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RIEMS
Zuchtversuche im Insektarium
reda
 |  aktualisiert: 20.06.2014 18:48 Uhr

Relativ neu haben die Forscher auf der Ostseeinsel Riems ein Mückenlabor, ein „Insektarium“, in Betrieb genommen. Hintergrund für die intensivere Forschung in diesem Bereich ist zum einen die Einwanderung exotischer, bislang nicht in Deutschland beheimateter Mückenarten. Zum anderen ist es mit der Blauzungenkrankheit und Infektionen mit dem Schmallenberg-Virus zu folgenschweren Tierkrankheiten gekommen, die durch blutsaugende Mücken übertragen werden.

In dem Sicherheitslabor nehmen die Wissenschaftler des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) zum Beispiel die Asiatische Buschmücke wie auch heimische Mückenarten genauer ins Visier. Vor zwei Monaten starteten die Entomologen in dem mit Luftschleusen gesicherten „Insektarium“ erste Zuchtversuche des Exoten. In gazebespannten Boxen und bei Idealbedingungen – mindestens 70 Prozent Luftfeuchtigkeit und 24 Grad Raumtemperatur – sollen sich männliche und weibliche Buschmücken zunächst zur Befruchtung treffen. Das ist nicht ganz einfach, da Mücken in der freien Natur Kopulationsschwärme bilden. Gelingt die Zucht, wollen die Biologen und Insektenforscher Ende 2014 erste Infektionsversuche starten, um das Übertragungspotenzial zu erforschen.

Die Asiatische Buschmücke hat es in sich: Die Mücke mit den geringelten Mustern an den Beinen kann möglicherweise bislang in Deutschland nicht auftretende Krankheiten wie das West-Nil-Fieber, das Dengue-Fieber oder das Chikungunya-Fieber übertragen. Diese Erkrankungen sind gefährlich für den Menschen. Das West-Nil-Fieber ist eine Zoonose – das Virus kann per Mücke von einem infizierten Tier auf den Menschen übertragen werden. Mit dem Klimawandel und dem globalisierten Handel dringen immer mehr Exoten-Mücken nach Mitteleuropa vor. Auch die aggressive Asiatische Tigermücke wurde in Deutschland gesichtet. Dass sie sich ebenso wie die Asiatische Buschmücke in Deutschland etablieren wird, ist für die Forscher nur eine Frage der Zeit. Angesichts wärmerer Temperaturen könnten aber auch heimische Mückenarten Überträger bislang hier nicht bekannter Krankheitserreger werden, sagt Stefanie Becker, Leiterin des FLI-Instituts für Infektionsmedizin. „Jedes Virus hat eine Temperaturspanne, unter denen es sich besonders gut entwickelt.“

Für die Tierseuchenforscher auf Riems rücken vor allem solche exotischen, von Mücken übertragbare Erreger in den Blick, die neben dem Menschen auch Nutztieren wie Rinder, Schafe, Pferde oder Geflügel gefährlich werden können. Dazu zählen das Rifttal-Fieber-Virus oder das Japanische Enzephalitis-Virus. Das in Afrika beheimatete Rifttal-Fieber-Virus kann von verschiedenen Stechmückenarten übertragen werden und ist von Kenia inzwischen bis auf die arabische Halbinsel vorgedrungen. Auch das ursprünglich in Afrika beheimatete Usutu-Virus, an dem auch in Deutschland Amseln verendeten, wird von Stechmücken übertragen. Text: dpa

 
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