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Im Eisacktal: Die Schauseite der Dolomiten
Irrtum ausgeschlossen: Auf der Bergstation des Brixener Hausbergs Plose angekommen, weiß der Skifahrer sofort, wo er gelandet ist.
Foto: Michael Mößlein | Irrtum ausgeschlossen: Auf der Bergstation des Brixener Hausbergs Plose angekommen, weiß der Skifahrer sofort, wo er gelandet ist.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:22 Uhr

Il Cavaliere! Den meisten Norditalienern treibt der Ruf nach dem Cavaliere förmlich die Pusteln ins Gesicht, seit Silvio Berlusconi wie der Kasper aus der Kiste wieder auf der politischen Bühne ihres Landes erschienen ist. Doch wenn es auf dem Gitschberg heißt „Der Cavaliere kommt!“, dann ist natürlich nicht Berlusconi gemeint. Hier droben, in über 2000 Metern Höhe, ist das politische Rom sehr weit weg. Wenn auf dem Berg der „Cavaliere“ kommt, dann wedelt ein junger Mann auf Skiern heran. Er trägt einen schwarzen Frack und hat einen Zylinder auf dem Kopf.

Es ist die zweite Saison, dass der Pistenkavalier im Skigebiet Gitschberg/Jochtal im Einsatz ist. Mit Charme und Südtiroler Schmäh begegnet er den Skifahrern und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite, hilft mit Pistenplänen aus, zeigt den Weg zur nächsten Hütte oder verrät, wo es die schönste Aussicht auf die Traumkulisse gibt, die sich den Skifahrern hier bietet.

Denn diese ist wirklich beeindruckend: Langkofel, Plattkofel, die Geislerspitzen, die Schlern, das Wahrzeichen Südtirols oder das mächtige Sella-Massiv – wohin das Auge schaut, recken sich aufgereiht die schönsten Berge der Dolomiten in den azurblauen Himmel. 500 Gipfel und Berge sind vom Gitschberg aus zu sehen. Dasselbe gilt für die nahe Plose (2562 Meter), den Hausberg der Stadt Brixen. Wer hier Ski fährt, hat das Gefühl, auf einer Aussichtsterrasse unterwegs zu sein. Egal, wohin man sich dreht und wendet: Der Ausblick verführt einen dazu, das Skifahren für einen Moment zu vergessen, auf der Piste anzuhalten und die Landschaft zu genießen.

Überlaufen ist es hier wirklich nicht

Deshalb verwundert es umso mehr, dass die Skigebiete Plose und Gitschberg/Jochtal direkt vor der Haustür des mittelalterlichen Brixen, der Kulturhauptstadt Südtirols, ganz sicher nicht zu den überlaufenen Skizentren in den Alpen zählt. Selbst innerhalb des weltgrößten Skipassverbunds Dolomiti Superski, der zwölf Skiregionen in den Dolomiten mit zusammen 1200 Pistenkilometern zusammenfasst, sind die beiden Skigebiete im Eisacktal, eher überschaubar, was die Anzahl der Skigäste anbetrifft. Obereggen zum Beispiel oder der Skiberg Kronplatz ziehen weit mehr Bretterlfreunde an, als die Pisten bei Brixen.

Dabei haben gerade Skifahrer aus Mittel- oder Norddeutschland, die in die Dolomiten fahren, schon eine beachtliche Anreise hinter sich, bis sie überhaupt am Brenner die italienische Grenze erreicht haben. Schon in Österreich lassen sie ab Innsbruck beliebte Skigebiete, wie das Ziller- und Stubaital, oder den Hintertuxer Gletscher, entlang der Brennerautobahn liegen, um weiter nach Süden zu fahren.

Was für Skianfänger, Schüler und Genussskifahrer

Da fühlt sich spätestens ab Sterzing auf Südtiroler Gebiet jeder weitere Kilometer noch ein Stückchen länger an. Warum also nicht gleich bei Brixen ins Eisacktal oder in eines der Nachbartäler abbiegen, um in einem der malerischen Dörfer wie Mühlbach, Vals oder Meransen Quartier zu beziehen, die Skier anzuschnallen und die Pisten zu stürmen? „Wir haben eine klare Hauptzielgruppe“, sagt Stefan Gruber, Geschäftsführer des Lifteverbands Gitschberg/Jochtal. „Wir möchten vor allem Skianfänger, Schüler und Genussskifahrer ansprechen.“ Als Ski- und Almenregion, in der selbst im Winter 22 der gut 30 Almen bewirtschaftet sind und Skifahrern und Wanderern offenstehen, ist der Wintertourismus ein wichtiges, doch nicht das einzige Standbein. Wintertouristen machen 43 Prozent der Touristen in der Region Gitschberg/Jochtal aus.

Zusammengezählt haben die Skigebiete Gitschberg/Jochtal und Plose am Südende des Eisacktals fast 100 Pistenkilometer. Schwarze Pisten gibt es, doch spielen diese mit einem Anteil von 15 Prozent eine geringe Rolle. Wer seine Ausdauer testen möchte, der findet aber auf der Plose mit der legendären Trametsch eine der längsten Abfahrten Italiens. Nach dem Start an der Plosehütte auf 2446 Metern Höhe geht es über neun Kilometer hinab ins Tal. Die Trametsch ist als rote Piste mit ausreichend Zwischenstopps auch für Familien locker zu fahren.

Neun Kilometer zum Rodeln

Einen weiteren Spaß – nicht nur für Kindern – bietet die Plose mit Rudi-Run. Die neun Kilometer lange Rodelpiste ist eine der längsten in den Alpen und beginnt neben der Bergstation der Plose-Kabinenbahn und ist damit also bequem mit dem Rodelschlitten unterm Arm zu erreichen. Die Rodel-Abfahrt ist zudem auch technisch einfach zu beherrschen.

Doch was helfen noch so attraktive Pisten und Berglandschaften, wenn die wichtigste Zutat des Wintersports fehlt: der Schnee. Zwar stellt es technisch kein Problem dar, Pisten künstlich so zu beschneien, dass sie perfekt befahrbar sind. Doch wenn es drumherum grün-grau ist, weil natürlicher Schnee fehlt, dann kommen weniger Skifahrer. Dies war im vergangenen Winter so, als es kaum geschneit hatte, gibt Thomas Mussner, Generaldirektor des Skigebietes Dolomiti Superski, zu.

Ganz anders ist dieser Winter. „Endlich haben wir wieder einen normalen Winter“, sagt Mussner. Mancherorts hat es früh, und dann so viel geschneit wie seit Jahren nicht. Auch jetzt, Mitte März, liegen auf den Bergen der Dolomiten noch zwischen einem und anderthalb Meter Schnee. Auf der Marmolada, dem einzigen Dolomiten-Gletscher, sind es fast drei Meter. Trotz Märzsonne und länger werdender Tage ist dies genügend Vorrat bis Saisonende, das in den meisten Skiregionen der Dolomiten eine Woche nach Ostern ist.

Tipps zum Trip

Infos: Dolomiti Superski, Tel. 00 39/04 71/ 79 53 97; Internet: www.dolomitisuperski.com (mit Suche für Unterkünfte, Skiverleih und Skipass-Kauf). Ski- und Almenregion Gitschberg/Jochtal, Tel. 00 39/04 72/54 70, Internet: www.gitschberg-jochtal.com Unterkunft: Hotel „Tratterhof“ (vier Sterne superior) in Meransen, bis drei Nächte ab 138 Euro pro Person (Dreiviertelpension), Internet: www.tratterhof.com Skipass: Im Verbund Dolomiti Superski kostet der Tagespass für Erwachsene zum Saisonende 53 Euro, der Sechs-Tage-Pass 265 Euro. Das Angebot „Super Sun“ gilt bis Saisonschluss (in den meisten Regionen am 8. April, Kronplatz bis 22. April, in Faloria am 1. Mai) und bietet einen gratis Skitag bei sieben gebuchten Urlaubstagen. Für Familien, Kinder, Jugendliche und Senioren gelten zusätzliche Angebote.
Häppchen gefällig? „Il Cavaliere“ begleitet charmant Skifahrer im Gebiet Gitschberg/Jochtal.
Foto: Michael Mößlein | Häppchen gefällig? „Il Cavaliere“ begleitet charmant Skifahrer im Gebiet Gitschberg/Jochtal.
Mit neun Kilometern ist die Rodelbahn von der Plose ins Tal eine der längsten der Alpen.
Foto: Michael Mößlein | Mit neun Kilometern ist die Rodelbahn von der Plose ins Tal eine der längsten der Alpen.
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