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Schwabmünchen
AMS Osram zeigt, wie die Fabrik digital wird
Das AMS-Osram-Werk in Schwabmünchen nutzt digitale Technik und KI. Doch der dafür nötige Ausbau der Datennetze lässt in Schwaben vielerorts zu wünschen übrig.
Michael Kerler
 |  aktualisiert: 21.06.2024 02:47 Uhr

Der Stab aus Wolfram leuchtet gelb-orange, als er aus dem 1500 Grad heißen Ofen kommt. Jetzt muss es schnell gehen. Ein Mitarbeiter packt das glühend-helle Metall mit einer Zange, legt es mit schnellen Griffen in eine Maschine. Dort wird es gehämmert und verdichtet. Laut hallen die Schläge im Raum. Das Unternehmen Osram in Schwabmünchen stellt Vorprodukte aus Wolfram und Molybdän her, aus denen später Autoscheinwerfer, Kinolampen oder Speziallampen für die Halbleiterindustrie entstehen. Produziert werden auch Leuchtstoffe für LEDs. Doch was nach klassischer Industrie aussieht, täuscht darüber hinweg, dass das Werk inzwischen praktisch durchweg digitalisiert sind. Fortlaufend werden Daten der Maschinen und der Produkte erhoben. Recheneinheiten an den Maschinen sammeln sie und geben sie weiter. Das ist kein Selbstzweck: Das Unternehmen setzt unter anderem künstliche Intelligenz ein, um die Daten auszuwerten und die Produktion zu verbessern. "Dadurch haben wir den Ausschuss deutlich senken können", sagt Werksleiter Ingo Hild. Das Problem: Dies alles ist darauf angewiesen, dass die Datennetze gut genug ausgebaut sind - mit Glasfaser und einem Mobilfunknetz auf 5G-Niveau. Doch in vielen Gewerbegebieten in Bayern klaffen Lücken. 

Die rund 285 Beschäftigten in Schwabmünchen sind fast alle mit einem Smartphone ausgestattet. Und dieses nutzen sie längst nicht nur zum Telefonieren, sagt Simon Schwarzfischer, Leiter des Bereichs "Engineering". Mit den Telefonen können sie zum Beispiel QR-Codes an den Maschinen einscannen, dann lassen sich darauf Daten der Maschine ablesen. Auf Fehler und Störungen kann ein Mitarbeiter dann zielgerichtet reagieren. 

Holo-Brillen helfen bei der Fernwartung

Osram arbeitet auch mit Video-Brillen. Mit ihnen lässt sich das Sichtfeld aufnehmen und an Kollegen übertragen, die zum Beispiel im Homeoffice oder in anderen Städten arbeiten. Dies hat in der Corona-Pandemie bei der Fernwartung geholfen. Der Träger der Brille - der Holo-Lens - kann sich zudem Dokumente und Unterlagen in sein Sichtfeld einspielen. Gesteuert wird die Brille mit Gesten. 

Jedes Produkt ist zudem mit einer Kennziffer versehen, hinter der alle Daten aus dem Produktionsprozess hinterlegt sind. Kommt es später zu einer Reklamation, kann man anhand des "digitalen Zwillings" nachvollziehen, was verbessert werden muss. "Digitalisierung ist die Grundvoraussetzung für die Zukunft eines Unternehmens", sagt Hild. "Wir brauchen hohe Datenübertragungsraten, damit wir mithalten können", betont er. Zwar ist das Werk als einer der ersten Orte in Deutschland mit dem Mobilfunkstandard 5G ausgestattet worden. Trotzdem stößt man an Grenzen, wenn man mit Kunden kommuniziert, die noch keinen Glasfaseranschluss haben. Und dies ist noch häufiger der Fall, als man annimmt - auch in Schwaben. 

Zufriedenheit mit dem Netzausbau ist noch immer niedrig

Zwar nimmt die Zufriedenheit der Unternehmen mit der digitalen Infrastruktur zu, berichtet Philipp Erwein Prinz von der Leyen, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) in Schwaben. Richtig gut ist die Versorgung aber längst nicht. Im vergangenen Jahr gaben in Bayern 68 Prozent der Betriebe an, dass das unzureichend ausgebaute digitale Festnetz ihr Geschäft beeinträchtigt. In Schwaben herrscht gerade bei der Anbindung der Gewerbegebiete ans Glasfasernetz Aufholbedarf: "So war vor einem knappen Jahr 32,3 Prozent der Gewerbegebiete ans Glaserfasernetz angeschlossen", erklärt von der Leyen. 

Im Mobilfunk ging die Zufriedenheit sogar zurück: "Obwohl die 5G-Netze objektiv deutlich besser werden, sank der Anteil der damit eher oder sehr zufriedenen Unternehmen gegenüber 2022 leicht", sagt von der Leyen. Auf dem Papier sind in Schwaben zwar mit 98,2 Prozent praktisch alle Gewerbegebiete mit 5G versorgt. In Lindau am Bodensee hat die vbw allerdings einen Praxistest gemacht - dieser kam zu vernichtenden Ergebnis: "In der Realität erreichten die drei Provider nur an 38,6 Prozent der Messpunkte eine gute Empfangsqualität." 

Philipp Erwein Prinz von der Leyen, vbw: "Gemeinden sollten Fördermöglichkeiten aktiver nutzen"

"Insbesondere Unternehmen im ländlichen Raum brauchen Glasfaserverbindungen, die 5G-Mobilfunknetze müssen die ganze Fläche einer Region verlässlich abdecken", erklärt von der Leyen. Der Freistaat fördere den Ausbau. "Wir appellieren an die Gemeinden, vorhandene Fördermöglichkeiten noch aktiver zu nutzen." Der Bund müsse Genehmigungsverfahren beschleunigen. Mancherorts kritisieren allerdings Bürgerinitiativen den 5G-Ausbau. 

Bei Osram ist man indes überzeugt, dass an der digitalen Fabrik kein Weg vorbeiführt: "Wir haben im Land Menschen, die Lust an Innovationen, Ideen und Passion haben", sagt Werksleiter Hild. "Wenn wir ihnen mit leistungsfähigen digitalen Netzen die Möglichkeit geben, dies zu realisieren, ist das von Vorteil". 

 
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