Der Batteriehersteller Varta rechnet abermals mit schlechteren Geschäften, Aktionärsschützer raten inzwischen sehr explizit zur Vorsicht bei den Papieren des Unternehmens. Langsam verlieren sie die Geduld: "Das Unternehmen steht nicht gut da, es handelt sich inzwischen um ein Hochrisikoinvestment", sagt Rechtsanwalt Marc Liebscher, Mitglied des Vorstands der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). "Die Transparenz ist gering, wir haben noch immer keinen Geschäftsbericht für 2023", kritisiert er. "Der nächste Sanierungsplan muss über jeden Zweifel erhaben sein", betont Liebscher.
Varta hatte bereits im Jahr 2023 einen Sanierungsplan inklusive des Abbaus von 800 Stellen vorgelegt, aber dieses Jahr bekannt gegeben, dass die Maßnahmen nicht ausreichen und ein neuer Sanierungsplan vorgelegt werden soll. Einen Jahresabschluss hat das Unternehmen bisher nicht präsentiert, als Grund ist zeitweise auch ein Hackerangriff genannt worden. Der Chef wurde ausgetauscht. Jetzt hat Varta auch die Umsatzprognose für dieses Jahr deutlich nach unten korrigiert. Varta rechnet nur noch mit einem Umsatz von 820 Millionen bis 870 Millionen Euro. Grund sei, dass sich Energiespeicher schlechter verkaufen, die zum Beispiel den Strom der heimischen Fotovoltaikanlage zwischenspeichern.
Varta: Finanzbericht 2023 kommt im August 2024
Die letzten vorgelegten Zahlen stammen aus den ersten neun Monaten des Jahres 2023 und waren nicht gut. Bei einem Umsatz von damals 554 Millionen Euro machte Varta unter dem Strich einen Verlust von 115,8 Millionen Euro. Neuere Zahlen gibt es nicht. Diese sollen nun im August vorgelegt werden, bestätigte ein Varta-Sprecher auf Anfrage: "Mitte April 2024 hat Varta veröffentlicht, dass sich das Unternehmen derzeit in einem Aktualisierungsprozess des bestehenden Sanierungsgutachtens befindet und dieser Prozess derzeit noch nicht abgeschlossen ist", erklärt er. "Diese Aktualisierung hat Auswirkungen auf den Abschluss der Prüfung des Konzernabschlusses 2023, da der für den Finanzbericht 2023 beauftragte Wirtschaftsprüfer über den Inhalt des finalen, aktualisierten Gutachtens in Kenntnis gesetzt werden muss. Das Unternehmen hat daher die Veröffentlichung des Finanzberichtes für das Geschäftsjahr 2023 auf August 2024 verschoben." Varta beschäftigt weltweit 4200 Mitarbeiter, wichtige Werke gibt es in Ellwangen und Nördlingen.
Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz: "Die Banken sitzen am Hebel"
Damit ein neuer Sanierungsplan beschlossen werden kann, braucht Varta die Zustimmung der Banken. "Die Banken sitzen jetzt am Hebel", erklärt Liebscher. Wichtig wird es nach Ansicht der SdK sein, die Finanzierung für die nächsten ein bis zwei Jahre sicherzustellen. "Die beste Lösung wäre es, Eigenkapital nachzuschießen", erklärt Liebscher. Schon vergangenes Jahr steckte der Mehrheitsaktionär Michael Tojner im Rahmen einer Kapitalerhöhung über seine Firma Montana Tech Components – wie berichtet – nochmals über 50 Millionen Euro in das Unternehmen. Der österreichische Investor hält 50,1 Prozent der Anteile. Die Frage ist, ob er nochmals Geld gibt oder ob andere Investoren oder Geschäftspartner Geld bereitstellen.
Varta-Aktie fällt in drei Jahren von über 125 auf neun Euro
Frisches Eigenkapital könnte auch im Rahmen einer Kapitalerhöhung von den anderen Aktionären kommen. Diese könnten dann nochmals Aktien zeichnen. "Ich würde mir angesichts des bestehenden Kursverlaufs aber gut überlegen, nochmals Geld in das Unternehmen zu geben", gibt Liebscher für den Fall zu bedenken. Es handele sich wirklich um ein Hochrisikoinvestment. Die Aktie hatte zu guten Zeiten im Jahr 2021 zeitweise über 125 Euro notiert, heute wird sie mit noch rund neun Euro gehandelt – eine beispiellose Talfahrt, während die Börse boomt. Kommt die Finanzierung nicht zustande, könnte es eng werden für Varta. Dann würden sicher noch tiefere Einschnitte bevorstehen, schätzen Fachleute.