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ISTANBUL
Zwei Tote bei Unruhen in der Türkei
reda
 |  aktualisiert: 23.05.2014 21:45 Uhr

Kurz vor dem Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Köln an diesem Samstag ist die türkische Metropole Istanbul von neuen blutigen Unruhen erschüttert worden. Bei Straßenschlachten wurden zwei Menschen getötet. Die Erinnerung an den Beginn der Gezi-Proteste vor fast genau einem Jahr und der viel kritisierte Umgang der Regierung mit dem Grubenunglück in Soma waren die Auslöser für die neuen Auseinandersetzungen. Erdogan selbst fachte den Streit mit der Protestbewegung noch weiter an. An seiner Reise nach Köln halte er aber fest, sagte er am Freitag.

Die Auseinandersetzungen spielten sich im Istanbuler Stadtviertel Okmeydani ab, in dem viele Aleviten wohnen. Die Aleviten sind eine islamische Religionsgemeinschaft von rund 20 Millionen Menschen, die sich von der sunnitischen Mehrheit in der Türkei unterdrückt fühlen. In Köln hat die Alevitische Gemeinde Deutschland zu Protesten gegen Erdogan aufgerufen. Der Premier, der als Kandidat für die türkische Präsidentschaftswahl im August gehandelt wird, will in Köln vor tausenden türkischen Wählern sprechen.

In Okmeydani war Ugur Kurt, der Besucher einer Trauerfeier, die nicht mit den Protesten zusammenhing, am Donnerstag von einer Kugel aus einer Polizeiwaffe am Kopf getroffen worden und gestorben. Die Dienstwaffen von 20 Beamten, von denen einige zur Tatzeit bei einer Straßenschlacht in der Nähe mehrere Warnschüsse abgegeben hatten, werden derzeit untersucht. In der Nacht starb ein weiterer Mann am Rande der fortgesetzten Auseinandersetzungen. Er soll von einer mit Splittern verstärkten Brandbombe getroffen worden sein. Auch am Freitag hielten die Unruhen an. Demonstranten in Okmeydani griffen einen Polizeibus mit Steinen an. Die Beamten gaben Warnschüsse ab.

Erdogan goss Öl ins Feuer, indem er in einer Rede den Anlass für die Protestkundgebungen in Okmeydani kritisierte. Die Demonstranten wollten unter anderem an den Tod des 15-jährigen alevitischen Jungen Berkin Elvan erinnern, der bei den Gezi-Unruhen des vergangenen Jahres von der Tränengaskartusche der Polizei am Kopf getroffen wurde und nach mehreren Monaten im Koma starb. Erdogan sagte dazu, er frage sich, ob „wir für jeden Toten eine Gedenkveranstaltung abhalten müssen. Er ist tot, es ist vorbei.“

 
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