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STUTTGART
Zwei Kofferleichen „am Stück“
Spurensuche: Polizisten im Stuttgarter Schlossgarten, wo zwei Leichen gefunden wurden.
Foto: B. Weißbrod, dpa | Spurensuche: Polizisten im Stuttgarter Schlossgarten, wo zwei Leichen gefunden wurden.
reda
 |  aktualisiert: 03.06.2014 19:49 Uhr

Am frühen Abend ist der Fundort, der mutmaßlich kein Tatort war, schon wieder eine ganz normale Ecke im Stuttgarter Schlossgarten. Oben rauschen die ICE-Züge und Regionalbahnen aus dem Kopfbahnhof, unten, in der imposanten Platanen-Allee, radeln Menschen vom Büro nach Hause oder joggen in den Feierabend. Familien spazieren in der Abendsonne, Jugendliche balancieren auf der Slackline. Das einzige rot-weiße Polizeiabsperrband schützt eine Stelle jener blauen Leitung, die dem Grundwassermanagement für Stuttgart 21 dient. Ein paar hundert Meter weiter erinnert nichts mehr an den besonders grausamen Fund vom Sonntagabend.

Blutspuren an den Koffern

Fußgänger entdeckten zwei Leichen hinter den drei zwei Meter hohen, geschwungenen Betonteilen am Bahndamm, auf denen Graffiti-Künstler ausgerechnet das Wort „Pain“, Schmerz, in großen Buchstaben gesprüht haben. Die Zeugen hatten sich in der nahe gelegenen Grillstelle aufgehalten und wollten sich hinter dem Sichtschutz erleichtern. Im Halbdunkel entdeckten sie zwei große Koffer, an denen Blutspuren hafteten, und verständigten umgehend die Polizei. Der Inhalt: zwei Leichen – „am Stück“, wie Polizeisprecher Thomas Ulmer noch immer etwas konsterniert berichtet.

Die Obduktion am Dienstag ergab, dass die beiden Leichen zahlreiche Stich- und Schlagverletzungen aufweisen. Zur Identität der Toten wird von der Polizei wenig mitgeteilt. Der Mann soll ein der Polizei wegen Diebstahls und Schwarzfahrens bekannter 50-Jähriger sein. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Dienstag mitteilten, verkehrte er häufig unter Obdachlosen in Stuttgart. Die Identität der ermordeten Frau war auch am Dienstagnachmittag noch nicht geklärt. „Ein natürlicher Tod ist auszuschließen“, sagt Polizeisprecher Ulmer bei der Ortsbegehung. Zudem gehe man davon aus, dass der Fundort nicht der Tatort sei, sondern ein Ablegeort. Auf der Suche nach Spuren siebten die Beamten der Spurensicherung auch den Boden an der Fundstelle durch und suchten im Gebüsch hinter und neben den Betonwänden nach kleinsten Indizien auf die Täter.

Ob die beiden Mordopfer in den Koffern angezogen waren, teilt die Polizei nicht mit, um kein Täterwissen zu verbreiten. Die Beamten sind vergleichsweise fassungslos über die Tat. Obwohl es in Stuttgart immer wieder zu Morden kommt, darunter auch solch grauenvolle wie der vor Jahren in einer Badewanne zerstückelte Yvan S., sind die Strafverfolger ratlos, was den Tathergang angeht. Auch weil vom Bahndamm die Böschung steil abfällt, ist höchst unwahrscheinlich, dass die schweren Koffer aus dem Zug geworfen sein könnten.

Und von der anderen Seite aus, wo sich ein großer, stets belebter Grillplatz, ein hoch frequentierter Kiosk und ein Kinderspielplatz befinden, müssten die Täter mit den Koffern über die breite lichte Rasenfläche des Schlossgartens gegangen sein. Ebenso kaum vorstellbar. Andererseits: Wie kommen zwei schwere Koffer sonst an diese Stelle? Die Kriminalpolizei richtete eine 40-köpfige Sonderkommission ein. Für sie beginnt ein Verhörmarathon – wenn sich Zeugen melden. Dass an einem sonnigen Sonntagnachmittag der Vorgang unbemerkt geblieben ist, ist für die Beamten jedenfalls kaum vorstellbar. Mit Informationen von dpa

 
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