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Natur und Kultur entlang der Donau
Donau-Radweg: Die Strecke zwischen Passau und Wien ist ideal für alle, die es nicht eilig haben. Wechselnde Landschaften und vielfältige Kulturangebote geben den gut 300 Kilometern einen besonderen Reiz.
Schöne Aussichten: Blick auf die Donauschlinge bei Schlögen.
Foto: Karl-Heinz Körblein | Schöne Aussichten: Blick auf die Donauschlinge bei Schlögen.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 26.04.2023 21:50 Uhr

He, Don Camillo“ schallt es über den Hof. Der Mittvierziger im dunklen Talar lacht und gibt ein „Servus Peppone“ zurück. Hans Hofer ist einerseits Diakon, also ein Mann des Glaubens und der Kirche, andererseits aber auch ein Manager, der dafür zu sorgen hat, dass das Stift Engelszell mit seinen gerade noch drei Mönchen und zwei Brüdern und erheblichen Sanierungskosten über die Runden kommt. Ein bisschen Geld bringt der Waldbesitz, mehr schon der Mietvertrag mit der Caritas, die hier ein Heim für Behinderte betreibt. Und dann ist da noch die erst 2010 gegründete Brauerei, die ganz besondere Biere mit bis zu 9,7 Prozent Alkohol braut, die zur Hälfte in die USA exportiert werden. Und natürlich die vom um keinen Witz verlegenen Bruder Reinhard betriebene Likörherstellung, die für ihre 16 Sorten nach strengen Geheimrezepten gebrauten – neu ist die Geschmacksrichtung Granatapfel – durchaus ein bisschen berühmt ist.

Engelszell, das 1293 vom Passauer Bischof gestiftete Kloster, das von Josef II. privatisiert wurde und 1925 von den „Benediktinern der strengen Observanz“, den Trappisten, erworben wurde, ist eine ideale Station, um am Donau-Radweg eine Rast einzulegen. Rasten ist ein gutes Stichwort, wenn man auf dem perfekt ausgebauten Radweg zwischen Passau und Wien unterwegs ist. Dafür gibt es Gründe en masse und darum ist diese Strecke eher für den gemächlich auf zwei Rädern Reisenden ideal als für den ambitionierten Kilometerschlucker. Auf den gut 300 Kilometern wechselt die Landschaft häufig: die Donauschleife bei Schlögen, wo der Wald steil hin zum Fluss abfällt, die sich anschließenden Wiesenlandschaften, dann die Wachau mit ihren Weingärten und unzähligen Winzerhöfen, und schließlich die Hauptstadt Wien, die über ein gutes Radwegenetz verfügt und sich bei einer Stadtrundfahrt mit dem Rad auf eine ganz besondere Weise erleben lässt.

Franz Exenschläger ist auf einer Flussstrecke von 60 Kilometern professioneller Naturschützer, ein Ranger. Bei Schlögen hat sich die Donau ganz tief in die Landschaft eingegraben, sodass eine wirtschaftliche Nutzung der steilen Wälder heute wenig Sinn macht. Schon deswegen fiel es recht leicht, den Bereich mit Unterstützung der Europäischen Union aus der Nutzung zu nehmen, den Wald sich selbst zu überlassen.

Am Hotel Donauschlinge haben wir unsere Räder abgestellt und sind in einer knappen halben Stunde zu einem Aussichtspunkt aufgestiegen, von dem sich 200 Meter über dem Fluss ein prachtvoller Blick auf die mäandernde Donau eröffnet, die von harten Gesteinsformationen gezwungen, zwei spektakuläre Richtungswechsel macht. In der schräg stehenden Abendsonne spricht Exenschläger über seine Arbeit – darüber, dass sich eine Vielzahl seltener Tiere und Insekten wieder angesiedelt haben, dass es sogar fünf oder sechs Brutpaare des äußerst scheuen und seltenen Schwarzstorches gibt, der seine Horste auf Bäume oder Felsvorsprünge setzt. Ciconia ist der lateinische Begriff für den Storch. Nach ihm ist einer der vielen Wanderwege am Donausteig benannt, der den Radweg begleitet und mit den Rundwegen immer gut für eine Pause vom Sattel ist.

Einer der schönsten Streckenabschnitte des Donau-Radweges ist der von Schlögen nach Aschach, wo am Rand der ehemaligen Treidelwege der Wald ganz nahe kommt. Wo das Tal ein wenig breiter wird, findet man Gasthöfe und Pensionen, kurz vor dem Ziel kommt man an Schloss Neuhaus vorbei, zu dessen Besuch man sich mit der Fähre übersetzen lässt. In Aschau entscheiden wir uns für das Linienschiff nach Linz. Das ist das Schöne: Wer will, kann die gesamte Strecke radeln oder den Weg in einzelne Teilbereiche zerlegen, einige Kilometer auf dem Wasser oder der Schiene zurücklegen.

Linz war 2009 Kulturhauptstadt Europas. Schon beim Einfahren ist das besondere Flair dieser Stadt zu spüren. Im Wasser spiegeln sich die moderne Architektur der Museen und des neuen Musiktheaters mit den klaren Linien, den glänzenden Glasfassaden. Besonders stolz sind die Linzer auf das „Ars Electronica Center“, das 1996 als Museum der Zukunft eröffnet wurde. In den Labors und Ausstellungsräumen geht es um die sich überschlagende digitale Entwicklung, die rasanten Sprünge, die unser Leben, unsere Kultur immer schneller verändern.

Dann die Wachau. Weinland pur. Die Fahrt führt durch die Weingärten, die Anfang Mai dank des Wetters schon sehr grün sind. Es geht durch kleine Dörfer, vorbei an Winzerhöfen, die ahnen lassen, dass mit Qualität gut Geld zu verdienen ist. Karl Holzapfel schenkt einen leichten Rosé ein, der sich auch um die Mittagszeit zu den kleinen Schnittchen mit einem Weinlaub-Pesto seiner Frau Barbara gut trinken lässt.

Wenige Kilometer weiter liegt Weißenberg. Der Ort mit seinen hübschen Häusern und vielen Gasthöfen ist voller Radler, es muss geschoben werden. Ähnlich ist es in Dürnstein. Hoch über der Stadt liegt die Ruine, in der König Richard Löwenherz 1192 gefangen gehalten wurde.

Krems ist dank der vielen Studenten, die aus aller Welt hierher kommen, sehr städtisch. Es gibt eine richtige Kneipenkultur und mehre Museen, eine Kunsthalle in einer ehemaligen Tabakfabrik. Das Programm des Ausstellungshauses des Landes Niederösterreich bewegt sich im Spannungsfeld der Kunst des 19. Jahrhunderts, der klassischen Moderne bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Der Schwerpunkt liegt auf der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Jenseits der Donau liegt das älteste Weingut Österreichs. Seine Wurzeln lassen sich bis in die Römerzeit zurückverfolgen. Christine Saahs ist die Chefin des Nikolaushofes. Stolz zeigt sie ihr Kochbuch: „Ich koche für mein Leben gern“, alles öko, alles Natur. Das gilt auch für den Wein. Stolz ist man im Haus auf die äußerst seltenen 100 Punkte, die Weinpapst Robert Parker einem 17 Jahre alten Riesling gegeben hat.

Zum Abschluss Wien. Die Tour zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt bedient die touristischen Erwartungen. Die Perspektive aus dem Sattel jedoch ist eine besondere.

Tipps zum Trip

Information: Oberösterreich Touristik, Freistädter Straße 119, A-4041 Linz, Tel. 0043 732 7277-200, E-Mail: info@touristik.at, Internet: www.radurlaub.com Radweg: Der Donau-Radweg zwischen Passau und Wien wurde vor 30 Jahren eröffnet und seitdem gezielt ausgebaut. Über weite Strecken führt er beidseitig über Treidelstrecken (in Österreich: Treppelwege), auf denen die Schiffe mit dem Pferd stromaufwärts gezogen wurden. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub hat ihn aufgrund der Routenführung und Infrastruktur mit vier Sternen ausgezeichnet. Gleichzeitig wurden 55 „bett+bike“-Betriebe als radfreundlich zertifiziert. Unterwegs: Verschiedene Veranstalter bieten Radreisen inklusive Gepäcktransfer an. Das Netz an Werkstätten, die bei einer Panne helfen, ist dicht. Dem Trend zum E-Bike wird der Radweg durch eine große Zahl von kostenlosen Ladestationen gerecht.

Stift Göttweig: Ein schöner Abstecher führt von Krems zu Stift Göttweig, von dem man einen herrlichen Blick auf das Donautal hat. Es wurde 2001 in die Unesco-Weltkulturliste aufgenommen und beeindruckt mit einem Treppenhaus im Kaisertrakt, der zur selben Zeit wie die Würzburger Residenz entstand. Schiele-Museum: In Tulln kommt der Radler direkt am Museum für den dort geborenen Maler Egon Schiele vorbei. Es beeindrucken weniger die gezeigten Bilder als die Auseinandersetzung mit einer problematischen Persönlichkeit. Im Bahnhof ist die Wohnung zu besichtigen, in der Schiele geboren wurde.

 
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