Die gewohnten Zeitbegriffe gelten hier nicht mehr. In Afrika scheint die Zeit sich in die Unendlichkeit zu dehnen wie die Landschaft, die sich ausstreckt, so weit das Auge reicht. Alles beherrscht von einem Berg von überwältigender Schönheit – dem Kilimandscharo. Dort, an dessen Fuß, überragt von einem zweiten Monumental-Felsen, dem Mount Meru, liegt ein magischer Ort, ein Platz der Legenden. Legenden, die eigentlich zu verblassen scheinen – und dank Film und Fernsehen doch immer wieder zu neuem Leben erwachen: die „Hatari-Lodge“ auf der Momella-Farm in Tansania.
Vor 55 Jahren wurde dort der Hollywood-Klassiker „Hatari!“ mit John Wayne, Hardy Krüger und Elsa Martinelli gedreht. Bis heute einer der Filme von zeitloser Gültigkeit und mit Dauer-Wiederholungsgarantie im Fernsehen. Ein Safari-Kracher mit Wildtierfänger-Romantik, in dem noch Kette geraucht wurde, die Kehlen ständig mit Whiskey geölt und alle Stuntszenen real umgesetzt wurden. Computer-Animation? Von wegen. Im Film sind die Angriffe der Nashörner auf Jeep und Schauspieler noch ebenso Wirklichkeit wie die Szenen, in denen Giraffen und Zebras im freien Lauf mit dem Lasso eingefangen werden und danach die Zigarette die Runde macht.
Der Film wurde zur Legende und zur Initialzündung für den Safari-Tourismus – und die Hotellerie in Ostafrika.
Safari-Gäste waren das Ziel
Für einen der Hauptdarsteller, den blonden Hardy Krüger aus Deutschland, bedeutete „Hatari!“ zugleich einen neuen, einschneidenden Lebensabschnitt. Nachdem der Streifen abgedreht worden war, kauften er und sein schwergewichtiger britischer Partner Jim Mallory die Lodge, um dort eine Art Hotel aufzubauen. Das Ziel: europäische Safari-Gäste und Devisenbringer nach Tansania holen.
Noch heute erinnert sich der 88-jährige Schauspieler, Weltenbummler und Schriftsteller an sein erstes Trinkgeld in der Lodge. Bekommen hat er es von einem deutschen Ehepaar aus Frankfurt, dessen ständige Nörgeleien dem gesamten Personal schon seit deren Ankunft auf die Nerven gingen. Bis sie an Hardy Krüger gerieten, der sie mit dem Jeep zum Fotografieren in die Nähe einer Elefantenherde brachte. „Ist das alles? Da sehen wir ja die Elefanten im Frankfurter Zoo besser“, war der mürrische Kommentar von den Rücksitzen.
Krüger drückte beherzt das Gaspedal durch, beschleunigte und fuhr den Wagen mitten in die Elefantengruppe hinein. Wütendes Trompeten, drohend erhobene Rüssel und aufgestellte Ohren waren das Resultat – dazu zwei kleinlaute und verängstigte Gäste auf der Rückbank. Sie wollten nur noch eines – zurück zur Lodge. Dort angekommen hatten die beiden die Fassung wiedergewonnen und die Frau drückte Krüger ein Fünf-Mark-Stück in die Hand mit den Worten: „Das war ein sehr interessanter Vormittag, junger Mann.“
In den 70er Jahren, der „junge Mann“ war inzwischen in der Mitte seines Lebens angekommen, zog sich Hardy Krüger angesichts der politischen Entwicklungen aus Afrika zurück, die Lodge führte ein Dornröschen-Dasein im Busch von Tansania. Bis sich im Jahr 2004 das deutsche Ehepaar Marlies und Jörg Gabriel in das Grundstück verliebte, die ehemaligen privaten Wohnhäuser von Hardy Krüger und Mallory pachtete und begann, diese nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Eine Besonderheit der Lodge von heute sind die Zimmer, allesamt nach Ideen von Marlies Gabriel gestaltet, die den Look der 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit Elementen ostafrikanischer Kunst und Farben vermischen.
Mehr Atmosphäre geht fast nicht
Es gibt sicher Orte mit mehr Luxus in Afrika, aber ebenso sicher nur wenige mit mehr Atmosphäre. Harmonisch fügt sich die Anlage in die weite Natur. Der morgendliche Blick zum Mount Meru, dessen Gipfel meist in weiße Wolken gehüllt ist, die erste Tasse Kaffee des Tages, das erste Croissant, dann die Frage des Boys: „Good morning, isn't it magic Bwana?“ Ja, „it is magic“ – ein magischer Platz.
Gerade schleicht sich eine sandfarbene Meerkatze hinter einem der Sonnenschirme zu einem Tisch, bedient sich dort in aller Ruhe aus einem Brotkörbchen und flüchtet vor dem Kellner, der schnell, aber zu spät naht, aufs Dach. Dort sitzt das haarige Kerlchen und genießt in aller Ruhe das Diebesgut. Das ist erheiternder Alltag hier – ebenso wie der Ausblick auf die Ungetüme von Büffeln, die seelenruhig vor der Lodge grasen.
Im Jahr 2009 kam eine zweite Lodge für die Gabriels als Standbein dazu, circa 50 Kilometer von „Hatari“ entfernt in der Sinya Steppe, wo sie für eine Dauer von 25 Jahren Land von den Massai gepachtet haben. Dort entstanden fünf luxuriöse Zelte auf einer Anhöhe, von denen aus Gäste auf Pirschfahrten gehen oder mehr über das ursprüngliche Leben der Massai erfahren können. „Shumata“ nennt sich diese Anlage – was so viel wie „Himmel“ auf Suaheli bedeutet („Hatari“ bedeutet übrigens „Gefahr“).
Und wenn Johann der Ranger, der die Gäste auf Pirschfahrten begleitet, am Abend beim Hemingway-Whiskey an einem unendlichen Sternenfirmament mit einem Laser-Pointer Sternenbilder und ferne Galaxien erklärt, dann, spätestens dann, dehnt sich die Zeit wirklich in die Unendlichkeit.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag (Dienstag, 26. Dezember) kommt „Hatari!“ mit Hardy Krüger und John Wayne im Fernsehen – auf 3sat um 16.25 Uhr.
Tipps zum Trip
Anreise: Der nächste internationale Flughafen ist der Kilikndscharo-Airport. Er wird einmal die Woche von Frankfurt aus mit Condor angeflogen. Vom Flughafen dauert die Transferzeit nochmals eine Stunde.
Lage: Die „Hatari Lodge“ liegt am Nordrand des Arusha-Nationalparks auf dem Gelände der Momella-Farm. Ein geschichtsträchtiger Ort, an dem Margarete Trappe begraben ist. Die Deutsche wurde in ganz Afrika als „Mama Massai“ zur Legende und die Biografie „Die weiße Jägerin“ von Rolf Ackermann zum Bestseller. Von der „Hatari-Lodge“ werden Besuche der Grabstätte organisiert.
Tierwelt: Zahlreiche Wildtiere wie Giraffen, Büffel, Elefanten, Zebras, Flusspferde, Leoparden, Wasserböcke, Paviane, Mangusten und andere bevölkern die weitläufige Steppe und die Berg-, Regen- und Nebelwälder am Mount Meru und am Kilimandscharo.
Gesundheit: Malaria-Prophylaxe ist nicht notwendig, da sich die „Hatari-Lodge“ auf 1400 Metern Höhe befindet, so dass hier Stechmücken keine Rolle spielen.
Hinweis der Redaktion: Unsere Autoren reisen gelegentlich mit Unterstützung von Fremdenverkehrsämtern und Tourismusunternehmen.