Der Facebook-Konzern eröffnet ein Büro in München, Google ist längst da, Microsoft ist bereits seit Jahren an mehreren Stellen in der Stadt verankert. Gleichzeitig richtet der Freistaat Bayern über 100 Professuren für Künstliche Intelligenz, abgekürzt KI, ein. Das Wissen über die Möglichkeiten der KI ist im Freistaat da, doch ist es meist eine Sache von Großkonzernen oder von Forschungseinrichtungen. Ein Programm des Digitalministeriums soll nun helfen, KI in die Fläche zu bringen, damit auch mittelständische und kleine Unternehmen einen Nutzen daraus ziehen können: In Bayern werden fünf „KI-Regionalzentren“ eingerichtet. Für das Projekt stehen rund neun Millionen Euro zur Verfügung.
„Bisher findet das Thema KI aber vor allem in München und im direkten Umland statt“, stellt Bayerns Digitalminister Fabian Mehring fest. „Ich will die Chancen der KI-Revolution auch zum Mittelstand und in die Fläche bringen.“ Eine Umfrage der Technischen Universität München (TUM) in der Region Heilbronn-Franken im Jahr 2023 ergab beispielsweise, dass nur zwei Prozent der Mittelständler bisher KI anwenden.
KI-Regionalzentren in Nürnberg, Ingolstadt, Würzburg, Neu-Ulm und Kempten
In Bayern sollen im Rahmen des Programms fünf neue KI-Regionalzentren entstehen, kündigte der Digitalminister im Gespräch mit unserer Redaktion an. Diese Zentren sind eng an Hochschulen angedockt. Unternehmen können sich an die Transferzentren wenden, wenn sie KI-Lösungen einsetzen wollen. „Ein Unternehmer kann zum Beispiel kommen und sagen: Ich habe einen Blechverarbeitungsbetrieb, wie kann ich KI sinnvoll ganz speziell bei mir einsetzen?“, sagt Mehring.
Standorte für die neuen KI-Regionalzentren seien Nürnberg, Ingolstadt und Würzburg. In Schwaben entstehen zwei neue KI-Regionalzentren: in Neu-Ulm und Kempten. Sie sind angedockt an die dortigen Hochschulen und bestehende Technologietransferzentren. In einem ersten Schritt sollen bis 2025 rund 100 kleine und mittlere Unternehmen gefördert werden. Rund neun Millionen Euro Fördersumme seien durch das Kabinett bewilligt worden. „Damit zünden wir den Turbo für KI im Mittelstand“, zeigt sich der Digitalminister zuversichtlich. Ab April können Unternehmen die Dienstleistung der Zentren in Anspruch nehmen. Partner ist der TUM-Ableger AppliedAI. Bestehende KI-Regionalzentren gibt es bereits in München, Regensburg und Aschaffenburg. Die Förderung für jedes der fünf neuen Zentren betrage 100.000 Euro pro Jahr.
Damit Wissen über KI den Weg in die Unternehmen findet
In Augsburg hat man mit der Umsetzung von KI-Wissen in die Praxis bereits erste Erfahrung gesammelt. In der Stadt hat das KI-Produktionsnetzwerk seinen Betrieb aufgenommen, in dem Universität, Hochschule und Unternehmen zusammenarbeiten. Hier stehen rund 93 Millionen Euro bereit.
Noch ein weiteres Projekt könnte künftig helfen, damit KI schneller den Weg in die Praxis findet: Das Digitalministerium hat Pläne für die Einrichtung einer digitalen Test- und Entwicklungsumgebung, in der KI-Programme für den Einsatz im Mittelstand entwickelt, getestet und kostengünstig zur Einhaltung neuer Vorschriften befähigt werden. „Bevor eine KI-Anwendung in der Praxis angewendet werden kann, können Kosten von mehreren Hunderttausend Euro anfallen, um die Umsetzung aller geltenden Regeln sicherzustellen. Einen solchen Aufwand wollen wir verhindern und für Bayerns Wirtschaft einen Schutzschirm vor Bürokratie und Überregulierung aufspannen“, sagt Mehring. „Weil es das nur in Bayern gibt, schaffen wir damit einen echten Standortvorteil und machen unseren Freistaat zum Top-Standort für Zukunftstechnologien in Europa.“ Eben erst hat die EU zum Beispiel ein KI-Gesetz auf den Weg gebracht. Die geplante Test- und Entwicklungsumgebung soll im besten Fall dazu führen, dass sich Unternehmen die Einrichtung eigener KI-Compliance-Abteilungen sparen können.