Die Osterferien in Bayern haben begonnen. Wer eine Flugreise gebucht hat, blickt vermutlich mit Unbehagen auf die aktuell laufenden Tarifverhandlungen. Ein Streik folgt an den Flughäfen auf den nächsten. Das Lufthansa-Kabinenpersonal legte erst in Frankfurt die Arbeit nieder, einen Tag später dann in München. Wieder einen Tag später ging es dann beim Sicherheitspersonal weiter. Zuvor rief die Gewerkschaft Verdi bereits das Bodenpersonal zum Warnstreik auf. Wie lange soll das noch so weitergehen? Und ist der Osterurlaub in Gefahr?
Mögliche Flughafenstreiks in den Osterferien
Flugbegleiter der Lufthansa
Die Gewerkschaft Ufo fordert für die etwa 18.000 Kabinenbeschäftigten der Lufthansa und die knapp 1000 Kräfte der Cityline im Kern 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von 18 Monaten. Außerdem will die Ufo eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro sowie höhere Zulagen für Purser (ranghöchste Flugbegleiter mit Leitungsfunktion) in Höhe von 750 bis 850 Euro, eine Anhebung des Urlaubsgelds auf 1500 Euro oder eine Erhöhung der Fremdsprachenzulage auf 80 Euro erreichen. "Nach 15 Runden ohne Einigung müssen wir leider davon ausgehen, dass das Management eine Eskalation auf dem Rücken der Passagiere austragen will", so Harry Jaeger, Leiter Tarifpolitik und Verhandlungsführer der Ufo.
Die Lufthansa ist mit ihrem Angebot in vielen Punkten nicht weit von den Forderungen der Ufo entfernt. Doch uneinig sind sich die beiden Parteien beim Vergütungsanstieg. Laut der Fluggesellschaft wurde die Vergütung des Kabinenpersonals bereits seit dem letzten Tarifabschluss Mitte 2022 im Schnitt um etwa zwölf Prozent angehoben.
Nach den beiden Streiktagen könnten die Verhandlungen eskalieren. "Ob es vor Ostern eine Einigung gibt, ist derzeit nicht abzusehen", teilte Ufo-Vorsitzende Joachim Vazquez Bürger am vergangenen Mittwoch zum Beginn der sechsten Verhandlungsrunde mit. Ein Streik über Ostern ist laut dem Spiegel dennoch unwahrscheinlich. Das Risiko für die eigenen Arbeitsplätze scheint zu groß, weil in der Lufthansa-Logik Streikkosten und deren Folgen dem Personalbudget zugeschlagen werden. Steigen die Ausgaben, könnte eine Verlagerung auf billigere Plattformen im Konzern wahrscheinlicher werden.
Bodenpersonal bei Lufthansa, Lufthansa Technik, Lufthansa Cargo und Fluggastkontrolle
Die Schlichtung im Tarifkonflikt des Lufthansa-Bodenpersonals war erfolgreich. Die Details des Abschlusses sollen am Donnerstag bekannt gegeben werden. Beide Seiten hatten am Mittwochabend in Frankfurt mitgeteilt, sich auf Grundzüge eines Tarifvertrags für die rund 25.000 Beschäftigten geeinigt zu haben. Flugreisende müssen also über die Osterferien keine Streiks des Bodenpersonals fürchten.
Verdi forderte in den Tarifverhandlungen 12,5 Prozent mehr Gehalt und eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro, eine monatliche Schichtzulage und schnellere Gehaltssprünge. Die Lufthansa hatte bislang bei 28 Monaten Laufzeit zehn Prozent höhere Gehälter und eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro angeboten.
Verdi verhandelt zudem mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen für die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich. Die Gewerkschaft fordert 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde, höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten.
Piloten bei Discover Airlines
Auch bei der Lufthansa-Tochter Discover-Airlines wurde in den vergangenen Monaten immer wieder gestreikt. Die Auswirkungen für die Passagiere waren allerdings eher gering. Die Fluggesellschaft beschäftigt etwa 420 Piloten und betreibt aktuell 24 Flugzeuge, die an den Drehkreuzen Frankfurt und München auf Lang- und Mittelstrecken eingesetzt werden. Bei Discover Airlines gibt es bislang keinen Tarifvertrag für Piloten und Kabinenangestellte.
Die Fluggesellschaft zahlt nach eigenen Angaben höhere Pilotengehälter, die sie mit dem Betriebsrat vereinbart hat. Die neuen Gehälter entsprechen exakt der Forderungslage der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), wie beide Seiten bestätigt haben. Die VC kritisierte, dass eine Betriebsvereinbarung nicht die Rechtsqualität und Sicherheit eines Tarifvertrags mit der Gewerkschaft erreiche. Dadurch würden künftige Gespräche über Gehaltssteigerungen zum "kollektiven Betteln". Es sei erkennbar, dass das Unternehmen lieber mit dem Betriebsrat verhandele und die Höhe der Forderung nicht ausschlaggebend für die Ablehnung des angestrebten Tarifvertrags gewesen sei. Discover Airlines hält aber nach Angaben einer Sprecherin am Ziel eines Tarifvertrags fest.
Auch in den Osterferien sind bei Discover Airlines Streiks denkbar. Doch bislang haben sich die Auswirkungen für Passagiere in Grenzen gehalten.