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Augsburg
Manager müssen die AfD offen kritisieren
Die Zeit der Zurückhaltung ist vorbei. Es reicht nicht, wenn Wirtschaftsvertreter sich allgemein kritisch äußern, zumal AfD-Chefin Weidel sogar über einen EU-Austritt Deutschlands nachdenkt.
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Foto: Jacob Schröter, dpa | Eine Demonstrantin in Erfurt.
Stefan Stahl
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:21 Uhr

Deutsche Wirtschaftsvertreter könnten ruhig deutlich mutiger Politiker der AfD auf die nationalistischen und ausländerfeindlichen Füße treten. Denn unser Wohlstand beruht in hohem Maße auf Export und damit auf dem Austausch mit Menschen anderer Nationalitäten, Hautfarbe und Religion. Weltoffenheit und Toleranz sind unabdingbare Voraussetzungen für ein wirtschaftsstarkes Land. Wohlstand wiederum stabilisiert eine Nation, weil dadurch der Sozialstaat, der die Schwachen stützt, finanziert werden kann. Andererseits ist Deutschland auf mehr Zuwanderung von Menschen aus aller Welt angewiesen, weil sich nur so der chronische Arbeitskräftemangel überwinden lässt. Wer eine starke Wirtschaft, sichere Jobs und sozialen Frieden will, muss sich vehement gegen die rückwärtsgewandt nationalistische Politik der AfD stemmen.

Wirtschaft muss sich gegen AfD klar positionieren

Wenn AfD-Co-Chefin Alice Weidel jetzt nach britischer Manier über einen EU-Austritt Deutschlands, also einen "Dexit", offen spekuliert, läuft das elementar den Interessen der in hohem Maße von der Europäischen Union und einem gemeinsamen Binnenmarkt profitierenden deutschen Wirtschaft zuwider. Deutschland ist trotz aller bürokratischen Auflagen ein Profiteur der EU und auch des Euros. Ein "Dexit" wäre eine Katastrophe für unser Land. Welch negative ökonomische Auswirkungen der Brexit in Großbritannien hat, zeigt sich immer mehr. Nach einer Umfrage des britischen Handelskammerverbandes British Chambers of Commerce haben fast 80 Prozent der Betriebe Probleme, ausreichend Fachkräfte zu finden. Im vergangenen Jahr fehlten etwa 10.000 Erntehelfer. Das Beispiel zeigt: Abschottung und Nationalismus schädigen die Wirtschaft.

Wes Geistes Kind Teile der Partei sind, zeigen aber vor allem die Enthüllungen des Treffens von Rechtsradikalen, AfD-Leuten und Finanziers in Potsdam. Die dort diskutierten Pläne, Millionen Menschen mit ausländischer Herkunft aus Deutschland zu deportieren, offenbaren, wie weit der rechte Mob gehen würde, wenn er an die Macht käme. 

Keine Alternative für Deutschland

Dabei haben sich die Gründer unserer Demokratie geschworen, Deutschland dürfe nie wieder zu einem Staat der Unmenschen werden. Nach den Wahnsinns-Ideen von Potsdam und dem "Dexit"-Populismus ist die Zeit vorbei, in der Manager es Politikern überlassen dürfen, sich mit der AfD kritisch auseinanderzusetzen. Seit den Repräsentanten der Partei der pseudobürgerliche Schleier vom Gesicht gerissen wurde, muss die AfD härter angefasst werden. Politiker der Partei mit Argumenten zu stellen, ist oberste Demokraten-Pflicht. Es reicht nicht, wenn führende Abgesandte aus Unternehmen, wie zuletzt nach dem Potsdamer Weck-Schrei, in der Mehrzahl allgemein Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus anprangern. Sie müssen das Übel beim Namen nennen – und das heißt AfD. Die Partei ist keine Alternative für Deutschland, sondern eine Gefahr für Deutschland. 

Jedem Wirtschaftsvertreter muss klar sein, dass es jetzt reicht. Deutschland braucht Zuwanderung und Deutschland ist nur stark als Teil einer Europäischen Union. Zwar trauten sich zuletzt mehr Manager aus der Deckung und kritisieren offen die AfD. Doch hier ist kräftig Luft nach oben. Wer noch zögert, sollte sich Joe Kaeser zum Vorbild nehmen. Der Ex-Siemens-Boss hat sich schon 2018 kritisch mit Weidel auseinandergesetzt. Heute warnt er: „Wer die AfD wählt, entscheidet sich für den Verlust des Wohlstandes unseres Landes und unserer Bürger.“ So selbstzerstörerisch kann eigentlich kein Mensch sein.

 
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