, von der unsere Redaktion Kenntnis hat, an die Mitarbeiter. Darin sagte der Konzern-Lenker: "Anders als bei den anderen Kuka-Divisionen haben wir bei Systems in Augsburg strukturelle Probleme. Wir schaffen es seit einigen Jahren nicht mehr, profitabel zu sein." Und er fügte hinzu: "So können wir auf keinen Fall weitermachen." Umso wichtiger sei es, schnell und konsequent zu handeln.

Mohnen und sein Kollege, Finanzvorstand Alexander Tan, treten zusätzlich zu ihren Vorstandsposten bis auf Weiteres in die Geschäftsführung des Anlagenbaus ein, um die Sanierung der Sparte voranzubringen. Es bedürfe der Bereitschaft zu harten Schnitten, hieß es. Mohnen zeigte sich überzeugt, dass es gelingen kann, Systems in Augsburg zukunftssicher aufzustellen. Kuka-Sprecher Wolfgang Meisen ergänzte auf Anfrage: "Das lokale Problem bei Systems in Augsburg ist nicht die Folge fehlenden Talents oder fehlender Expertise, sondern der Kostenstruktur und den Prozessen geschuldet." Kuka sei unverändert für die Systems-Kunden da und arbeite natürlich auch an neuen Aufträgen. 

Wie reagieren die Beschäftigtenvertreter auf den drohenden Arbeitsplatzabbau im Kuka-Anlagenbau? Der Betriebsratsvorsitzende Armin Kolb, der inzwischen auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns ist, hat in der Vergangenheit stets wie ein Löwe dafür gekämpft, dass Stellenstreichungen, die es immer wieder bei dem Maschinenbau-Unternehmen gab, sozialverträglich, also ohne betriebsbedingte Kündigungen etwa über Altersteilzeit abgefedert werden. "Das will ich auch dieses Mal versuchen", sagte er unserer Redaktion. Doch Kolb spricht davon, "dass angesichts der sehr prekären Lage und Unterauslastung des Geschäftsbereichs ein äußerst massiver Einschnitt droht". Da die Verhandlungen der Arbeitgeberseite mit der Gewerkschaft IG Metall und dem Betriebsrat noch ausstehen, weiß auch Kolb nicht, wie viele der 500 Stellen in Augsburg wegfallen: "Es wäre fatal, jetzt Zahlen zu nennen." Teilnehmer der Betriebsversammlung hatten auf entsprechende Fragen nach Informationen unserer Redaktion keine konkreten Antworten bekommen. 

Was den Kuka-Betriebsratsvorsitzenden ärgert

Den Arbeitnehmervertreter Kolb ärgert, dass die in aller Vehemenz im Anlagenbau zutage tretenden Probleme von der Geschäftsführung der Sparte nicht früher deutlich gemacht wurden: "Hier fehlte es an der nötigen Transparenz." Die Vorwürfe des Betriebsratsvorsitzenden richten sich ausdrücklich nicht gegen den Kuka-Konzernvorstand, also Mohnen und Tan. Sie seien vermutlich nicht ausreichend und frühzeitig über den wahren Zustand des Anlagenbaus informiert worden. Kolb stellte klar: "Für die Systems-Misere trägt der chinesische Kuka-Eigentümer Midea keinerlei Verantwortung." Die asiatischen Inhaber hätten vielmehr in den vergangenen Jahren immer wieder den Verantwortlichen des Anlagenbaus Gelegenheit geboten, den Bereich wirtschaftlicher zu gestalten.

Kolb forderte, dass die Krisensparte neu aufgestellt wird, also es eine Zukunftsperspektive für die nach der Restrukturierung verbliebenen Beschäftigten gibt. Es könne nicht sein, dass viele der betroffenen Mitarbeiter als Beitrag für die Sanierung durch die Absenkung der Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden auf gut 13 Prozent ihres Gehaltes verzichten und die Arbeitgeberseite keinen klaren Plan habe, wie der Anlagenbau in der Zukunft wirtschaftlich positioniert werden kann. Nach Darstellung von Kolb fordert die Kuka-Spitze weitere tarifliche Zugeständnisse von den Beschäftigten und damit finanzielle Einschnitte. Der Kuka-Betriebsratsvorsitzende glaubt an die Zukunft des Anlagenbaus nach einer Neuausrichtung. 

Augsburgs IG-Metall-Chef Roberto Armellini, der an den Verhandlungen mit den Arbeitgebervertretern teilnehmen wird, ist sich sicher: "Das jetzige Geschäftsmodell funktioniert nicht." Auch er appellierte an das Unternehmen: "Wir brauchen eine Perspektive nach vorn." Der Gewerkschafter kritisierte "jahrelanges Missmanagement auf der Ebene der Systems-Geschäftsführung". Armellini räumte ein, dass der überwiegend für die Autoindustrie tätige Bereich extrem unter dem zuletzt noch stärker gestiegenen Wettbewerbs- und Kostendruck leide. Auch für Armellini sind weder Mohnen und Tan noch die chinesischen Eigentümer an dem Desaster schuld. 

 
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