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PORT VILA
Zyklon „Pam“ zerstört Vanuatus Hoffnung
Der Zyklon „Pam“ riss Boote, Häuser und Bäume davon: Das Ausmaß der Zerstörung in dem Inselstaat Vanuatu ist gewaltig.
Foto: Graham Crumb, dpa | Der Zyklon „Pam“ riss Boote, Häuser und Bäume davon: Das Ausmaß der Zerstörung in dem Inselstaat Vanuatu ist gewaltig.
reda
 |  aktualisiert: 15.03.2015 19:44 Uhr

Monstersturm, Terrornacht, das Ende der Welt: Mit diesen Worten beschreiben Überlebende die furchtbaren Stunden, in denen Zyklon „Pam“ den Südseestaat Vanuatu zerstörte. „Ich sitze im Hotel im Badezimmer und presse mich gegen die Tür. Die ganze Balkonfront ist gerade zerborsten, und es hört sich an, als ob das Dach gleich abhebt“, spricht Alice Clements vom UN-Kinderhilfswerk Unicef um kurz nach Mitternacht in fast völliger Dunkelheit mit zitternder Stimme in Port Vila in ihr Handy. Das Video lädt sie später bei YouTube hoch. „Ich fürchte um mein Leben.“

Angesichts der gewaltigen Zerstörung durch Zyklon „Pam“ laufen im Pazifik große Hilfsanstrengungen an. Aus Neuseeland und Australien landeten am Sonntag erste Frachtmaschinen mit Hilfsgütern auf Vanuatus Hauptinsel Efate. Zwei weitere Flüge waren für Montag geplant. 48 Stunden nach dem Durchzug des Zyklons war das Ausmaß der Katastrophe nicht annähernd abzusehen. „Unsere Hoffnung auf eine blühende Zukunft ist zerstört“, sagte Vanuatus Präsident Baldwin Lonsdale um Fassung ringend vor den Delegierten einer UN-Konferenz zur Katastrophenvorsorge in Japan.

„Vanuatu hat ein Desaster dieses Ausmaßes in seiner jüngeren Geschichte noch nicht erlebt“, sagte Sune Gudnitz, Chef des Pazifikbüros der UN-Nothilfekoordination. Nach Angaben des Präsidenten sind viele Schulen und Kliniken zerstört. Er verhängte den Ausnahmezustand. Australien und Neuseeland sagten Millionenhilfe zu, ebenso die Vereinten Nationen und die Europäische Union. Das Schicksal Tausender Menschen ist ungewiss. Die Hilfsorganisationen rechnen mit hohen Opferzahlen. Sie konnten bis Sonntag nur Teile der Hauptinsel in Augenschein nehmen, die meisten der 80 anderen Inseln waren von der Außenwelt abgeschnitten. Der Zyklon dürfte viele mit voller Wucht getroffen haben. „Wir haben gehört, dass ganze Dörfer weggeblasen wurden“, sagte Chloe Morrison vom Hilfswerk World Vision. „Der Wind war so stark, dass nur noch eine Trümmerlandschaft übrig geblieben ist.“ Zyklon „Pam“, einer mächtigsten Zyklone aller Zeiten, war in der Nacht zu Samstag über den Südpazifik gefegt. Der Wind wirbelte mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometern in der Stunde und riss alles mit.

Auch Nachbarstaaten Vanuatus meldeten schwere Schäden, darunter Neukaledonien und die Salomonen-Inseln. In Tuvalu seien 45 Prozent der 10 000 Einwohner schwer getroffen, sagte Regierungschef Enele Sopoaga im neuseeländischen Rundfunk. In der Hauptstadt Vanuatus, Port Vila, seien 90 Prozent der Häuser beschädigt, schätzte der Leiter der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) vor Ort, Christopher Bartlett. Etwa 20 Prozent seien zerstört.

Entwurzelte Bäume und umgeknickte Strommasten versperrten die Straßen. Tausende Menschen seien in Notunterkünften untergebracht. In der Stadt mit 44 000 Menschen gab es keinen Strom, kaum Handyverbindungen, und die Trinkwasserversorgung fiel zeitweise aus. Felder und Ernten waren zerstört.

Vanuatu

Der südpazifische Inselstaat Vanuatu liegt drei Flugstunden nordöstlich von Brisbane (Australien). Es gibt rund 80 Inseln, aber die meisten der 250 000 Einwohner leben auf den acht größten Inseln. Sie sind über 850 Kilometer in Nord-Süd-Richtung verteilt. Die Hauptinsel Efate hat 65 000 Einwohner, davon 44 000 in der Hauptstadt Port Vila.

Anders als in vielen anderen Pazifikstaaten gibt es in Vanuatu Berge, Vulkane und Hochplateaus. Ein Drittel der Landesfläche liegt über 300 Metern. Vanuatu wird oft von Erdbeben erschüttert.

Rund zwölf Prozent der Einwohner leben nach UN-Angaben unter der Armutsgrenze. Die größten Wirtschaftszweige sind die Landwirtschaft und der Tourismus. Die meisten Besucher kommen aus Neuseeland und Australien.

Australien gehört zu den größten Geldgebern Vanuatus. „Drei Viertel der Bevölkerung leben auf dem Land und abgelegenen Inseln. Vielen fehlen gute Schulen, medizinische Grundversorgung, sauberes Wasser, Energieversorgung und zuverlässige Transportmittel“, teilt das australische Außenministerium zu dem Inselstaat mit. Text: dpa

 
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