
Wenn man vom Millstätter See die Serpentinen in Richtung Bad Kleinkirchheim hinauffährt, kommt man nach etwa 20 Minuten Fahrt in der Bergwelt von St. Oswald an. Hier, auf 1319 Metern Höhe, sieht das Auge nichts als sanfte Bergkuppen, Wiesen, Bäume. Nichts als Grün. In dem Örtchen am Rande des Biosphärenreservats Kärntner Nockberge endet die Landstraße. Ab hier kommt man nur noch zu Fuß weiter. Oder mit der Bergbahn. Hier liegen die Feriendörfer Kirchleitn, Kleinwild und Großwild nur ein paar Gehminuten voneinander entfernt. Hier ist viel Natur, viel Kinderprogramm, viel Kindersicherheit dank Autofreiheit – kurz, wir versprechen uns ein Kinder-Dorado. Und machen den Test.
Wir ziehen ins Vier-Sterne-Dorf Kleinwild, ein Kinderhotel, das sich an Eltern mit Kindern bis 14 Jahre richtet. Der Name Kleinwild ist bei uns Programm: Unsere Zwillinge sind noch klein, erst eineinhalb Jahre, und reichlich lebhaft. Gleich an der Rezeption ist der zentrale Dorfplatz in Reichweite: Hier gibt es einen großen Sandkasten unter Bäumen und einen Wasserspielplatz. Und jede Menge Bobby Cars. Mit denen dürfen die Kinder im ganzen Dorf herumrutschen. Weil unser Auto draußen bleiben muss, ziehen wir das Gepäck mit einer Sackkarre zum Appartement. Wir wohnen in einem der 17 Bauernhäuser, die um die Dorfmitte gruppiert sind.
Die Idee, Urlaub in einem echten Kärntner Bauernhaus zu ermöglichen, hatte der österreichische Bauunternehmer Robert Rogner. In den 1970er Jahren ärgerte er sich über die lieblosen Betonburgen an der Adria. Er wollte eine Alternative anbieten – und baute Kirchleitn hoch über Bad Kleinkirchheim. „Das Baumaterial des Feriendorfs ist das Holz von alten unbewohnten Bauernhäusern, die den Besitzern abgekauft wurden“, erzählt Wolfgang Schneeweiß. Zusammen mit seiner Frau Margit betreibt er die Ferienanlage seit 2011.
600 alte Bauernhäuser mit teilweise bis zu 400 Jahre altem Holz bildeten die Basis für die Bauerndörfer Groß- und Kleinwild mit insgesamt 44 Häusern und über 160 Appartements. Eine Ferienanlage, deren Größe man nicht bemerkt. Wir fühlen uns wie in einem natürlich gewachsenen Dorf. Unser Appartement wirkt mit seinem Holzdielenboden und den alten Bauernschränken sowie zwei Kachelöfen richtig urig. Die Einrichtung der Küche und die Bäder sind neu. Höhepunkt für die Zwerge: zwei Babyhängematten im Wohnzimmer.
Wolfgang Schneeweiß ist in St. Oswald geboren und aufgewachsen. Das Leben in der Gastronomie hat er von klein auf kennengelernt, denn seine Eltern betreiben das Hotel Berghof. Als Kirchleitn zum Verkauf stand, hat der Unternehmensberater nicht lange gezögert und die Feriendörfer übernommen. Aus Liebe zu seinem Dorf, aus Liebe zu St. Oswald, wie er sagt. „Wir wollten hier keinen russischen Investor“, stellt er klar.
Für uns sind Ferien in den Bergen neu. Normalerweise fahren wir in den Süden, ans Meer. Doch schon bald wird klar: Wir alle fühlen uns wohl, sehr wohl. Die Bergluft tut uns Städtern gut, die Sonne scheint, es ist aber nie drückend heiß hier oben. Noch dazu gibt es eine Kleinkindbetreuung, so dass die Zwillinge vormittags zwei Stunden beaufsichtigt spielen und wir im Liegestuhl liegen und lesen können.
170 Einwohner hat das Bergdörfchen. Wenn Wolfgang Schneeweiß von St. Oswald erzählt, gerät er immer wieder ins Schwärmen. „Es gibt in Kärnten kein Dorf, das volkskundlich so präzise erfasst wurde“, sagt er. Viele Geschichten erzählt auch Wanderführer Hubert Aufegger bei seiner Kulturwanderung durch den Ort, die er einmal in der Woche anbietet. Aber man kann St. Oswald auch selbst erkunden: Es gibt zwei Wanderrouten. Wir nehmen die leichte, drei Kilometer lange Dorfrunde, die an der Talstation der Nationalparkbahn Brunnach und am St. Oswalder Bach vorbei wieder ins Dorf zurückführt.
Am nächsten Tag stecken wir unseren Radius größer ab: Wir fahren mit der Nationalparkbahn Brunnach auf den Berg. Von der Brunnachhöhe aus führen zahlreiche Wanderwege hinein in die Welt der Nockberge. Es gibt sogar einen Weg, der für Kinderwägen geeignet wäre. Doch wir legen uns lieber in die Wiese und genießen die Bergluft. Dann umrunden wir den Speichersee und statten dem kleinen Spielplatz auf dem Gipfel einen Besuch ab. Wer keine kleinen Kinder dabei hat, kann drei Nordic-Walking-Routen testen, mit einem Mountainbike downhill fahren oder wandern. Für uns heißt es: Zeit für den Mittagsschlaf, wir nehmen die nächste Gondel nach unten.
Nachmittags dann noch ein kleines Abenteuer: Der mobile Streichelzoo kommt. In einem Kleintransporter hat Bäuerin Jutta Oberscheider 30 Tiere: Hasen, Kaninchen, Küken, Ziegen, ein Minischwein und sogar einen Belgischen Riesen. Seit 20 Jahren ist sie mit ihren Tieren unterwegs. „Ich besuche Schulklassen, aber auch Altenheime mit meinen Tieren“, erzählt sie. Die Kinder dürfen die Tiere in Körbchen setzen und können sie so genau betrachten und anfassen.
Und unser Programm für morgen? Nun, wer viel unternehmen will, für den lohnt sich die Kärnten Card: Sie ermöglicht kostenlosen Eintritt bei über 100 Ausflugszielen. Man kann aber auch einfach faulenzen, den Kindern werden der Dorf- und Wasserspielplatz nicht langweilig. Und wenn sie da mal los wollen, können wir die Bobby Cars nehmen.
Tipps zum Trip
Informationen: Bad Kleinkirchheimer Tourismus Marketing GmbH, Dorfstraße 30, A-9546 Bad Kleinkirchheim; Tel. 00 43/42 40/82 12. Internet: www.badkleinkirchheim.at Kirchleitn Feriendorf in St.Oswald; Tel. 00 43/ 42 40/82 44. Internet: www.kirchleitn.com Urlaub im Winter: Im Skigebiet Sankt Oswald – Bad Kleinkirchheim stehen den Gästen mehr als 100 Pistenkilometer zur Verfügung sowie Skischulen, Rodelbahnen, Loipen und Winterwanderwege.
Urlaub im Sommer: In der warmen Jahreszeit laden die sanften Kuppen der Nockberge zu Wander- und Radtouren ein. Baden kann man im etwa 20 Minuten entfernten Millstätter See. Infocenter Millstätter See, Thomas-Morgenstern-Platz 1, A-9871 Seeboden; Tel. 00 43/47 66/ 37 00-0. Internet: www.millstaettersee.at
Kärnten Card: Die Kärnten Card öffnet die Türen zu über 100 Ausflugszielen, die man beliebig oft besuchen kann. Außerdem gibt's Ermäßigungen bei über 60 Bonuspartnern.