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Ins Blaue hinein
Auf Samos: Die griechische Insel ist grün – ideale Kulisse für Wanderer und Mountainbiker. Und liegt im Blau der Ägäis – ideale Kulisse für Windsurfer. Unsere Autorin hat einen Surfkurs nach Schwuppdiwupp-Theorie gemacht. Ein Tagebuch.
Sommer auf Samos: Surfen und sonnen, schwimmen und schmökern – so geht Ausspannen.
Foto: Ina Kresse | Sommer auf Samos: Surfen und sonnen, schwimmen und schmökern – so geht Ausspannen.
Von unserer Mitarbeiterin Ina Kresse
 |  aktualisiert: 26.04.2023 20:32 Uhr

Es geht los. Tag 1 auf Samos: Unbeschreiblich dieses Gefühl. Es ist noch tausendmal besser als – ach, egal. Jeder Vergleich würde nur hinken. Wer schon mal auf einem Windsurfbrett rasend schnell über das Meer glitt, die Schläge der Wellen unter den Füßen spürte, kennt das berauschende Gefühl. Ich stehe am Strand der Windsurfstation bei Kokkari auf Samos. Und mein wohl dümmliches Grinsen will nicht aus meinen Gesicht. Nach einem Jahr Abstinenz wieder Windsurfen. Nichts verlernt. Perfekter Urlaubsstart. Ich bin glücklich.

Nacht 1:

Heiße griechische Nacht. Im Zimmer herrschen gefühlte 40 Grad. Trotzdem, das dünne Laken als Zudecke muss sein. Und – keine Klimaanlage muss auch sein. Die Terrassentür steht weit offen. Grillen zirpen. Ein Käuzchen ruft. Windrauschen in den Bäumen. Ich liege nachts wach in einer anderen Welt. Und fühle mich sauwohl.

Tag 2:

Es herrscht Flaute. Macht nichts. Auf Samos gibt es so viel mehr als Windsurfen. Und schließlich bieten unsere beiden Sportgurus Mario und Tanja fast jeden Tag eine Mountainbike-Tour und eine Wanderung an. Ich entscheide mich für Tanja. Und bereue es nicht. Die Wanderung führt durch duftende Wälder die Berge hinauf. Es riecht nach Thymian und Salbei. Aus steinernen Brunnen am Wegesrand plätschert glasklares Wasser. Tanja sagt, auf Samos herrscht beste Trinkwasserqualität. Immer wieder fülle ich meine Flasche nach. Insgesamt vernichte ich während der Tour fünf Liter.

Tag 4:

Der offizielle Windsurf-Kurs bei Rob Horne, dem Lehrer der Surfstation, beginnt. Kurs für Aufsteiger. Ich will endlich mal die Halse lernen und nicht immer nur wenden. Außerdem mehr Routine beim Wasserstart bekommen. Surflehrer Rob ist Engländer – mit entsprechendem Humor. Er spricht auch deutsch. An Land zeigt uns Rob die Halse. Seine „Schwuppdiwupp-Theorie“. Schritt für Schritt. Anschaulich erklärt. „Und schwuppdiwupp hat sich gedreht das Brett“, sagt Rob schließlich. Wir gehen raus aufs Meer. Es ist böig. Ich nutze die ruppigen Windstöße aus, ziehe das Segel hinten an, hänge mich ins Trapez, rutsche in die Fußschlaufen und gleite. Ach, sch . . . auf die Halse. Später. Also vielleicht. Ich will jetzt flitzen.

Tag 5:

Man sollte beim Surfen nichts aufschieben. Schon gar keine Halsen. Der Wind könnte weg sein. So wie an diesem Tag. Ich fahre mit ein paar Leuten unseres kleinen Hotels im Mietauto an den Levandaki-Strand: Der ist in der Nähe von Samos-Stadt. Tolle Bucht. Mit türkisblauem Wasser und einer Strandbedienung. Im Wasser stehen Stühle und Liegen. Ich mache das Sch-Programm: Schwimmen, schmökern, schlafen, schwitzen, schwatzen.

Tag 6:

5.15 Uhr morgens. Augen auf. Das Zimmer ist in rotes Licht getaucht. Der Vorhang der Terrassentür wird beiseite geschoben: Sonnenaufgang über dem Meer. Es wird wieder ein heißer Tag. Ich kann es kaum erwarten. Eigentlich kann ich hier alles nicht erwarten. Xenia, der gute Geist des kleinen familiengeführten 20-Zimmer-Hotels Helen Yolanda, macht uns frische Crepes. Sie lässt sich jeden Morgen etwas anderes zusätzlich zum Standardfrühstück einfallen. „You have to taste“, sagt sie und schaut mich mit ihren dunklen Augen beschwörend an. „They are the best Crepes of Samos.“ Ich probiere sie und lobe ausführlich.

Ich bewundere Xenia. Die Mitte-Zwanzigjährige steht jeden Tag schon frühmorgens im Hotel, bereitet unser Frühstück zu, putzt die Zimmer, bügelt Bettwäsche, säubert den Pool – und noch mehr. Daheim warten ihr Baby und ihr derzeit arbeitsloser Mann. Viele sind arbeitslos auf Samos, wie auch im restlichen Griechenland. Xenia ist froh, dass deutsche Touristen in der Urlaubssaison das Hotel Helen Yolanda belegen. Denn der Tourismus, das höre ich in diesem Urlaub von vielen auf Samos, hat spürbar abgenommen.

Tag, keine Ahnung der wievielte:

Viel gesurft. An den Handinnenseiten bilden sich Hornhauthügelchen. Beim Feierabendbier am Strand fachsimpeln wir Windsurfer. Ganz wichtig. Zumindest versuchen wir es. Muss man auch erst lernen. Was wir schon gut können: gegenseitiges Aufzählen unserer Stürze und blauer Flecken.

Irgendein Abend:

Wir sitzen abends im Nachbarort – ja, bei einem Griechen. Über der Bucht von Kokkari geht der Vollmond auf. Ach, es würde jetzt einfach zu kitschig werden. Darum Szenenwechsel: Es ist Mitternacht. Sabine – von drei Zimmern weiter – und ich beschließen, bei Vollmond baden zu gehen. Weit raus trauen wir uns aber nicht. Nachts im Meer ist es etwas unheimlich.

Tag X:

Seit zig Minuten schwimme ich jetzt. Neben mir liegen mein Surfbrett und das Segel auf dem Wasser. Immer wieder dreht sich dieses Drecksbrett in den Wind, ich muss es wieder positionieren und versuche, das Segel etwas aus dem Wasser zu heben, damit der Wind hineinfahren kann. Wasserstart ist so anstrengend – wenn man ihn noch nicht perfekt beherrscht. „Jetzt schwimmst du schon seit 15 Minuten hier rum und was ist passiert? Nichts“, ruft Rob im Vorbeisurfen. Ach. Fast werde ich wütend. Fast. Ist ja Urlaub. Irgendwann klappt es. Was für ein Gefühl, vom Wind aufs Board gezogen zu werden! Es geht wieder los. Da ist schon wieder dieses Grinsen in meinem Gesicht, das ich einfach nicht abstellen kann.

Und die Halse? Im nächsten Urlaub dann.

Tipps zum Trip

Anreise: Es gibt direkte Flugverbindungen, zum Beispiel von München nach Samos.

Die Insel Samos ist sehr grün, aber auch sehr bergig. Das Kerkis-Massiv etwa erhebt sich im Westen steil aus dem Meer und erreicht 1434 Meter Höhe. Die zahlreichen Wanderwege lassen sich auch ohne Führer erkunden. Samos-Stadt, am Hang gelegen, ist das Herz der Insel. Die beliebtesten Feriengebiete liegen um die Stadt Pythagorion, um Votsalakia und um Kokkari. Auf der Insel werden eigener Wein und eigenes Olivenöl produziert. Windsurfen: Von Juli bis Mitte September ist der Wind relativ konstant. Circa 30 Prozent der Windtage mit mindestens sechs Beaufort. Der Wind kommt aus Nord-Nordwesten und bläst direkt auf die Küste von Kokkari zu. Am Center des Griechen Giorgos herrscht eine familiäre Atmosphäre. Es ist mit Material von Fanatic, Tabou, Gaastra und North ausgestattet Veranstalter: Ein Spezialist für solche Surfreisen ist zum Beispiel Frosch-Sportreisen in Münster, Tel. 02 51/9 27 88 10, Internet: www.frosch-sportreisen.de Die Woche kostet pro Person ab 550 Euro, der Surfkurs kostet 135 Euro. Samos-Freunde haben eine deutschsprachige Internetseite geschaffen mit Infos zu Apartments, Lokalen und Wanderungen: www.samos.de

Abhängen und tagträumen: am Levandaki-Strand in der Nähe von Samos-Stadt.
| Abhängen und tagträumen: am Levandaki-Strand in der Nähe von Samos-Stadt.
 
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